Juan Marsé :
"Liebesweisen in Lolitas Club"
Roman
original, "Canciones de Amor en Lolita's Club"
2005, Arete, Barcelona
aus dem Spanischen von Dagmar Ploetz
2007, Wagenbach Verlag Berlin
247 Seiten
ISBN 978-3-8031-3213-0
Raúl Fuentes ist frustrierter, zynischer Polizist, der zum Zuschlagen neigt. Als er zwei Frauen beschützt und dumme Motorfahrer zusammenschlägt, ist leider der Sohn eine mächtigen Mannes dabei. Er wird suspendiert und fährt zur Vater, Zwillingsbruder und deren Pferden in Galicien. Valentín, der Zwillingsbruder, ist der einzige Mensch dem er Zuneigung entgegenbringt - allerdings ist Valentín durch Probleme bei der Geburt geistig zurückgeblieben, dafür liebevoll und vorurteilslos. Er hat sich in eine traurige illegal eingereiste Prostituierte verliebt. Keiner kann ihm das ausreden. . Auch oder gerade Raúl mit seinem Haß und Verachtung auf und für alle Frauen - die Mutter hat sie beide verlassen - nicht. Valentín hilft in dem Etablissement als Koch/Kellner/Bote/Mädchen für alles aus. Ein Irrtum löst Valentíns Problem, das der anderen nicht.
Der Roman ist irgendwie spröde. Manchmal geht die Geschichte überhaupt nicht weiter, dann ist plötzlich Dynamik drin. Die Stellen in denen die beruflichen Unterhaltungsmädchen auf den Abend warten und nichts tun, ziehen sich mir etwas zu lange.
Die Menschen sind in ihren Träumen und Traumata gefangen. Raúl mit seinem Ansatz, daß alle Frauen Huren wären, der Vater der die Willkür der Franco-Ära nicht überwunden hat, die Mädchen die in die Fremde geschleppt wurden und denen es nun schlechter als vorhin geht, die Freundin des Vaters (die Raúls Ex-irgendetwas war) und nun den Haushalt der Männer schupft.
Kurz wird es politisch, als ein arrivierter Arzt und der Raúls Vater die sich aus alten Zeiten kennen und etwas schuldig sind, versuchen Raúl zu helfen. Die Frage nach den Werten in der Politik, gerade das diktatorische rechts und die Frage wie Demokratie funktionieren kann wird kurz angerissen. Wie paßt man hier seine Werte an, oder nicht ? und wie reagieren anderen darauf ?
Wer sich für Spanisches interessiert und einen eher mißmutigen Hauptdarsteller (Beschreibung im Buch : Herz wie ein Stachelsaurier) umgehen kann, dem wird das Buch vermutlich gut gefallen. Wer freundliche heitere Urlaubslektüre möchte, ist hier nicht gut aufgehoben. Mich hat das Buch angesprochen.
Juan Marsé ( geboren als Juan Faneca Roca; adoptiert Marsé) wurde 1933 in Barcelona geboren. Er arbeitete in einigen Berufen (Spanischlehrer, Übersetzter, Laborgehilfe, bei einem Goldschmied etc) und schrieb Filmskripten und für die Werbebranche. 1961 erschien sein erstes Buch, 1966 mit 'Últimas tardes con Teresa' (auf dt.: Letzte Tage mit Teresa) war der Durchbruch. 1973 wurde 'Si te dicen que caí' (auf dt. Wenn man Dir sagt, ich sei gefallen...), da es durch die spanische Zensur fiel in Mexico herausgebracht und brachte ihm einen internationalen Preis. Er erhielt 2001 den 'Premio Nacional de la Crítica' und für sein bisheriges Gesamtwerk den 'Premio Nacional de Literatura'.
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