Burkhard Rüth :
"Schatten über Bozen"
Kriminalroman
2015, emons Verlag
404 Seiten
ISBN 978-3-95451-577-6
Dieser Krimi ist der vierte Band um Kommissario Vincenzo Bellini. Während er und seine Leute den ausgebrochenen Verbrecher Klaus Mantinger suchen, der die Beziehung zwischen Vincenzo und seiner Freundin Giulia aus Mailand zum Zerbrechen gebracht hatte, werden zwei ziemlich bestialisch hergerichtete Frauenleichen gefunden. Ein Journalist gräbt die Geschichte des Guido Zingerle aus, der in den 50-er Jahren Frauen im Wald und den Bergen bestialisch ermordete, und initiiert damit Panik unter der Bevölkerung, die zu zusammenrotten gegen einen geistig Zurückgebliebenen mündet. Da die ermordeten Frauen als Krankenschwestern gearbeitet hatte, werden im Krankenhaus die Chirurgen Brunner und von Adelsburg, die tiefe Feindschaft verbindet, vernommen. Eine dritte Krankenschwester verschwindet. Die Lösung für die Morde ist ziemlich überraschend.
Die Menschen sind durchaus eindrucksvoll geschildert. Vincenco Bellini als attraktiver Kommissario, der lernt zu kämpfen (leider nicht um seine langjährige Freundin); die starke Pathologin die sich in Arbeit vergräbt, und zwei verläßliche Mitarbeiter die Mandelgebäck lieben. An Menschen im Roman sind die Familie von Adelsburg die zwar adelig aber nicht hochnäsig ist, und medizinische Herz-Produkte vertreibt; deren liebenswürdiger höflicher attraktiver Schwiegersohn Florian, der ein genialer Herz-Chirurg ist, sich anscheinend gut an das Adelsbenehmen anpaßt, aber daran innerlich zerbricht - hier kann ihm nicht die intensive Liebe zwischen ihm und seiner Frau helfen; dessen Mentor und Chef Brunner den die Einsamkeit auffrißt; drei Krankenschwestern mit unterschiedlichem Aussehen und Temperament und eine attraktive aber anlassige Ärztin beschrieben; drei Schwestern aus dem Spital die charakterlich unterschiedlich sind; natürlich auch der ausgebrochene Klaus Mantinger der die Polizei narrt, und exzellent in den Bergen unterwegs ist.
Die teilweise mit Haß geführten Gespräche der beiden Ärzte scheinen mir aus dem Leben gegriffen zu sein, so greifbar war die gegenseitige Verachtung und Wunsch dem anderen etwas zu Fleiß zu machen. Hier kriegen es leider die Patienten ab, was gruselig ist. Der medizinische Hintergrund ist großteils gut nachvollziehbar beschrieben. Allerdings ist die Szenerie rund um den illegalen Zugang zu Organen zwecks Transplantation Alptraum erzeugend.
Im Hintergrund wird die Einsamkeit von zwei adoptierten Kindern aufgerollt. Das eine Kind hat direkt mit Zingerle zu tun, das andere gerät in dessen Alptraum - beide sind ausgegrenzt, wobei wenigstens einer eine liebevolle Familie gefunden hat.
Die Geschichte wird etwas sprunghaft geschrieben. Sie beginnt mit Kapiteln in den 40-er Jahren, später dann einem einsamen aber ehrgeizigen Knaben, und teilt sich auch später auf die unterschiedlichen Romangestalten wie den Commissar, seine Freundin giulia, Herrn von Adelsburg, den Arzt Florian von Adelsburg, einige Schwestern im Spital, und auch den klettergewandten Ausbrecher Mantinger auf.
Beängstigend ist beschrieben wie sich Menschen diesmal mit Hilfe der sozialen Netzwerke einseitig informieren, und gemeinsam eine Angst schüren die zum Angriff und Körperverletzung auf Unschuldige führt.
Ort der Handlung sind die Orte und Berge um Bozen.
Der Roman ist gut lesbar, es macht Spaß und ist spannend den Figuren und ihren Gedanken und Handlungen zu folgen. Das Ende ist etwas kurz geraten, hier hätte ich gerne mehr gelesen. In Summe aber ein empfehlenswerter Kriminalroman im Medizinerbereich. Viel Spaß beim Lesen !
Burkhard Rüth wurde 1965 in Westfahlen geboren und ist hauptberuflich Unternehmensberater. 2011 erschien sein erster Krimi mit Kommissario Vincenzo Bellini "Das Monster von Bozen".
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