Freitag, 26. Juni 2015

Becky Durfee : "Driven"

Becky Durfee :
"Driven (A Jenny Watkins Mystery Book 1)"
Dateigröße: 1165 KB
2013
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 196 Seiten
ASIN: B00CXX0LOC

Jenny Watkins und ihr Mann Greg übersiedeln von Kentucky nach Georgia und beginnen ein schönes altes, aber heruntergekommenes Haus zu renovieren. Jenny beginnt eine Stimme zu hören, die Namen sagt, macht sich auf die Suche und findet eine 60 Jahre alte Liebesgeschichte heraus, die leider mittels ungelösten Mordes beendet worden war. Eleanor Whitby, die alte charismatischeDame im Pflegeheim, war die Gründerin eines Frauenmagazins gewesen, die Frauen aufrüttelte und sie an ihre Träume und Wünsche erinnerte. Die große Liebe Steve O'Dell, war ein herumwandernder Handwerker gewesen, der Menschen wie Menschen behandelte. Der Mord war bezahlt gewesen.
Parallel zur Aufklärung des uralten Mordes und immer wieder Einfluß von Überirdischem wird die Basis der Ehe von Jenny und Greg in Frage gestellt. Ein neuer Anwärter wird angedeutet.

Die Geschichte ist nett geschrieben, es ist alles gut vorstellbar.
Mir hat die Figur der alten Dame gut gefallen, die sich ihren Humor gewahrt hatte und Jenny mit Hausverstand, Verständnis und Ermunterung zur Seite steht.

Das Englisch ist schön zu lesen. Es sind keine Unmengen von Slangausdrücken verwendet, sondern Vokabel die gut beschreiben, die fein abstufen und in der Geschichte weiterführen.

Dieses Jenny Watkins - Buch ist der Auftakt zu einer Serie, die mittlerweile aus sechs Bänden besteht. Sie erhält immer Informationen Toter und wird ausgesandt deren Geheimnisse zu lösen.
Da es darum geht, daß eine junge Frau ihren Weg geht und lernt zu sich und ihren Wünschen zu stehen, vermute ich, daß es Frauen mehr ansprechen wird, als männliche Leser.

Da ich gerade ein anspruchsvolles Buch lese, ist diese Geisterliebesgeschichte als harmlose nette Auflockerung gut geeignet.

Becky Durfee ist Stastistik Lehrerin, die seit Jahren Geschichen schreibt. Sie hat mehrere Kinder. Leider konnte ich weder ihr Geburtsdatum noch ihren Lebensbezirk (die USA sind groß) herausfinden.

Dienstag, 23. Juni 2015

"Die andere sicht : sammlerin und künstlerin"

"Die andere sicht : sammlerin und Künstlerin"
Ausstellung 19.03. - 21.09. 2014
Katalog Essl Museum Kunst der Gegenwart
ISBN 978-3-902001-81-8

2014 gab sich die Sammlerin Agnes Essl das Vergnügen ausschließlich Werke von Künstlerinnen auszustellen; manches enstand erst aus Gesprächen in den Ateliers zwischen Frau Essl und den Künstlerinnen.

Werke der bekannten großen Damen der österreichischen Kunst sind ausgestellt - mich fasziniert immer wieder die Weise wie Elke Krystufek den Pinsel zieht, einiges von Maria Lassnig ist präsent, Hasen von Deborah Sengl, Buntes von Kiki Kogelnik, Aquarelle von Martha Jungwirth, Klassiker von Valie Export (ohne die die Ausstellung nicht komplett wäre) ...

Es gibt auch "haptisches" : wie den roten Bildteppich von Franka Lechner, eine Gegenzeitfigur von Meina Schellander, Alu-arbeiten von Barbara Szüts und Peddigrohrarbeiten von Ilse Haider ...

Sehr gut gefielen mir auch die Landschaften von Brigitte Bruckner, und die Lichtarbeiten von Astrid Bechtold.

Es gibt zwar ein Abbildungsverzeichnis, aber leider kein Information über die Vitae der Künstlerinnen; bei manchen hätte mich interessiert in welchem Metier die Ausbildung gewesen war und wohin der Weg zum Zeitpunkt der Ausstellung geführt hat.

In Summe aber ein ziemlich gelungener Katalog nach einer sehr schönen Ausstellung.

Sonntag, 14. Juni 2015

Edle Astrup Hubay : "Licht und Schatten"

Edle Astrup Hubay :
"Licht und Schatten" - Autobiographie
original "Medljen har to sider"
1980, H. Aschehoug & Co
aus dem Norwegischen übersetzt von Alexia Gerhardus
Verlag Publication PN Bibliothek der Provinz
Hrsg Richard Pils
233 Seiten inkl. Vorwort, Epilog und Nachwort der Übersetzerin
ISBN 3 85252 534 9

In dieser Autobiographie erzählt eine junge Frau über ihr Leben in der Zwischenkriegszeit in Europa, im Krieg und nach dem Krieg in Ungarn und der Flucht aus dem diktatorischen kommunistischen Ungarn.

Edle, das ist ein norwegischer Vorname, kein deutschsprachiger Titel, erlebt als in Norwegen geborenes Mädchen aus wohlhabenden Verhältnissen die europäische Zwischenkriegszeit in Oslo, London und Paris. Über eine Freundin aus der Schulzeit lernt sie in Ungarn den Maler und Sohn des Komponisten Jenö Hubay Andor Hubay kennen. Sie heiraten und binnen einen Jahres lernt sie ungarisch, das sie braucht um sich mit den Hausangestellten und den Menschen in der Landwirtschaft unterhalten zu können. Sie leben in einen Palais in Budapest, oder zwei Stunden entfernt auf einem Landgut, das auf mittlerweile tschechischen Boden steht; der dritte Wohnsitz ist weiter entfernt, aber sehr charismatisch. Auf den Reisen durch Europa sehen sie das Aufkommen des Nationalsozialismus, der Andor empört. Vor dem Krieg kommt noch ihre Tochter auf die Welt. Dann kommen die Flüchtlingsströme aus der Tschechoslowakei und Polen - alle auf der Flucht vor den Nationalsozialisten und dem Krieg. Erst als die Russen Ungarn überrollen wird es massiv schlechter; Frauen müssen sich in Sicherheit bringen, was oft nicht gelingt, viele schöne oder einfach nur notwendige Hausratssachen werden ruiniert oder mit dem Argumente, daß Krieg ist, gestohlen. Freundschaften werden in dieser Zeit aufgebaut, mit Menschen die sie Jahre später als in Ungarn der Kommunismus eingebrochen ist, in der Ferne auch weiterhalten. Nachdem Krieg helfen zuerst alle zusammen um das Land aufzubauen - Andor geht wieder zu Herend (Porzellanfabrik). Als nach den freien Wahlen die Kommunisten trotz nur 17% Wahlanteil die Macht übernehmen und zu verstaatlichen beginnen, flüchtet die kleine Familie mit Glück zuerst nach Norwegen, wo der Sohn Laszlo auf die Welt kommt. Später reisen sie in das fernste, aber noch europäischste Land : Portugal. Auch hier arbeitet Andor wieder als Chef der Porzellanfabrik, bis die Nelkenrevolution über das Land bricht. Andor wird Lehrer, und die Familie ist trotzdem glücklich. Andor starb am 19. Februar 1971 in Portugal.

Im Nachwort wird erzählt, daß alle Bemühungen der Familie Hubay wenigstens einiges an Grund und Boden von Ungarn zurückzuerhalten, abgeschmettert werden. Immerhin schaffen sie es in Ungarn, daß das Gedenken an den Komponisten und Violinisten Jenö Hubay wieder existent ist. Seine Kompositionen und Violinbearbeitungen werden jetzt wieder gespielt und auf CD eingespielt.

Das Buch ist faszinierend, weil zuerst die Leichtigkeit mit der Kontakte und Menschen der Zwischenkriegszeit beschrieben werden. Als es dann hart auf hart geht, ums Überleben, ums Nahrung auftreiben, Freunde die an Regime verloren gehen, und die Frage ist welche Werte gelten und wie man innerlich durchhält, stark berühren.
Die Abschnitte russischer Übergriffe, Respektlosigkeit und Gewalt gegenüber Frauen und allem was nicht niet- und nagelfest ist, gehen ziemlich unter die Haut.
Die Zeit nach dem Weltkrieg als die früheren Schloßbesitzer als Angestellte für Amerikaner arbeiteten, und das Leben von dieser Seite kennen lernten, war mit Realismus und zartem Humor geschildert.

Die Sprachen die in dem Buch als Selbstverständlichkeit gesehen werden, haben mich beeindruckt. Frau Astrup Hubay dürfte norwegisch, englisch, französisch, deutsch, italienisch (?), ungarisch und dann portugiesisch gesprochen haben. Die Tochter Rozanne lernte ungarisch, hatte ein Schweizer Kindermädchen für deutsch und französisch, dann kamen englisch, portugiesisch dazu.

Das Buch ist chronologisch aufgebaut und beschreibt meist linear die Ereignisse. Die Sprache ist klar und direkt, ohne zu verletzen.

In Summe ein faszinierendes Buch, das ich nicht weglegen konnte, da ich wissen wollte wie es weiter geht, ob die Reisen/Flucht klappen/klappt und wie das Leben ohne Paß aber durch hilfreiche Menschen funktionierte. Für mich ein Stück europäischer Geschichte.

Edle Astrup Hubay starb am 3. Februar 1989 in Portugal.

Dienstag, 9. Juni 2015

P(amela) L(ynwood) Travers : "Mary Poppins"

P(amela) L(ynwood) Travers :
"Mary Poppins"
with the original illustrations by Mary Shepard
1934, Copyright P.L. Travers
1997, First Harcourt Brace Young Classic Edition
revised version
202 Seiten
ISBN 0-15-201717-8

Nach Musical und Film sehen, habe ich mir die Vorlage zu beidem aus meinem Bücherregal genommen.

Mary Poppins, das eher strenge Kindermädchen, kommt auch hier aus dem Himmel/den Wolken. Sie hat vier Kinder zu beaufsichtigen - Jane, Micheal und die Zwillinge Barbara und John, die noch im Kinderwagenalter sind.

In den zwölf Kapiteln erleben die Kinder mit ihrer Nanny faszinierende, wunderschöne Ausflüge, nach denen Mary Poppins aber sehr streng und unnahbar ist und alles als Phantasie abtut. Mir haben die Kapitel unterschiedlich gut gefallen.

Die Zwillinge verstehen die Sprache des Windes und der Tiere - noch; denn bald verlieren auch sie diese Fähigkeit, sehr zum Bedauern eines Stars, der sich gerne mit den Babies unterhalten hatte.

Der Besuch in Mrs. Corry-s Laden verläuft anders als im Musical. Die zarte ältere Dame hat zwei dumme riesige Töchter. Es geht alles um goldene Stern-Lebkuchen, nicht um Buchstaben. Das berühmte Wort mit den 28 Buchstaben, wurde erst 1964 für den Film entwickelt und kommt in dem Buch nicht vor.

Der Besuch in der Nacht im Tiergarten ist ziemlich verdreht, da die Tiere herumlaufen und ohne Rücksicht auf etwaige Fressen/gefressen-werden-Absichten miteinander plaudern. Menschen sind in den Käfigen. Der König der Tiere hat sich extra die Locken geringelt; den Vorsitz führt eine imponierende Königscobra; alles zu Ehren des Ehrengastes der Geburtstag am diesem Vollmond hat.

Beim Ausflug ins Kaufhaus um Weihnachtsgeschenke zu kaufen kommt ein entzückendes eher nacktes Mädchen aus den Wolken. Sie sagt daß sie Maia und eine der Plejaden ist und für ihre Geschwister Weihnachtsgeschenke braucht.

Die Erzählweise hat mir gut gefallen. Ich bin öfters schmunzelnd bis kichernd in den öffentlichen Verkehrsmitteln gesessen und hatte die Phantasien im Kopfkino.

Die Beschreibungen von Menschen und Umgebung haben mir gut gefallen .
Das Englisch ist sehr schön, auch wenn ich immer wieder für mich seltene und ungekannte Vokabel nachsehen mußte - beispielsweise : 'priggish', 'topsy-turvy', 'galumphing', 'I am jiggered', 'rakishly', 'discourteous'; was 'nobbly' ist habe ich leider nicht herausgefunden

Ein wunderbares Buch das aus der grauen, grauslichen Wirklichkeit herausholt und für kurze Zeit verzaubern kann. Ich habe das Buch - trotzdem es ein Kinderbuch ist - sehr genossen und empfehle es gerne weiter.

P(amela) L(ynwood) Travers (eigentlich Helen Lynwood Goff) wurde am 9. August 1899 in Maryborough, Queensland (Australien) geboren. Mit siebzehn Jahren verließ sie ihre Familie, um als Schauspielerin zu arbeiten. 1923 zog sie nach England. Kurz darauf veröffentlichte sie erste Arbeiten unter dem Vornamen ihres Vaters Travers Goff und arbeitete als Tänzerin, Dichterin und Shakespeare-Darstellerin. 1940 adoptierte P. L. Travers ein sechs Monate altes Baby, Camillus, einen von zwei Zwillingsjungen einer armen Familie irischer Herkunft. 1977 erhielt P. L. Travers für ihr literarisches Wirken die Auszeichnung OBE (Officer of the Order of the British Empire). Sie starb am 23. April 1996 in London.
Der erste Band über 'Mary Poppins' erschien 1934 und war sogleich erfolgreich. Das Manuskript hat Travers in einem Cottage in Sussex  geschrieben, wo sie sich gemeinsam mit ihrer Freundin Madge  Burnand zeitweilig aufhielt. 1935 und 1943 erschienen weitere Bände. Danach sollte nach dem Willen der Autorin Schluss sein; allerdings schrieb sie weitere fünf Bücher über das magiebegabte Kindermädchen.