Montag, 1. Mai 2017

Elisabeth Florin (Pseud.) : "Commissario Pavarotti trifft keinen Ton"

Elisabeth Florin (Pseud.) :
"Commissario Pavarotti trifft keinen Ton"
Kriminalroman
2013, Emons Verlag
372 Seiten + 2 Seiten Anmerkungen der Autorin + 2 Seiten Danksagung
ISBN 978-3-95451-122-g

Die dünne, übergepflegte Lissie von Spiegel fährt in ihre Kindheitserinnerung Meran. Dort wird sie in die Ermittlungen nach einem Mord durch den rundlichen eher emotionslosen italienischen Commissario verwickelt. Beide eint Probleme mit dem Vater und das Ziel den Mord zu lösen. Lissie vergräbt sich in die Geschichte Südtirols mit Mussolini und auch nach dem zweiten Weltkrieg, als die deutschsprachigen Südtiroler Spielball von Politik und Unterdrückung worden; die Zeit der Bombenlegungen, Verstecke, Verrat von Freunden, (zu) hartes Durchgreifen der Polizei werden genannt. Der Commissario versucht bei Witwe und Vater des Mordopfers Informationen zu finden, bei den eingesessenen Handelspartner in Meran für die das Opfer zu Italien-freundlich war, bei italienischen Handelspartnern, und auch bei einer der vielen Geliebten des als charmant aber kühl beschriebenen Opfers. Der Vater des Opfers wird auch ermordet. Erst spät wird überraschend klar, wer hier wen gemordet hat und warum.

Ort der Handlung ist Meran, die schönen Laubengänge, Park und auch die Berge rundherum. In den Laubengängen findet Veränderung statt wenn statt eingesessener Läden plötzlich italienische Nobelmarken ihre Stücke Touristen anbieten.

Die Personen sind gut vorstellbar geschrieben. Pavarotti ist zwar rund, trägt aber die Last daß sein Vater als Staatsanwalt gegen die einstigen Bombenleger traumatisch vorging; Pavarottis Schwester hat ein anderes Problem mit dem gemeinsamen Vater. Pavarotti wird nur Meran zugeteilt, spürt aber daß er als Italiener / 'Welscher' nicht ernst genommen wird. Lissie hat ihre Arbeit verloren und versucht sich abzulenken in dem sie nach Südtirol fährt; sie ist sehr kommunikativ und hört gerne bei fremden Gesprächen zu. Das Opfer Karl Felderer war ein Halodri, und ein gefuchster Geschäftemacher. Seine Frau ist hochschwanger und in der Familie der Felderers kreuzunglücklich. Die Pensionsinhaberin und Restaurantorin wird hantig, handwerklich und ziemlich belastet geschildert. Ihr Enkelbub ist ein aktiver Bub. Der Ladenbesitzer Aschenberger ist historisch bewandert und damit auch belastet, und sehr verbittert. Commissarios ex-Schwager Albert hat einen Alkohol-Laden und hofft diesen erhalten zu können, und ist ein weicher Mensch. Niedermayer hat auch einen Laden in den Laubengängen und er streitet mit Karl Felderer über die weitere Ausrichtung der Geschäfte, und ist sonst ein unsympathischer Mensch.
Die zwei Polizisten vor Ort unterschiedliche Typen; der eine liebt seinen Job und ist engagiert und proaktiv unterwegs, während der andere nur noch weg möchte.

Irritierend sind die Kommentare zu Werken von Gustav Klimt, dem fette Weiber als Modells und ein Tod, der nicht die spanische Grippe ist, angedichtet werden. Hoffentlich sind andere Details besser recherchiert.

So interessant der geschichtliche Hintergrund geschrieben ist und festhält, sowenig haben mich die Personen emotional positiv berührt. Alle haben einen 'groben Schaden', den sie ungelenk und aggressiv kaschieren wollen, was mich bei dem Hauptermittler-Duo abstößt.

Trotzdem ist das Buch ein empfehlenswerter Kriminalroman, bei dem Mitraten nach dem Mörder möglich ist. Viel Spaß !

Elisabeth Florin (eigentlich Claudia Vogl-Mühlhaus) wurde am 4. August 1958 in Augsburg geboren. Ihre Ausbildung hatte sie in München, Brixen und Bozen. Sie arbeitet seit 20 Jahren als Autorin, Finanzjournalistin und Kommunikationsexpertin für Banken. 2003 begann sie ein Buch zu schreiben, das 2013 mit "Commissario Pavarotti trifft keinen Ton" veröffentlicht wurde. Mittlerweile sind auch "Commissario Pavarotti küsst im Schlaf" (2014) und "Commissario Pavarotti spielt mit dem Tod" (2016) erschienen.

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