Donnerstag, 25. Januar 2018

José Triana : "Die Nacht der Mörder"

José Triana :
"Die Nacht der Mörder"
Original "La noche de los asesinos"
UA 1965 durch das Cubanische Theater
Deutsch von Yvonne Sturzenegger
1969, Suhrkamp - Speculum XII 6 Theaterstücke von Frisch, Walser, Handke, Triana, Müller, Havel
37 Seiten (S.183 - 221 dieses Bandes) + 3 Seiten Information (S.304 - 306 dieses Bandes)
keine ISBN

Beba, Cuca und Lalo sind drei vermutlich junge Menschen, die einen möglichen, oder geplanten oder gewünschten Mord an ihren Eltern in Tat und vor Gericht nachspielen. Sie übernehmen dabei abwechseln die Rollen inklusive Mutter, Vater, Nachbarin, Nachbar, Richterin und Staatsanwältin und Angeklagter.
Vor dem Hintergrund von ehemaligem Wohlstand spielt sich die Armut der Familie ab und alle Frustrationen der Eltern, sowie der Kinder.

Am Schluß des 2-aktigen Theaterstücks geht es aber nur darum, eines der Geschwister von den anderen mit Machtspielen fertig zu machen.

Daß das Stück in Kuba einige Jahre nach der Übernahme von Fidel Castro geschrieben wurde ist nicht merkbar. Politik findet hier nicht statt, sondern Familienhaß der mich an Stücke von August Strindberg erinnert.


Umstellen von einigen Einrichtungsgegenständen wird bereits als Aufstand interpretiert und führt zu Krisen.

Lalo spielt mit Genuß die verschiedenen Menschen und schiebt ihnen damit Fehler und Verantwortung zu, ein Spiel bei dem die temperamentvollere Schwester Cuca mit Vergnügen mitmacht, während Beba den Eindruck hinterläßt, daß sie gerne in Ruhe gelassen werden möchte (was ihr nicht hilft, denn sie muß mitspielen). Jeder der dreien sieht, daß es so nicht weitergeht, und als Alternative nur den möglichen Mord an den Eltern.


Der Text (und/oder die Übersetzung) sind eindrücklich und ziehen in die enge Gedankenwelt der Drei hinein.

Die Wandelbarkeit der männlichen Partie in den Mund gelegt wird hat mich beim Lesen fasziniert. Die Frauenrollen scheinen mir weniger vielseitig und faszinierend angelegt.

In Summe ein eindrückliches Stück für das man drei sehr gute Schauspieler brauchen wird, damit dieses enge Kammerspiel die geistige Beklemmung wiedergeben kann. Viel Freude beim Lesen (oder mal auf der Bühne sehen).

José Triana wurde am 8. August 1931 in La Habanna / Kuba geboren. Er studierte Philosophie und Literatur in Kuba bis 1952, studierte bis 1955 in Madrid, und arbeitet nach seiner Rückkehr bei einer Telephongesellschaft in Kuba. Später arbeitete er im Literaturbetrieb Kubas mit. 1958 erschienen sein erster Gedichtband in 'De la madera del sueño' in Madrid. 'La noche de los asesinos' gilt als sein Hauptwerk. Er hat auch viele Hörspiele und Essays verfaßt. Seit 1980 lebt er mit seiner Frau in Paris; oder in Kuba.

Samstag, 20. Januar 2018

Jean-Luc Bannalec : "Bretonisches Leuchten"

Jean-Luc Bannalec :
"Bretonisches Leuchten" - Kommissar Dupins sechster Fall
2017, Kiepenheuer & Witsch, Köln
306 Seiten + Innencover mit einer reduzierten Landkarte
ISBN 978-3-462-05056-1

Der Kommissar ist auf Urlaub geschickt worden und langweilt sich am Strand mitten in rosa Steinformationen in Trégastel in der Bretagne. Der Gastgeber will ihn in mögliche Kleinkriminalitäten einbeziehen, aber erst bei einer verschwundenen Ehefrau, einer Frau in einem Steinbruch und einem weiteren Mord darf er in Höchstform auflaufen und dem Kommissar vor Ort die Auflösung präsentieren.
Parallel werden undurchsichtige Umwidmungen die in ein Naturschutzgebiet eingreifen würden aufgedeckt.

Es wird einiges als Lokalkolorit in dem Roman indem über die rosa Felsen der Côte d'armor, das romantische Traouiero-Tal erzählt. Unterhaltsam ist die tägliche Zeitungsrubrik woran man einen echten Bretonen erkennen könne, was mitunter sehr zum Schmunzeln oder Auflachen bringt.
Lukullisch ist einiges zu lesen; manches würde ich gerne testen, wie pan pagnat etc.

Die Menschen sind teilweise gut vorstellbar geschildert. Während Dupin und seine Ärztin-Freundin Claire nicht bildhaft beschrieben sind, sondern nur in Gesprächen spürbar sind, sind der Immobilienhai Durand, der Bauunternehmer Chastagner und der hiesige Commissaire Desespringalle auch in ihrer Erscheinung gezeichnet. Gemütlich bis geschwätzig ist das Gastgeberehepaar Bellet, die Dame am Zeitungsstand, der Bäcker sowie der Friseur des Ortes.

Für mich faszinierend waren einige französische, oder auch bretonische Vornamen wie Alizée, Maiwenn, Nolwenn.

Die Geschichte ist komplett aus Sicht des Komissars erzählt. Er wird in seinem Verhalten, seinen Gedanken und Gefühlen und Grübeleien begleitet.
Dazwischen wird manchmal etwas viel über die Gegend fabuliert, was - wenn man an der Auflösung des Falles interessiert ist - etwas nervt.

In Summe ein gut unterhaltsamer Krimi der im Sommer bei Badetuch und Entspannung spielt. Viel Spaß beim Lesen.

'Jean-Luc Bannalec' ist ein Pseudonym für Jörg Bong. Dieser wurde 1966 in Bad Godesberg geboren. Er studierte in Bonn und Frankfurt Germanistik, Philosophie, Geschichte und Psychoanalyse. Seit ist er 2002 Programmgeschäftsführer im Fischerverlag und seit 2014 verlegerischer Geschäftsführer dieses Verlages. Die Kommissar Dupin Serie begann 2012 unter dem oben genannten Pseudonym. Es gibt auch viele Veröffentlichungen unter eigenem Namen.
2016 erhielt er eine Auszeichnung als 'Mäzen der Bretagne'.

Samstag, 13. Januar 2018

Tom Ang : "Die Geschichte der Fotografie"

Tom Ang:
"Die Geschichte der Fotografie" in über 1500 Bildern
original "Photography - The Definitive Visual History"
2014, Dorling, Kindersley Ltd, London
Übersetzung Susanne Ochs
2015, Dorling, Kindersley Verlag, München
400 Seiten
ISBN 978-3-8310-2828-3

Das ist ein faszinierendes Buch mit Seiten über Photos, zeigt alte bis ultramoderne Techniken und Geräte, sich wandelnde Methoden, sich ändernde Themen wie Krieg, Hunger, Mode, Architektur, andere Kulturen, inszenierte Aufnahmen und Photos zum genau richtigen Zeitpunkt, und vieles mehr.

Dazwischen sind immer wieder Seiten über einige der Top-Photographen (beispielhaft, Capa, Stieglitz) im Laufe der Zeit, die Photos gschaffen haben die mittlerweile als Ikonen ihrer Zunft gelten.
Bei einzelnen ausgesuchten Photos ist der Aufbau erläutert.

Ich stöbere gerne in dem Buch und lasse mich in die visuelle Welt verführen; oder lese z.B. konzentriert über alte Techniken nach.

In Summe ein wunderbares Buch, über das ich mich sehr freue.

Tom Ang wurde am 25. März 1952 geboren. Er ist ein britischer Photograph, Autor und Reisender. Er arbeitete für die BBC und unterrichtete an der University of Westminster.

Samstag, 6. Januar 2018

Erich Kästner : "Der 35. Mai"

Erich Kästner :
"Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee"
Copyright 1933, Atrium Verlag Zürich
Illustriert von Walter Trier
1950, Carl Ueberreuter Wien
117 Seiten + 1 Seite Inhaltsverzeichnis + 1 Seite Verzeichnis der Abbildungen
keine ISBN

Der kleine Konrad ist jeden Donnerstag nachmittag bei seinem Onkel, dem Apotheker Ringelhuth. Gemeinsam mit dem schwarzen Zirkuspferd, Negro Caballo, machen sie sich auf die Reise in die Südsee, da Konrad einen möglichst phantasievollen Aufsatz darüber schreiben soll.
Auf dem Weg dorthin kommen sie ins Schlaraffenland mit Präsident Seidelbast, später treffen sie Napoleon, Cäsar, die beiden Ajaxe aus der Illias, Barbarossa und Turnvater Jahn, Alexander der große und Achilles, und beobachten Hannibal und Wallenstein mit Zinnsoldaten im Kampf um einen Rosenstrauch mithilfe von Erbsenkanonen.
In der verkehrten Welt werden böse Eltern erzogen. Der Äquator ist ein Metallband, das vor dem rosten bewahrt werden muß. In der Südsee treffen sie auf die schwarz-weiß-karierte Prinzessin Petersilie und einem Wal im Urwald.
Mittels König und Zauberspruch kommen sie wieder nach Hause, und überfordern Konrads Eltern.

Die Reise Phantansiewelt macht nach den ersten irgendwie eher mühsamen Seiten dann viel Spaß zu lesen. Vermutlich merkt sich jede/r Leser/in andere feine Details, die z.B. von Vier-Frucht-Baum, über spiegelei-legende Hennen bis zu furchtsamen Tigern reichen.

Schön ist in dieser Ausgabe, daß alle Zeichnungen von Walter Trier aus der ersten Ausgabe von 1931 hier abgedruckt sind.

Viel Spaß beim Lesen !

Emil Erich Kästner wurde am 23. Februar 1899 in Dresden geboren. Er war bekannter Kinderschriftsteller, Schriftsteller für Erwachsene, bis zu Texter für das Kabarett. Als regimekritischer Mensch in Deutschland in der NS-Zeit hatte er es zwar nicht leicht, durfte aber immerhin unter Pseudonym veröffentlichen. Am bekanntesten dürften seine Kinderbücher wie "Das doppelte Lottchen", "Emil und die Detektive" sowie "Das fliegende Klassenzimmer" sein. Er starb am 29. Jui 1974 in München.

Dienstag, 2. Januar 2018

J.K. Rowling : "Was wichtig ist"

J.K.Rowling :
"Was wichtig ist" - Vom Nutzen des Scheiterns und die Kraft der Fantasie
2008, "Very good lifes. The Fringe Benefits of Failure and the Importance of Imagination"
2015, published Little, Brown
Illustrationen von Joel Holland
Aus dem Englischen von Klaus Fritz
2017, Carlsen Verlag Hamburg
   Seiten
ISBN 978-3-551-58777-0

In dem Buch ist eine Rede, die die berühmte Harry Potter Autorin bereits 2008 in Harvard gehalten hat abgedruckt. Ergänzt mit liebevollen rot-weißen-Illustrationen.

Bei dem Nutzen des Scheiterns bezieht sie sich darauf, daß sie echte Freunde dadurch kennen gelernt hat und auch sich auf ihren Traum, nämlich das Schreiben, konzentrieren zu können, was sie in einem normalen Job nicht gemacht hätte.

Leider ist für mich der Klappentext etwas irreführend, weil mir die Kraft der Phantasie zu kurz kommt. Mehr ist hier Augenmerk darauf, daß wir Menschen etwas darauf achten sollten, uns bißchen Mitgefühl für unsere Mitmenschen zu bewahren.

Beim Mitgefühl bewahren und etwas tun um anderen Menschen zu helfen, erzählt sie von ihrer Mitarbeit bei Amnesty International und damit Wissen über Menschenleben, das sie sonst so nicht gehabt hätte. Trotz all dem Schrecklichen, das sie dort gehört/gelesen hat, ist für sie das Positive und das Grundgefühl etwas Bewegen zu können überwiegend. Das Gefühl gibt sie mit.