Sonntag, 27. Juli 2014

Günter Linecker (hrsg) : "Mord in Oberösterreich"

Günter Linecker (Hrsg) :
"Mord in Oberösterreich"
7 Kapitalverbrechen von Franzobel, Rudolf Habringer, Gabi Kreslehner, Beate Maxian, Kurt Palm, Ernst Schmid, Erich Weidinger
2013, Oberösterreichverlag
166 Seiten + 4 Seiten Biographien der Autoren & Autorinnen
ISBN 978-3-902775-14-6

Sieben ziemlich unterschiedliche Erzählungen mit kriminalisitischem Inhalt sind in diesem Büchlein zusammengefaßt.

Hintergrund sind die unterschiedlichen Gegenden Oberösterreichs. Franz Schmid hat seine Geschichte im Mühlviertel im Drei-Länderbereich Österreich-Deutschland-Tschechien lokalisisiert, während Beate Maxian in Aussee stattfindet. Kurt Palm plaziert seine Geschichte in den Fischereirechten des Attersee, Gabi Kreslehner ihre an der Donau, wie Franzobel dessen Geschichte ins Donaubecken gesetzt wurde. Erich Weidinger ortet den Großteil seiner Geschichte in Bad Schallerbach.

Beate Maxian erzählt lange über den Unterschied von traditioneller Dirndltracht und modernem kurzen Dirndl, Spannungen zwischen zwei Frauen bis ein überraschendes Dreiecksverhältnis und einige Tote wieder zu Harmonie in der Touristenstadt führen.

Eine Kommissarin leitet bei Kurt Palm die Aufklärung an einem unbeliebten Anwalt, der sich Atterseeer Fischereirechte gesichert hat. Eine uralte Geschichte die mit Tauchern zu tun hat, ist die Lösung.

Gabi Krehslehner erzählt eine Geschichte die lange wie eine glückliche Liebesgeschichte klingt, die schlußendlich nur häusliche Gewalt kaschiert.

Traurig ist die Geschichte von Ernst Schmid, in der Kinder verschwinden, Erwachsene Nicht-Einheimische verdächtigt werden, alles zwar gut ausgeht, aber die Stimmung im Dorf bereits so negativ ist, daß es trotzdem einen Toten gibt.

Franzobels Held, ein Autor dem eine Lesung bevorsteht, erstickt an Bier und Milchkännchen.

Rudolf Habringer erzählt von Werner und Erik und Gruppendynamik von Burschen. Leider fällt ein Kater der sogenannten Mutprobe zum Opfer.

Weidingers Hauptperson ist Ludwig Lehner, der es gelernt hat zu profitieren ohne anderen groß zu schaden. Gutscheine die ihm in die Hände fallen, ermöglichen einen gemütlichen Tag im Wellnessbereich in Bad Schallerbach. In den Dämpfen um die Sauna erhascht er eigenartiges bei dem Unfall eines Stadtrats mit zufälliger Nähe eines bestechenden Managers. Auch hier sieht er Chance zu profitieren.

Die Geschichten sind ziemlich unterschiedlich. Die Beschreibung der Personen der Handlung hat mich in fast allen Geschichten angesprochen.
Spannend empfand ich die Geschichten von Beate Maxian und Gabi Kreslehner.
Bei Franzobel hatte ich meine Mühe. Da ich es nicht mag wenn Katzen gequält werden, hat Rudolf Habringers Geschichte bei mir keine Chance.

Für Regenwetter und wer die Unterschiedlichkeiten Oberösterreichs zu schätzen weiß, ist das Buch eine sehr gute Unterhaltung. Viel Vergnügen !

Beate Maxian "Dirndlkrieg" - geboren 1967 in München
Kurt Palm "Der Tote im Attersee"- geboren 1955 beim Kobernaußerwald
Gabi Kreslehner - "Ach .. Hyazintha" - geboren 1965 in Oberösterreich
Ernst Schmid "Familienangelegenheiten" - geboren 1958 in Jenbach (Tirol)
Franzobel "Biertod" - geboren 1967 in Vöcklabruck
Rudolf Habringer "Man muss spüren, wie das ist" - geboren 1960 in Schwanenstadt
Erich Weidinger "Sauna Impressionen" - geboren in Seewalchen am Attersee

Mittwoch, 23. Juli 2014

Muriel Barbery : "Die Eleganz des Igels"

Muriel Barbery :
"Die Eleganz des Igels"
Roman
original "L'Élegance du hérrison"
2006, Edition Gallimard Paris
aus dem Französischen von Gabriela Zehnder
2008, Deutscher Taschenbuch Verlag München
Donaulandausgabe
358 Seiten + 4 Seiten Inhaltsangabe
Buch-Nr. 069518

Der Roman beschreibt in sehr schöner Art und Weise wie zwei hochintelligente Menschen in ihren einsamen Inseln leben, ein dritter Mensch dazukommt und die Türen öffnet und trotz letalem Ende Hoffnung macht.

Der Igel, das ist die Concierge Renée Michel; sie ist Mitte fünfzig, klein, bucklig, unschön, liebt Philosophie, russische Romane, japanische Kunstfilme und manchen Hollywood Mainstream. Sie lebt mit Kater Leo, nach Tolstoj; die Vorgänger hatte auch beziehungsvolle Namen gehabt. Sie ist Witwe.
Im gleichen Haus, einem feudalen Haus mit großen Appartements in einem eleganten Viertel von Paris, lebt im vierten Stock ein 12 jähriges Mädchen - Paloma Josse - mit klarem Verstand, die Strukturen von Gruppen und Menschen durchschaut, japanisch lernt, Mangas im Original lesen möchte und eigentlich beschlossen hat sich zum ihrem 13 Geburtstag umzubringen, da sie nicht ihr Leben wie ein Fisch im Wasserglas leben möchte.
Bei einem Drittel des Buches betritt Kakuro Ozu das Haus und plötzlich tut sich was. Er durchschaut die Stacheln des Igels von Renée. Behutsam baut sich ein tiefes Verständnis zwischen den beiden Menschen auf, die beide niederländische Stilleben, japanische Filme und Mozart lieben.
Paloma beginnt sich zu Renée zu verziehen wenn sie ihre Ruhe oder ein gutes Gespräch möchte.
Den beginnenden Zauber zwischen Renée und Kakuro zerstört ein Verkehrsunfall.

Das Buch ist in Kapiteln aus der Sicht von Renée und von Paloma beschrieben. Paloma führt mehrere Tagebücher in denen sie ihre Gedanken notiert. Die Kapitel über Bewegungen haben mich fasziniert. Das Thema Alter war nie wichtig, es ist nicht aufgefallen ob eine junge oder mittelalte Frau hier denkt, beide waren ebenbürtig interessant und mitreißend zu lesen.

Ein kleines Details das mir gefallen hat, waren die Haustiere. Renée hatte immer Katzen, die Familie von Paloma hat 2 Katzen (namens 'Constitution' und 'Parlement'), Kakuro hat 2 Siamkatzen; eine Partei hat Spaniel 'Neptun' (eigensinnig und charmant) und dann gibt es noch ein kleines Hundetier.

Kamilien ziehen sich als zartes Thema mit durchs Buch. Renée hat einige gepflanzt, in japanischen Filmen sind sie wichtig, und ein schönes Gespräch kommt auch daraus.

Das Thema Freunde wird wichtig, weil Renée die zeitlebens achtgab, damit niemand durchschaut was sie alles durchschaut und die bisher nur eine wunderbare Freundin hat - eine portugisische Putzfrau mit Herz und Verstand, plötzlich lernen darf daß es nicht nur Einsamkeit sondern miteinander diskutieren und genießen gibt.

Witzig fand ich daß Palomas Schwester Colombe heißt. Beide Namen heißen auf deutsch Taube. Leider ist die Schwester sonst eher unliebenswürdig gezeichnet.

Kleine Seitenhiebe gibt es auf die snobistische Gesellschaft, Werte die Minister leben oder sich nach außen hin verpflichtet fühlen zu leben, kleine Bosheiten auf die politischen Rechten und Linken (die aber nicht untergriffig sind).

Die kleinen Betrachtungen über Philosophie waren mir manchmal etwas zu anstrengend, da mir die Grundlagen fehlen. Die Überlegungen zu Anna Karenina oder Filmen waren unterhaltsam bis anregend zu lesen.

Ein wunderbares Buch, das ich gerne weiterempfehle (auch wenn ich am Schluß ziemlich weinen mußte).

Muriel Barbery wurde am 28. Mai 1969 in Casablanca (Marokko) geboren. Sie studierte Philosiphie und unterrichtete dann diese an der Universität. 2000 veröffentlichte sie ihren ersten Roman : 'Une Gourmandise' (deutsch: Die letzte Delikatesse). 'Die Eleganz des Igels' ist ihr zweiter Roman und wurde zum Bestseller; und wurde 2009 verfilmt. Sie lebt jetzt in Japan.

Sonntag, 20. Juli 2014

the Oatmeal : "How to tell if your cat is plotting to kill you"

the Oatmeal :
"How to tell if your cat is plotting to kill you"
2012, Andrews McMeel Publishing
auf deutsch : 'Woran du erkennst, dass deine Katze deinen Tod plant'
2013 erschienen
Seiten
ISBN 978-1-4494-1024-7

Kleine feine böse Comics über Katzen, Menschen und den Arbeitsalltag mit dem Computer unterhalten hier auf bisweilen wirklich bösartige, aber großartige Art und Weise.

Die 2 'Bobcats' die den Büroalltag tyrannisieren finde ich imponierend - beige und schwarze Katze mit schiefer Krawatte nutzen eingespielte Bürogewohnheiten zu ihrem Vergnügen.
Vergleich zwischen Baby und Katze oder Obdachlosem und Katze sind unterhaltsam bis böse.
Die unterschiedlichen Betrachtungen zum Thema "Bauchi kraulen !!" von angeregt, bis eingefordert, unterschiedlichem Rollenspiel zwischen Mensch-Katze brachten mich zum Lachen.
Von den Ideen die eine unbeachtete Katze hat um endlich beachtet zu werden, war die Partykatze einfach großartig.

Zeichnerisch hat mir die stilisierte Art die Katzen zu zeichnen gut gefallen - nur die Menschen nicht. Ob der Autor Menschen weniger mag ?

Für Katzenfans und Menschen die sich über Computerblödheiten zu unterhalten wissen, sehr empfehlenswert. Mreooowww !

"The Oatmeal"ist das Pseudonym von Matthew Inman, einem ist ein 31-jährigen Web-Designer und -Entwickler aus Seattle, Washington.  Seit Juni 2009 veröffentlicht er seine Comics als "The Oatmeal".

Sonntag, 13. Juli 2014

Juan Marsé : "Liebesweisen in Lolitas Club"

Juan Marsé :
"Liebesweisen in Lolitas Club"
Roman
original, "Canciones de Amor en Lolita's Club"
2005, Arete, Barcelona
aus dem Spanischen von Dagmar Ploetz
2007, Wagenbach Verlag Berlin
247 Seiten
ISBN 978-3-8031-3213-0

Raúl Fuentes ist frustrierter, zynischer Polizist, der zum Zuschlagen neigt. Als er zwei Frauen beschützt und dumme Motorfahrer zusammenschlägt, ist leider der Sohn eine mächtigen Mannes dabei. Er wird suspendiert und fährt zur Vater, Zwillingsbruder und deren Pferden in Galicien. Valentín, der Zwillingsbruder, ist der einzige Mensch dem er Zuneigung entgegenbringt - allerdings ist Valentín durch Probleme bei der Geburt geistig zurückgeblieben, dafür liebevoll und vorurteilslos. Er hat sich in eine traurige illegal eingereiste Prostituierte verliebt. Keiner kann ihm das ausreden. . Auch oder gerade Raúl mit seinem Haß und Verachtung auf und für alle Frauen - die Mutter hat sie beide verlassen - nicht. Valentín hilft in dem Etablissement als Koch/Kellner/Bote/Mädchen für alles aus. Ein Irrtum löst Valentíns Problem, das der anderen nicht.

Der Roman ist irgendwie spröde. Manchmal geht die Geschichte überhaupt nicht weiter, dann ist plötzlich Dynamik drin. Die Stellen in denen die beruflichen Unterhaltungsmädchen auf den Abend warten und nichts tun, ziehen sich mir etwas zu lange.

Die Menschen sind in ihren Träumen und Traumata gefangen. Raúl mit seinem Ansatz, daß alle Frauen Huren wären, der Vater der die Willkür der Franco-Ära nicht überwunden hat, die Mädchen die in die Fremde geschleppt wurden und denen es nun schlechter als vorhin geht, die Freundin des Vaters (die Raúls Ex-irgendetwas war) und nun den Haushalt der Männer schupft.

Kurz wird es politisch, als ein arrivierter Arzt und der Raúls Vater die sich aus alten Zeiten kennen und etwas schuldig sind, versuchen Raúl zu helfen. Die Frage nach den Werten in der Politik, gerade das diktatorische rechts und die Frage wie Demokratie funktionieren kann wird kurz angerissen. Wie paßt man hier seine Werte an, oder nicht ? und wie reagieren anderen darauf ?

Wer sich für Spanisches interessiert und einen eher mißmutigen Hauptdarsteller (Beschreibung im Buch : Herz wie ein Stachelsaurier) umgehen kann, dem wird das Buch vermutlich gut gefallen. Wer freundliche heitere Urlaubslektüre möchte, ist hier nicht gut aufgehoben. Mich hat das Buch angesprochen.

Juan Marsé ( geboren als Juan Faneca Roca; adoptiert Marsé) wurde 1933 in Barcelona geboren. Er arbeitete in einigen Berufen (Spanischlehrer, Übersetzter, Laborgehilfe, bei einem Goldschmied etc) und schrieb Filmskripten und für die Werbebranche. 1961 erschien sein erstes Buch, 1966 mit 'Últimas tardes con Teresa' (auf dt.: Letzte Tage mit Teresa) war der Durchbruch. 1973 wurde 'Si te dicen que caí' (auf dt. Wenn man Dir sagt, ich sei gefallen...), da es durch die spanische Zensur fiel in Mexico herausgebracht und brachte ihm einen internationalen Preis. Er erhielt 2001 den 'Premio Nacional de la Crítica' und für sein bisheriges Gesamtwerk den 'Premio Nacional de Literatura'.