Bernhard Schlink :
"Selbs Mord"
2001, Diogenes Verlag Zürich
258 Seiten
ISBN 3-257-06280-X
Selb hilft im Schneetreiben einem anderen Autofahrer und bekommt dafür einen Detektivauftrag in von einer kleinen renommierten Bank: ein stiller Gesellschafter muß aufgetrieben werden. Dieser Mann mußte mit seiner Familie durch den Nationalsozialismus nach London verschwinden, was nicht allen geglückt ist. Ein altes Faktotum der Bank der sich im Archiv auskennt kommt auf eine Spur die ihm das Leben kostet. Selb trifft sich mit dem Bankenbesitzer und dessen Chauffeur/Mädchen für alles. Nachdem er alte Fäden in Straßbourg aufgenommen hat, kommt er der Geschichte des stillen Gesellschafters nahe. Einige Männer in dunklen Anzügen schalten sich mit Erpressung und Schießereien ein, ehe die Fäden zusammenfinden.
Gerhard Selb wird als Mann an der Grenze zum Pensionsalter beschrieben, der immer noch der Arbeit eines Detektivs nachgeht, und 2000 noch kein Handy hat. Eigentlich ist er in Brigitte verliebt und ihren Sohn für den er ein quasi-Vater ist. Er recherchiert in seinem gewohnten Stil indem er mit Menschen spricht und sie besucht. Bankenfaktotum Schuler ist ein ziemlich schräger Charakter der emsig Unterlagen zusammensucht und Selb über einiges informieren kann, und einen Koffer mit Geld bei dem Detektiv deponiert; letztendlich hat er das letzte Puzzlestück in seinen Unterlagen.
Bankenbesitzer Weller wird als freundlich, hilfesuchend beschrieben; wofür diese Fassade herhält wird erst später klar. Sein Chauffeur Samarin hat eine undurchsichtige Rolle.
Hintergrund der Geschichte sind die kleinen Privatbanken und ihre Probleme in der Zwischenkriegszeit, in der DDR und parallel in Deutschland; hier konkret angesiedelt in Mannheim. Kleine Ausflüge nach Berlin und Cottbus helfen entdecken, daß mit einer kleinen Bank der Ex-DDR nicht das kleine Geld der kleinen Genossen, sondern ganz anderen Menschen gewaschen wird. Die Darstellung der dort arbeitenden, methodischen, engagierten Bankfrau ist fein, und geht zu Herzen.
Selb selber geht es durch seine Herzprobleme die ganze Zeit nicht wirklich gut. Sowohl er als auch Welker überlegen wie sie würdig in den Ruhestand abtreten können. Selb wird zusätzlich von einem Mann genervt, der behauptet sein Sohn zu sein; seine verstorbene Gattin hätte hier wohl helfen können.
Die Geschichte ist klar geschrieben. Die Personen gut vorstellbar. Das Banken-Unwesen ist durchaus schlüssig erklärt. Ein gut geschriebener Kriminalroman, der auch etwas Pepp durch Männer mit Pistolen erhält. Gutes Lesen !
Bernhard Schlink wurde am 6. Juli 1944 bei Bielefeld geboren. Er ist Jurist und Schriftsteller. Als Jurist war er Professor für Öffentliches Recht. 1987 schrieben er und ein Freund gemeinsam den ersten Kriminalroman " Selbs Justiz", mit dem 69-jährigen Detektiv und Ex-Anwalt als Hauptfigur. Weitere Kriminalromane erschienen, sowie der berühmt gewordene Roman "Der Vorleser" 1995. Er lebt in New York und Berlin.
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