Michelle de Kretser :
"Der Fall Hamilton"
original "The Hamilton Case"
2003, Verlag Knopf (Australien)
Aus dem Englischen von Anke Caroline Burger
2006, Klett Cotta Verlag
300 Seiten
ISBN 3-608-93740-4
In dem Roman geht es anhand von Sam (eigentlich Stanley Alban Marriott) Obeysekere, seiner Mutter Maud und seinem Sohn Harry um die Geschichte Sri Lankas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als zuerst die Briten die Herrschaft auf der Insel innehatten, und diese dann an die Kämpfe zwischen Tamilen und Singhalesen abgeben mußten. Sam ist zwar dunkelhäutig aber britisch bis ins Detail, während seine Mutter als Kind und im Alter die Weisheit der Eingesessenen lebt und dazwischen durch ihre Schönheit den Menschen auf der Nase tanzt, während sein Sohn Harry sich komplett aus dem System ausklinkt und in England Vegetarier wird. Am Schluß wird klar, daß Sam wunderbar in Details war, aber nie den großen Zusammenhang erkannte.
Der Hauptteil der Geschichte ist Sam gewidmet, der in einer Familie mit Geld aber auch Verschwendung aufwächst, eine Schwester Claudia hat die er innig lieb und einen Bruder der früh stirbt. Im Internat lernt er Jaya kennen, der später sein Schwager, dann Politiker wird, und Shiva (Shivanathan) der genauso wie Sam Jus studiert und später Geschichten (unwahr und exotisch) schreibt. Sam eine Karriere im Staatsdienst vor sich die er sich mit seinen Schlußfolgerungen um den Mord an dem Farmer Hamilton verbaut, als hier das ewige Mißtrauen gegen eingeborene Dienstboten, die Oberhoheit der Briten, sich ändernde Zeiten gegeneinander spielen. Seine Heirat mit der reichen häßlichen Leela macht ihn nicht glücklich, aber es gibt spät Sohn Harry, der sich gar nicht den Wünschen von Sam entwickelt.
Kapitelweise wird das Leben von Sams Mutter Maud beschrieben, die es durch große Schönheit und Extravaganz schafft bewundert zu werden. Als gleichzeitig Alter und Armut kommen entwickelt sie sich zur wunderlichen Alten die in Glitzergewändern durch die Wälder streift. Diese Kapitel haben eigenen Charme da hier viele Baum- und Tiernamen vorkommen.
Hintergrund ist der Geschichte von Ceylon, in der von den holländischen Einwanderern und Stolz erzählt wird, dann den Briten, und den Unterschieden zwischen Tamilen und Singhalesen. Die Loslösung der Briten von Indien und den Lösungen im Norden die Haß sähen und zu blutigen Konflikten führen, sind nur kurz genannt. Auf der Insel verschieben sich die Machtverhältnisse zugunsten der ursprünglichen Einwohner.
Die Menschen sind gut vorstellbar beschrieben. Sam bleibt brav, seine Mutter schildernd, seine Schwester durchsichtig und zart, Kurzzeit-Schwager Jaya als dickes schleimiges Ekelpaket mit grandioser wetterwendischer Rhetorik, das Kind Harry dem die Welt der Mutter und Großmutter wichtig ist, Pater/der Vater Sams der ein großer Verschwender war, die unterschiedlichen Helferleins im Gut mitten im Nirgendwo im Regenwald, oder im Haus am Meer das nur Sam liebt.
Leider gibt es keinen Glossar um die verschiedenen Ausdrücke die vermutlich typisch für Sri Lanka sind oder waren und die Essen, Herrschaft - Dienerschaft, und anderes beschreibt nachzuschlagen. Das ist schade weil es den Charme des Buches ausmacht, daß diese Ausdrücke zwar unübersetzt und immerhin kursiv gedruckt im Text stehen.
Der Roman ist stark und eindrücklich. Auch wenn man mit dem Leben auf dieser Insel und dem geschichtlichen Hintergrund nicht vertraut ist, zieht es in diesen Roman mit seinen Menschen und dem feuchten Klima und verschiedenartigen Essen hinein. Viel Freude beim Lesen !
Michelle de Kretser wurde am 11. November 1957 in Sri Lanka (Ceylon) geboren und wanderte mit 14 nach Australian aus. Sie studierte Literaturwissenschaft und Französisch in Melbourne und Paris. Dann arbeitete sich als Lektorin für ein Reise Magazin und begann zu schreiben. 1999 erschien der erste Roman "The Rose Grower" (auf deutsch 'Rosenzüchterin von Montsignac' bei Rütten und Loening 2001).
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