Martin Windrow :
"Die Eule, die gern aus dem Wasserhahn trank - Mein Leben mit Mumble"
original "The Owl liked Sitting on Caesar. Life With a Lovable Tawny Owl"
2014, Bantam Press, London
aus dem Englischen von Sabine Hübner
2015, Carl Hanser München
307 Seiten + 2 Seiten Vorwort des Autors + 2 Seiten Inhaltsverzeichnis
ISBN 978-3-446-44328-0
Ein britischer Militärhistoriker erzählt auf humorvolle Weise über seine wunderbare Beziehung zu einem bezaubernden Waldkauz, einer Dame namens Mumble.
Der Autor sah bei der Familie das Zusammenleben mit dem Waldkauz "Wol" und versuchte zuerst mit einer kleinen Eule (Athene noctua) namens "Wellington"; leider war diese schon zu weit in ihrem Erwachsen werden, sodaß ein Zusammenleben mit dem Menschen nicht mehr möglich war.
"Mumble" war das erste Ei eines Geleges und wurde vom Neffen mit Hand gefüttert; der erste Name war "Nutellabrot" (im englischen Original "Marmite Sandwich") und ist ein Waldkauz (Strix aluco).
Der Autor schmuggelt die Eule in seine Dachgeschoßwohnung im 7. Stock in London und langsam gewöhnen sich er und das zerrupfte Flauschi mit den großen Augen aneinander.
Liebevoll schildert er wie die Eule fliegen lernt, welche die Lieblingsplätze sind, wie oft Lampenschirme zerfetzt werden, die Nutzbarkeit von gesammelten Militärkopfbedeckungen gegen scharfe Eulenkrallen und wie die halbwüchsige Eule auf Freunde und Nachbarn reagiert. Als Mumble erwachsen wird, schränkt sich ihr Freundschaftskreis ein und er ist die alleinig wichtige Bezugsperson / füttern dürfen auch andere Menschen.
Der Autor übersiedelt nach Sussex, baut eine Voliere und die beiden leben gemütlich zusammen in dem sie das Jahr mit Mauser, Distanz-Nähe, Winter, Mäuse fressen etc. genießen. Leider wollte ein Unbekannter Mumble gewaltsam ins Freie (und die sogenannte Freiheit) bringen, was deren Herz durch die Aufregung und das Eindringen in ihr Terrain (die Voliere) vermutlich nicht ausgehalten hatte.
Der Autor ist Wissenschaftler; dementsprechend erzählt er nicht einfach sein Leben mit diesem faszinierenden Lebewesen, sondern er schreibt auch über die Abstammung der Eulen, deren Körperbau, Physik des Fliegens (hier bin ich ausgestiegen), die verschiedenen Laute und Geräusche, das unterschiedliche Federkleid, Ablauf der Mauser und vieles theoretische mehr. Am Ende "rettet" er sich ins Abstrakte um die Zuneigung zu diesem Wesen, mit dem er 15 Jahre in einer Beziehung gelebt hat irgendwie erklären zu können; in dem Wissen daß er scheitert.
Mumble hat es übrigens geliebt aus dem tropfenden Wasserhahn Wasser in den Schnabel zu nehmen und sie hatte in der Londoner Wohnung einen ihrer Lieblingsplätze auf der Kopfskulptur des Germanicus (Bruder des Claudius).
Martin Widrow beschreibt mit Humor und Zärtlichkeit wie ihn die Eule um die Kralle wickelt; ein kleines Piepsen, oder Köpfchen drehen um etwas Schmusen zu initiieren. Es ist berührend zu lesen wie er die Schmusestunde am Samstag vormittag beschreibt (auch wenn die Eule durch das Frühstück zu ihm trabt und dabei Mist macht).
Im Vorwort warnt der Autor eindringlich davor angeblich gestrandete Eulenküken retten zu wollen; er plädiert dafür den Kauzeltern die sicher in der Umgebung sind, Zeit zu lassen sich um ihren Nachwuchs zu kümmern und nichts zu tun.
Das Buch ist für Eulenfans ein "muß", weil viel Wissenswertes und Lebenswertes erzählt wird. Nicht ganz so intensive Eulenfans könnten die Kapitel 2, 4, etc in deren sehr theoretisches Wissen transportiert wird, etwas ermüdend finden.
Ich habe das Buch langsam und bewußt gelesen und sehr genossen; mich hat der Charme dieser Kauzdame und Autor / Übersetzerin fasziniert und in eine andere Welt eintauchen lassen. Diese Freude wünsche ich auch anderen Lesern.
Martin C. Windrow wurde 1944 geboren und im Wellington College erzogen. Er ist britischer Historiker, mit Konzentration auf das Militär. 2004 erschien sein Buch über den ersten Indochina Krieg. Er ist Mitglied der "Royal Historical Society" und lebt in Sussex.
Montag, 27. Juli 2015
Martin Windrow : "Die Eule, die gern aus dem Wasserhahn trank"
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