Ross Macdonald :
"Unterwegs im Leichenwagen"
Roman
original "The Zebra-Striped Hearse"
1962, Alfred A. Knopf New York
Neuübersetzung aus dem Amerikanischen von Karsten Singelmann
2017, Diogenes Verlag Zürich
402 Seiten + 6 Seiten Nachwort von Donna Leon
ISBN 978-3-527-3052-9
Der Krimi beginnt fast klassisch: reicher Colonel ersucht Privatdetektiv Lew Archer den neuen Freund der Tochter zu hinterfragen weil er vermutet, daß dieser nur hinter dem Familiengeld her ist. Archer besucht den jungen attraktiven Mann, der sich nur seinem Malen widmet. Dann bekommt die Geschichte Tempo, denn nach Familienkrach fährt das junge Paar weg. Archer sucht sie in Mexiko, entdeckte einige Leichen und ältere Morde, redet mit der echten Mutter der jungen reichen Frau, der neuen sympathischen Frau des Colonel, einer ex-freundin des Malers, und weiteren Menschen. Die Geschichte windet sich zwischen mexikanischen Dörfer, armen Spelunken, eleganten Badehäusern und teuren Villen, bis erst auf der vorvorletzen Seite einige alte Morde und ein Selbstmord aufgeklärt werden.
Die Geschichte wird spannend erzählt. Lew Archer erzählt die Handlung und Dialoge aus seiner Ich-sicht und seinen Eindrücken der Menschen, Einrichtungen und Örtlichkeiten aus seiner Sicht.
Die Menschen sind anschaulich geschildert in ihrer Art zu sprechen, sich anzuziehen und zu bewegen. Die Beobachtungen sind eher sachlich und weniger wertend. Sympathie oder anthipathie fließen in die Schilderungen ein. Während der cholerische, tyrannische Colonel fast sofort Anthipathie auslöst, ist seine zweite Frau Isobel die versucht fair und liebevoll zu bleiben als sehr sympathisch spürbar. Tochter Harriet ist leider nur reich, groß und eher ungelenk. Der künstlerisch talentierte Bruce Damian/Campion sieht gut aus, was er manchmal weiß, aber er lebt lieber seine künstlerischen Ambitionen. Das Schicksal der mollig-süßen Dolly die ein Kind geboren hat, aber ermordet wurde und auch der Mord an Ralph Simpson wird geklärt.
Während sofort berechnet wird, daß ein Künstler eine reiche Erbin nur wegen ihres Geldes interessant findet, kommt erst spät auf, daß ein gestandener Mann an kindlichen Frauen Gefallen findet, und hier eine Kette von Ereignissen auslöst.
Der englische Original Titel bezieht sich auf einen mit Streifen angemalten Leichenwagen, in dem junge Surf-wütige Leute den schönen Wellen die Küste entlang fahren und Archer immer wieder begegnen. Ein wichtiges Beweismittel fischen sie aus dem Meer.
Die Beschreibungen sind bildhaft. Die Atmosphäre sowohl im snobistischen Bereich als auch in der armseligen mexikansichen Stadt mit originellen Figuren ist spürbar.
Ich habe diesen Kriminalroman sehr genossen ! Viel Freude beim Lesen !
Ross Macdold wurde am 13. Dezember 1915 unter dem Namen Kenneth Millar in Los Gatos (Kalifornien) geboren. Er wuchs in Ontario auf, studierte in Michigan, wo er war Dozent war, bevor er mit dem Schreiben von Kriminalromanen begann. 1946 erstand der Privatdetektiv 'Lew Archer' in einer Kurzgeschichte. 1949 erschien der erste Roman. Er starb am 11. Juli 1983 in Kalifornien.
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