Samstag, 7. April 2018

Antonio Ortuno : "Die Verbrannten"

Antonio Ortuno :
"Die Verbrannten"
original "La Fila India"
2013, Editoreal Océano Mexico
Aus dem Spanischen von Nora Haller
2015, Verlag Antje Kunstmann
199 Seiten
ISBN 978-3-95614-055-6

Die titelgebenden Verbrannten sind Menschen aus Mittelamerika, die versuchen über Mexiko in das Wunschland USA zu gelangen. Sie vertrauen sich Menschenhändlern an, die hier aber mit Mafiagruppen zusammenarbeiten. Das Buch startet mit der brutalen Schilderung des Abbrennens eines abgeschlossenen Lagers mit diesen Durchreisenden, unter Mithilfe von Waffen. In diesen fiktionalen Ort wird die Sozialhelferin Irma (genannt Negra) vom Nationalkommission für Migration (kurz NkM) zur Aufklärung geschickt. Die junge Mittelamerikanerin Yein hat überlebt; für sie strengt sich Irma an. Vor Ort findet sie einige Polizeibeamte wie den häßlich-charismatischen Vidal, Pirúli und einige Assistentinnen. Selbst ein lausiges Cafehaus gibt es in dem Ort mit hausgemachten Problemen der immer übergehenden Wasserleitung.
Rundherum erschiessen sich Mitglieder der Mafiagruppen El Sur oder El Rojos und wieder geht eine Flüchtlingsunterkunft in Flammen auf. Irma rettet kurzfristig Yein, die die Ermordung ihrer Landsleute rächt, bevor sie selbst einem Mafiamann zum Opfer fällt. Irma wird gewarnt jemals zurückzukommen und reist mit ihrer Tochter gemeinsam aus.

Das Buch ist hart, brutal, ohne Liebe, manchmal mit Überlebenswillen, aber oft mit grundsätzlicher Menschenverachtung.

Die Geschichte wird in mehreren Strängen erzählt. Hauptsächlich wird Irma (Negra) in ihrem Tun begleitet, wie sie sich vergeblich um die Überlebenden und die Angehörigen der Verbrannten kümmert, wie sie versucht ihre Tochter zu beschützen, die Annäherung an Vidal und das Erschrecken am Schluß.
Selten ist Yein zu vernehmen, auch wie sie am Schluß nur noch Rache antreibt.
Besonders umsymatisch und kleingeistig ist der Samenspender von Irmas Tochter, der als schlecht bezahlter Lehrer arbeitet; er scheut sich nicht eine Hilfesuchende zu vergewaltigen, dann als Hausmädchen für alles Mögliche zu halten und wundert sich als sie ihn ausraubt und verschwindet.
Zynisch lesen sich die offiziellen Berichte der Nationalkommission für Migration (kurz NkM).

In dem Roman sind Wut, Zorn, Enttäuschung, Verletzung, Brutalität, Gewalt, Selbstüberschätzung, Gnadenlosigkeit zu spüren, und alles geht unter die Haut. Es ist kein einfaches, aber ein empfehlenswertes Buch.

Antonio Ortuno wurde 1976 in Guadeljara (Mexico) geboren. Zuerst war er Journalist, bevor er sich dem schriftstllern zuwandte. 2006 erschien sein erster Roman 'El buscador de cabezas'.

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