Mittwoch, 23. Juli 2014

Muriel Barbery : "Die Eleganz des Igels"

Muriel Barbery :
"Die Eleganz des Igels"
Roman
original "L'Élegance du hérrison"
2006, Edition Gallimard Paris
aus dem Französischen von Gabriela Zehnder
2008, Deutscher Taschenbuch Verlag München
Donaulandausgabe
358 Seiten + 4 Seiten Inhaltsangabe
Buch-Nr. 069518

Der Roman beschreibt in sehr schöner Art und Weise wie zwei hochintelligente Menschen in ihren einsamen Inseln leben, ein dritter Mensch dazukommt und die Türen öffnet und trotz letalem Ende Hoffnung macht.

Der Igel, das ist die Concierge Renée Michel; sie ist Mitte fünfzig, klein, bucklig, unschön, liebt Philosophie, russische Romane, japanische Kunstfilme und manchen Hollywood Mainstream. Sie lebt mit Kater Leo, nach Tolstoj; die Vorgänger hatte auch beziehungsvolle Namen gehabt. Sie ist Witwe.
Im gleichen Haus, einem feudalen Haus mit großen Appartements in einem eleganten Viertel von Paris, lebt im vierten Stock ein 12 jähriges Mädchen - Paloma Josse - mit klarem Verstand, die Strukturen von Gruppen und Menschen durchschaut, japanisch lernt, Mangas im Original lesen möchte und eigentlich beschlossen hat sich zum ihrem 13 Geburtstag umzubringen, da sie nicht ihr Leben wie ein Fisch im Wasserglas leben möchte.
Bei einem Drittel des Buches betritt Kakuro Ozu das Haus und plötzlich tut sich was. Er durchschaut die Stacheln des Igels von Renée. Behutsam baut sich ein tiefes Verständnis zwischen den beiden Menschen auf, die beide niederländische Stilleben, japanische Filme und Mozart lieben.
Paloma beginnt sich zu Renée zu verziehen wenn sie ihre Ruhe oder ein gutes Gespräch möchte.
Den beginnenden Zauber zwischen Renée und Kakuro zerstört ein Verkehrsunfall.

Das Buch ist in Kapiteln aus der Sicht von Renée und von Paloma beschrieben. Paloma führt mehrere Tagebücher in denen sie ihre Gedanken notiert. Die Kapitel über Bewegungen haben mich fasziniert. Das Thema Alter war nie wichtig, es ist nicht aufgefallen ob eine junge oder mittelalte Frau hier denkt, beide waren ebenbürtig interessant und mitreißend zu lesen.

Ein kleines Details das mir gefallen hat, waren die Haustiere. Renée hatte immer Katzen, die Familie von Paloma hat 2 Katzen (namens 'Constitution' und 'Parlement'), Kakuro hat 2 Siamkatzen; eine Partei hat Spaniel 'Neptun' (eigensinnig und charmant) und dann gibt es noch ein kleines Hundetier.

Kamilien ziehen sich als zartes Thema mit durchs Buch. Renée hat einige gepflanzt, in japanischen Filmen sind sie wichtig, und ein schönes Gespräch kommt auch daraus.

Das Thema Freunde wird wichtig, weil Renée die zeitlebens achtgab, damit niemand durchschaut was sie alles durchschaut und die bisher nur eine wunderbare Freundin hat - eine portugisische Putzfrau mit Herz und Verstand, plötzlich lernen darf daß es nicht nur Einsamkeit sondern miteinander diskutieren und genießen gibt.

Witzig fand ich daß Palomas Schwester Colombe heißt. Beide Namen heißen auf deutsch Taube. Leider ist die Schwester sonst eher unliebenswürdig gezeichnet.

Kleine Seitenhiebe gibt es auf die snobistische Gesellschaft, Werte die Minister leben oder sich nach außen hin verpflichtet fühlen zu leben, kleine Bosheiten auf die politischen Rechten und Linken (die aber nicht untergriffig sind).

Die kleinen Betrachtungen über Philosophie waren mir manchmal etwas zu anstrengend, da mir die Grundlagen fehlen. Die Überlegungen zu Anna Karenina oder Filmen waren unterhaltsam bis anregend zu lesen.

Ein wunderbares Buch, das ich gerne weiterempfehle (auch wenn ich am Schluß ziemlich weinen mußte).

Muriel Barbery wurde am 28. Mai 1969 in Casablanca (Marokko) geboren. Sie studierte Philosiphie und unterrichtete dann diese an der Universität. 2000 veröffentlichte sie ihren ersten Roman : 'Une Gourmandise' (deutsch: Die letzte Delikatesse). 'Die Eleganz des Igels' ist ihr zweiter Roman und wurde zum Bestseller; und wurde 2009 verfilmt. Sie lebt jetzt in Japan.

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