Samstag, 27. April 2019

Alan Bennett : "Die Souveräne Leserin"

Alan Bennett :
"Die Souveräne Leserin"
original "London Review of Books" oder auch "The Uncommon Reader"
2007, Forelake Ltd
Aus dem Englischen von Ingo Herzke
2008, 2012, 19. Auflage 2017, Verlag Wagenbach Salto, Berlin
111 Seiten + 1 Seite Porträt des Autors
ISBN 978-3-8031-1254-5

Der Queen kommen ihre berühmten, aber etwas unerzogenen Corgis aus, und sie entdeckt einen Bücherbus und damit das Lesen. In dieser Liebeserklärung an das Lesen und Literatur, wird die Queen in die Welt der Bücher, der Phantasie, und der Geschichten gezogen. Die pflichtbewußte Dame beginnt ihre Termine etwas zu vernachlässigen und Bücher der Gesellschaft von Menschen vorzuziehen. Nach den ersten Buchempfehlungen des Bücherbusmannes, hilft ihr ein belesener Diener den sie aus der Küche geholt hat ihren eigenen Lesengeschmack zu entwickeln. Hofintrigen lassen nicht auf sich warten; manche gehen auf, manche werden zurück geschlagen. Die Gäste der Queen die bislang Smalltalk über Autos gemacht hatten, mußten sich überlegen welches Buch sie gerade lesen würden. Mit feinem Humor führt die Geschichte zur Überlegung, ob die Queen selbst zu schreiben anfangen sollte.

Das Buch ist liebevoll geschrieben. Mit Feingefühl ist das Leben, das Denken der Queen beschrieben, wie sich ihre Gedanken mit den Qualität der Bücher emanzipieren.
Am Hof lebende Menschen sind fast nur der Herzog mit seinen trockenen Kommentaren und ein ziemlich intriganter Sekretär beschrieben.

Es gibt kleine feine Betrachtungen über den Unterschied zwischen Lesen und Informieren, ob Literatur buckelt oder unabhängig ist, ob Lesen Bürgerpflicht sein sollte oder nicht, und die Überlegung, daß es schade ist so viele Autoren gekannt zu haben, ohne mit ihnen wirklich geplaudert zu haben. Ihr Versuch dies nachzuholen scheitert leider gründlich.

In Summe ein wunderbares feines Buch, das Anregungen zu vielen Büchern gibt. Viel Freude beim Lesen !

Alan Bennett wurde am 9. Mai 1934 in Leeds geboren. Als Sohn eines Fleischhauers konnte er dank eines Stipendiums Geschichte in Exeter studieren. Darauf folgte eine Professur in Oxford. Später wurde der Dramatiker, Regisseur, Drehbuchautor und Schriftsteller. Er verarbeitete seine Krebserkrankung literarisch, und erhielt viele Auszeichnungen. Im den Buch ist der mit Hausschwein an der Leine abgebildet. 

Sonntag, 21. April 2019

Günther Zäuner : "A negativ - Wenn das Blut versiegt"

Günther Zäuner :
"A negativ - Wenn das Blut versiegt" - Ein Kokoschanski-Krimi
2018, Verlag Federfrei Marchtrenk
231 Seiten + 3 Seiten Anmerkungen in denen Zitatquellen stehen, sowie Wienerisch und Gaunersprache übersetzt werden
ISBN 978-3-99074-025-5

Heinz Kokoschansky wird aus seiner inneren Sicherheit geworfen als sein Sohn aus Rache in einen Fahrradunfall verwickelt und schwer verletzt wird. Im Krankenhaus wird ihm erzählt, daß die Blutgruppe des Buben rar sei. Parallel versucht eine mysteriöse Gruppe den unabhängigen Internet-Nachrichten-Sender von ihm und einigen engen Freunden zu kaufen; vorsichtiges Verhalten provoziert eine saftige Erpressungsmeldung. Weitere Informationen bringen zwei geldgierige gewissenlose Ärzte, Verbindungen in die Ukraine und zu einem Flüchtlingslager, einige mysteriöse Verbindungen und Seilschaften und viel ungute Machenschaften auf Kosten von Menschen.
Für den Buben und die Familie geht die Geschichte gut aus, für einige andere Menschen leider nicht.

Der Roman ist spannend geschrieben. Der Hintergrund über Blutgruppen, Rhesusfaktor, weitere Blutfaktoren bis zur Thematik von Verwendung von Blutspenden, Plasma, Organspende und die großen "Player" am weltweiten Blut-Parkett ist viel recherchiert, und macht in mancher Verflechtung Angst.
Leider ist der Aufhänger mit Blutgruppe A-negativ etwas zu simpel zu strukturiert, denn bei dieser Blutgruppe wäre in Aufruf über die sozialen Medien um vieles erfolgreicher gewesen.

Kokoschatzky liebt seinen Beruf als unabhängiger Journalist. Sein engster Freund genannt Freitag steht ihm mit Internet recherche zur Seite. Die jüngere hübsche ehemalige Polizistin Lena ist ihm enge Familie, und Rettungsanker. Dr Grundmann ist arrogant, Dr. Kusyn eiskalt, Schwester Rebecca empathisch und verantwortungsbewußt und Dr. Rettenbach engagiert geschildert.

Leider wird auch politisch gegen die aktuelle und die frühere konservative Regierung Österreichs in den letzten 20 Jahren geschrieben, als ob die Freiheit des Journalismus nur von dieser Seite Eingriffe erführe.

In Summe ein spannendes Buch um ein Bubenleben, die Wichtigkeit Medizinprodukte von mafia-ähnlichen Organisationen frei zu halten, das leider aber nur halbgut ausgeht. gute Lesespannung !

Günther Zäuner wurde am 27. März 1957 in Wien geboren. Er studierte Geschichte und  klassische Philologie. Nachdem er bis 1983 Lehrer für Latein, Geschichte und Musik war, ist er heute freier Schriftsteller, Journalist, und Drehbuchautor. Der erste Kokoschatzky Krimi erschien mit 'Kokoschatzkys Instinkt' 2003. Mittlerweile sind dreizehn Kriminalromane mit dieser Figur am Buchmarkt und einige andere spannende Kriminal-Thriller-Geschichten erschienen.

Montag, 15. April 2019

Michael Connelly : "Ehrensache"

Michael Connelly :
"Ehrensache"
Thriller
original "The Crossing"
2015, Little Brow and company, NY
Aus dem Amerikanischen von Sepp Leeb
2018, Droemer
2019, Droemer Taschenbuchausgabe
404 Seiten
ISBN 978-3-426-30671-0

Harry (Hieronymus) Bosch ist in seinem 20. Band nicht mehr bei der Polizei, sondern wegen Ungereimtheiten in Frage gestellt. Sein Halbbruder, der findige Anwalt Mickey Haller, ersucht ihn zuerst nur um Hilfe sich etwas anzusehen, bis Bosch mitten im Fall um ein ehemaliges Gang-Mitglied steckt, dem eine brutale Vergewaltigung und Mord an einer Prominenten, angehängt werden soll. Sein Alibi wurde ebenfalls tot aufgefunden. Er geht Ideen und Beweisen nach, bis es einen Besuch bei einem Schönheitschirurgen zum Showdown kommt. Haller gewinnt seinen Fall.

Die Geschichte ist aus der Sicht von Harry Bosch inkl. seiner Lokalbesuche und in kürzeren Sequenzen aus denen von Ellis und Long geschildert. Während sich Bosch nach und nach mit dem Fall und seinen Fallstricken vertraut macht, handeln Ellis und Long wegen Habgier und Zielgerichtetheit, und weil Polizisten ohne viel Federlesens.

Ort der Handlung sind Los Angeles, bei der jede Menge von Straßennamen und Ecken genannt werden, die Menschen die sich dort auskennen vermutlich Spaß beim Lesen machen.

Harry hadert mit seinem Schicksal am Anfang des Buches als seine Polizeikarriere gekippt ist. Nur mühsam läßt er sich motivieren auf der anderen Seite mitzuarbeiten und damit die Verachtung vieler ehemaliger Kollegen dafür zu ernten. Seine Tochter ist ihm da keine Hilfe.

Der Thriller ist spannend geschrieben. Wie sich das Ende zusammensetzt ist und die Geschichte sich dreht, hat mich fasziniert. Viel Spaß beim Lesen !

Michael Connelly wurde am 21. Juli 1956 in Philadelphia geboren. Er studierte Journalismus und Kreatives Schreiben. Zuerst war er Journalist for Krimi-Reportagen, später war er Polizeireporter für die Los Angeles Times. 1992 erschien der erste Harry (Hieronymus)-Bosch- Thriller.

Sonntag, 7. April 2019

Bernd Flessner : "Der Radieschen-Mörder"

Bernd Flessner :
"Der Radieschen-Mörder" - ein perfider Garten-Krimi
2016, BLV Buchverlag gmbH München
  Seiten
ISBN 978-3-8354-1395-5

Der zwangspensionierte Walter Dollinger, der seinen Garten liebevoll und umweltfreundlich hegt und pflegt, sieht den Garten eines Mordopfers und zieht andere Schlüsse aus der Länge der Paradeispflanzenranken als die Polizei. Kommissar Schwerdtfeger der den ganzen Gartnerverein als tatverdächtig ansieht, das etepetete Mordopfer getötet zu haben, sieht vieles anders. Herr Dollinger, seine Frau Erika und die mündliche Zeitung des Ortes gehen auf Recherche. Am Schluß kommt die Polizei gerade rechtzeitig.

Wenn man als Leser/Leserin etwas Ahnung von Planzen, Blumen, Gemüsepflanzen und Garten hat, liest sich der Roman sehr vergnüglich. Bei dem liebevoll die Schnecken herunterpflücken, wird es auch andere Meinungen als die des Protagonisten geben.
Witzig sind die Gartner-Typen geschildert, von gemütlichen wie der Hauptperson bis zu solchen die alle Pflanzen millimetergenau aussetzen und nachkorrigieren.

Ort der Handlung ist ein Ort irgendwo im schönen Bayern, oder Franken.
Als Menscherln werden aus dem Hauptpersonen noch die Tratschgans/'mündliche Zeitung' des Ortes, einige Vereinsmeier, der Schnapsbrenner des Ortes und Paketauslieferer gemütlich aufs Korn genommen.

Radieschen sind wichtig, weil eines im Mund des Mordopfers steckt, und Herr Dollinger und noch paar Menschen diese als Warnung auf prominenten Orten im Garten vorfinden.

Der Krimi ist mit viel Humor geschrieben und bringt zum Lachen. Mitraten wer der Morder ist, ist möglich. Viel Spaß beim Lesen !

Dr. Bernd Flessner wurde am 24. November 1957 in Göttingen geboren. Er wuchs in Ostfriesland auf, und studiert später Theater- und Medienwissenschaften, Germanistik und Geschichte in Erlangen. Er schreibt wissenschaftliche Bücher, Literaturkritiken, Krimis, Science-Fiction und Kinderbücher und lehrte einige Zeit Germinastik an der Universität in Erlangen. Seit 2011 ist er Mitarbeiter im Zentralinstitut für Wissenschaftsreflexion und Schlüsselqualifikationen (ZiWiS).