Mittwoch, 27. Dezember 2017

Eskil Engdal, Kjetil Saeter : "Fischmafia"

Eskil Engdal, Kjetil Saeter :
"Fischmafia" - Die Jagd nach den skrupellosen Geschäftemachern auf unseren Weltmeeren
original "Jakten pâ Thunder"
2017, Forlaget Vigmostad & Bjorke AS
Aus dem Norwegischen von Lothar Schneider
2017 Campus Verlag Frankfurt / New York
306 Seiten Text + 16 Seiten bunte Photos mitten im Buch + 3 Seiten Dank + 21 Seiten Anmerkungen
Hardcover und Lesebändchen
ISBN 978-3-593-50671-5

Fast 200 Seiten geht es um die Verfolgung der "Thunder" unter Kapitän Gataldo durch das Schiff der 'Sea Shepherd' durch die "Rob Barker" unter Kapitän Peter Hammerstadt. Hintergrund ist der Verdacht, daß Schiffbesatzungen illegal schwarzer Antarktisdorsch (genannt das "weiße Gold") aus den Tiefen von 600 Meter entlang des Südpoles fischen, konservieren und an einem Hafen meist in Asien oder Afrika illegal an Land bringen. Von dort wird der hochbezahlte fein schmeckende Fisch für hohe Preise weltweit weiterverkauft.
Ziel ist es eines der Schiffe auf frischer Tat zu erwischen und alles zu belegen und damit an die Hintermänner und Drahzieher zu gelangen.

Am 17 Dezember wird die "Thunder" erstmals von der Brücker der "Rob Barker" gesehen. 110 Tage später geht die "Thunder", nachdem Wasser über Lucken hereingelassen wurde, um 12h52 ziemlich spektakulär zwischen nahe San Tome vor Äquatorial-Guinea unter - und sinkt auf 3.800 Meter Tiefe ab. Die Mannschaft wird über Rettungsinsel auf zwei Schiffe der 'Sea Shepherd' gerettet und interviewt, vor Gericht gestellt, verurteilt und dann über Hintertüren heimwärts geschafft.

Auf vielen Seiten wird das Hintereinanderherfahren und Manövrieren der beiden Schiffe inkl. Kommunikation beschrieben.
Während am Schiff der 'Sea Sheperd' lauter Freiwillige und Begeisterte an einem Strang ziehen, ist auf dem berufsmäßigen Fischereischiff eine indonesische Mannschaft für die niedrigen Dienste und Spanier sowie Lateinamerikaner an den entscheidenden Positionen nach Willen der Auftraggeber angestellt.
Emotional faszinierend bleibt für mich als Leser, daß zwei doch kleine Schiffe über diese riesige Wasserfläche einen Wettkampf führen; es wird über brüllende Breitengrade, Zyklone, 20 Meter hohe Wellen und sonst Unwetter berichtet.

Parallel zur "Thunder" hat die 'Sea Shepherd' weitere fünf Schiffe als Jagdziele auserkoren, da auch sie zur illegalen Jagd auf Schwarzen Seehecht im Südpol eingesetzt werden. Im Buch werden immer wieder die "Yongding" sowie "Kunlun" genannt; später auch die "Viking".
Das Schiff "Tiantai" geht nahe dem Eisrand unter - die Mannschaft konnte sich vorher noch auf ein Nachbarschiff retten. (In den Medien war damals mehr von der Suche nach dem vermißten Flugzeug der Malaysia Airlines 2014 zu lesen)
Mühsam zu verfolgen, sind die vielen unterschiedlichen Namen, die Schiffe im Rahmen ihres Schifflebens haben. Nur die IMO-Nummer bleibt, sonst bekommen die Schiffe, die illegal eingesetzt werden, manchmal sehr plötzlich neue Namen, und neue Flaggen unter deren Staaten sie angeblich angemeldet sind.

Weiteres Schiff der Sea Shepard ist die "Sam Simon" unter dem Kapitän Sid Chakravarty.
Faszinierend ist die Besessenheit mit der die Leute der 'Sea Shepherd' unterwegs sind; für einige war 'Greenpeace' nicht extrem genug.

Die Geschichte Nigerias ab den 80-er Jahren mit wechselnden Präsidenten, aber gleichbleibender Brutalität wird erzählt. Ähnlich liest sich die Geschichte Äquatorial-Guineas in und nach den 80-er Jahren als das Meer sogar als Feind angesehen wurde. Auch die Geschichte der Insel San Tome mit möglichem Kakaoanbau und dann fast komplettem Abbau von legaler Arbeitsmöglichkeit liest sich interessant bis erschreckend.

Das Gegenteil ist Ribeira in Departement Galicien (Spanien nahe Portugal / am Atlantik). Hier wohnen einerseits arme arbeitssame Fischer, aber es gibt auch bestens geschützte, bestens ausgestattete Villen für einige Mitglieder einer reich gewordenen Familie. Einige der Beteiligten werden/wurden vor Gericht gestellt, manche verurteilt. Viele der Kapitäne und Maschinisten der illegalen Schiffe haben kaum mehr Chancen eine Heuer zu erhalten.

Die Karten im Buchinnendeckel zeigen zwar die Fahrt der beiden Schiffe zwischen Antarktis und Versenkpunkt der Thunder, aber die vielen Feinheiten auf der Verfolgungsfahrt fehlen.
Karten auf denen z.B. die Banzare-bank eingezeichnet ist fehlen, genauso wie die Breitengrade die gerade mit ihren maritimen Herausforderungen an die Schiffe wichtig ist.

Der Inhalt des Buches in hochinteressant und spannend. Allerdings ist mir die Sprache zu einfach, und erinnert mich stilistisch an die Schulaufsätze eines 15-jährigen, was mir zum Lesen wenig Freude macht.

Auch hat mich irritiert daß das Schiff als böse und illegal Fische jagend oder Hacken auf dem Meer schlagend erzählt wird, als ob das Schiff selbst böse wäre und abstrakt selbstständig einen Weg wählt, statt von Entscheidungen auf der Offiziersbrücke zu schreiben. Warum die "Viking" explodiert, also zerstört werden mußte war mir nicht nachvollziehbar.

In Summe aber ein hochinteressantes Buch über ein wichtiges Thema wenn wir uns unsere Erde ansehen.

Über die Journalisten/Autoren Eskil Engdal und Kjetil Saeter habe ich leider keine autobiographischen Daten im Internet gefunden.
Übersetzer Lothar Schneider wurde 1946 geboren und hat Skandinavistik, Geschichte und Philosophie studiert und besonderes Naheverhältnis zu Norwegen.


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