Erich Hackl :
"Abschied von Sidonie"
Erzählung
1989 erstmals bei Diogenes erschienen
als Taschenbuch 1991
122 Seiten
ISBN 978-3-257-22428-3
Abschied von Sidonie ist die wahre Geschichte eines Mädchens das 1933 in Steyr ausgesetzt wird. Das Mädchen ist vom Aussehen her Zigeunerin und es dauert bis sich eine Pflegefamilie findet. Josefa umgibt das Mädchen mit viel Liebe und Zuneigung und kuriert alle Krankheiten aus. Ehemann Hans, ein überzeugter Sozialist, gibt diesem Mädchen, seinem Jungen und einem weiteren Pflegemädchen was er kann. Die Wirtschaft in der Zwischenkriegszeit liegt danieder, Arbeitslosigkeit ist üblich, harte Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Milizen schaffen zusätzliche Unsicherheit. Trotzdem klappt das Leben irgendwie. Eng wird es erst als die Nazis die Macht übernommen haben, und Mitte des Krieges fordern, daß das Kind zur biologischen Mutter zurückkehrt. Von hier geht der Transport ins Konzentrationslager, in dem Sidonie an Essensverweigerung stirbt. Für die Pflegeeltern eine Aneinanderkettung von Ereignissen, die sie nicht vergessen können.
Am stärksten ist Josefa gezeichnet. Wie diese Frau sich um die ihr Anvertrauten mit Zuneigung und mit Energie kümmert, und nicht aufgibt ist imponierend gezeichnet. Sidonie wird als ein liebes liebevolles Mädchen geschildert, vielleicht nicht übertrieben gescheit, aber bemüht. Hans versucht seinen Überzeugungen treu zu bleiben, auch als ihm der Wind entgegenweht. Diese Überzeugungen machen es nicht leichter nachdem die Greuelzeit vorbei ist den Verlust der Ziehtochter zu verschmerzen.
Meist schreibt/ beschreibt der Autor von außen berichtend und läßt Taten und Gespräche für sich stehen; und bringt dadurch zum Nachdenken. Die Seite als er die neutralere Berichterstattung verläßt und fragt warum wer nicht wann was gemacht hat um ein anderes Ende herbeizuführen, macht dem Nachdenken ein ziemlich abruptes Ende.
Der Autor hat die Geschichte in vielen Gesprächen, und Unterlagen / Berichte Recherchen erarbeitet. Ihm half einer echter Bruder von Sidonie, der sie erst in den letzten Tagen bei der biologischen Mutter kennengelernt hatte.
Auf einer Seite wird die Parallelgeschichte einer Margit erzählt: auch sie war Pflegekind, nur haben hier alle umgebenden Menschen geholfen, daß das Mädchen nicht zurück zur biologischen Mutter und damit in den Tod gehen mußte. Eine kleine Geschichte aus Kärnten.
Ich konnte mich nicht dem Eindruck erwehren, daß das Buch aus einem bestimmten politischen Bereich kommt, was es nicht einfacher macht die karge und umkämpfte Zwischenkriegszeit objektiv zu sehen.
In Summe ein starkes beeindruckendes Buch, das hinterfragt wie weit persönliche Verantwortung gehen darf / soll /will.
Erich Hackl wurde am 26 Mai 1954 in Steyr /Oberösterreich geboren. Er studierte Germanistik und Hispanistik in Salzburg, Salamanca und Malaga. Er unterrichtete zuerst deutsch und spanisch in Wien, war dann am Institut für Romanistik an der Universität Wien. Er schreibt seit 1983, und ist Übersetzter aus dem Spanischen. Er lebt in Wien und in Spanien.
Dienstag, 25. März 2014
Montag, 24. März 2014
Susanne Scholl : "Emma schweigt"
Susanne Scholl :
"Emma schweigt"
2014, Residenz Verlag
171 Seiten
ISBN 978-3-7017-1623-4
In diesem Roman wird in abwechselnden Kapiteln das unterschiedliche Leben zweier Frauen geschildert.
Die in Wien lebende Emma, geschieden weil der Mann eine jüngere Herausforderung wollte, in Pension geschickt, weil sie zu alt für denn Herrn Notar war, und sich Sorgen um ihren Sohn Hans machend. Das Leben läuft sicher und geregelt ab; sie weiß nicht was in der Welt herum um sie passiert.
Die andere ist Sarema. Sie ist in Tschetschenien auf die Welt gekommen. ihre Brüder wollten ihr eine Heirat arrangieren, dann kam Magomed, dessen Familie sie zu minder war, der sie aber liebte. Sie hat den Frieden zwischen zwei Kriegen erlebt, im zweiten ihren Mann verloren, den älteren Sohn, die zu früh geborene Tochter, ihre geliebte Schwester und deren idealistischen Ehemann. Sie bleibt ruhig, stark und organisiert damit sie und ihr Sohn Schamil überleben und durch Hilfe illegal aus- und in Österreich einwandern können.
Als Emma sich ein Bein bricht und Hilfe braucht sind die unbekannte Frau und der höfliche Bub zufällig zur Stellen, und Sohn Hans ersucht die beiden gegen Kost sich um seine Mutter zu kümmern. Schamil blüht auf und Emma lernt mit ihm. Die beiden Frauen verstehen die Welt der anderen nicht. Die eine weil sie die Welt über Schweinsbraten-Knödel-Sauerkraut nicht kennt, die andere weil ihr die Erinnerung und Trauer aus Krieg, Gewalt und Verlust in den Knochen sitzt. Miteinander reden können die beiden Frauen leider nicht, denn Schamil müßte hier übersetzten.
Die beiden werden abgeschoben, doch Sarema findet Geld mit dem sie wieder gehen kann. Hier bleibt Hoffnung.
Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen, sosehr hat es mich fasziniert. Ob ein anderes Ende drin gewesen wäre, wenn Emma früher ins Lager gegangen wäre ?
Ort der Handlung sind Wien (nicht genau festgelegt) mit U-Bahn, Bim, Markt, Supermarkt, Friseur ums Eck etc.; Groszny und Moskau, sind die bekannten Ort im fernen Tschetschenien und Rußland.
Die Menschen sind gut vorstellbar geschildert. Ehefrau Nummer zwei des Sohnes mit ihrem gesunden essen ist genauso gut vorstellbar, wie die junge Frau in die sich Hans nach ihr verliebt : eine temperamentvolle Architektin deren Eltern aus der Türkei nach Wien gekommen waren. Die türkische Großfamilie mit ihrer Herzlichkeit aber anderen Angewohnheiten und für Emma nicht schmeckenden Gerichten sind schön vorstellbar geschildert. Die junge Architektin sieht die Flüchtlingsfrau genauso skeptisch an wie umgekehrt. Die Sympathie zwischen den beiden Frauen kommt erst mit der Geburt des Kindes.
Die Frauen finde ich am stärksten geschildert : in Wien Emma, Enkelin Luzie, die türkischstämmige eben leider nicht Schwiegertocher; in Tschetschenien Sarema, die Schwester Lisa, Tante Sulima, Kräuterfrau Zalichan. Die Männer in Wien sind schwach gezeichnet - Exmann nach Schlaganfall, Hans der als Arzt im Labor seinen Dienst schiebt; Magomed und Lisas Mann werden in Tschetschenien als Männer mit Idealen und Einsatz geschildert - und im System brutal verrieben.
Ein dichtes, starkes Buch über das Leben von Frauen, und wie sie mit ihrem Leben tw. kraftvoll umgehen (lernen).
Susanne Scholl wurde am 19. September 1949 in Wien geboren. Sie studierte Slawistik in Rom und Rußland und arbeitet zuerst bei "le Monde" in Frankreich. Ab 1991 war sie für den Österreichischen Rundfunk in Rußland als Korrespondentin. Lt. Internetrecherche war sie kurzfristig von den russischen Behörden wegen ihrer Art der Berichterstattung über Tschetschenien festgenommen worden. Sie hat einige Bücher über Rußland geschrieben - realistisches und fiktives.
"Emma schweigt"
2014, Residenz Verlag
171 Seiten
ISBN 978-3-7017-1623-4
In diesem Roman wird in abwechselnden Kapiteln das unterschiedliche Leben zweier Frauen geschildert.
Die in Wien lebende Emma, geschieden weil der Mann eine jüngere Herausforderung wollte, in Pension geschickt, weil sie zu alt für denn Herrn Notar war, und sich Sorgen um ihren Sohn Hans machend. Das Leben läuft sicher und geregelt ab; sie weiß nicht was in der Welt herum um sie passiert.
Die andere ist Sarema. Sie ist in Tschetschenien auf die Welt gekommen. ihre Brüder wollten ihr eine Heirat arrangieren, dann kam Magomed, dessen Familie sie zu minder war, der sie aber liebte. Sie hat den Frieden zwischen zwei Kriegen erlebt, im zweiten ihren Mann verloren, den älteren Sohn, die zu früh geborene Tochter, ihre geliebte Schwester und deren idealistischen Ehemann. Sie bleibt ruhig, stark und organisiert damit sie und ihr Sohn Schamil überleben und durch Hilfe illegal aus- und in Österreich einwandern können.
Als Emma sich ein Bein bricht und Hilfe braucht sind die unbekannte Frau und der höfliche Bub zufällig zur Stellen, und Sohn Hans ersucht die beiden gegen Kost sich um seine Mutter zu kümmern. Schamil blüht auf und Emma lernt mit ihm. Die beiden Frauen verstehen die Welt der anderen nicht. Die eine weil sie die Welt über Schweinsbraten-Knödel-Sauerkraut nicht kennt, die andere weil ihr die Erinnerung und Trauer aus Krieg, Gewalt und Verlust in den Knochen sitzt. Miteinander reden können die beiden Frauen leider nicht, denn Schamil müßte hier übersetzten.
Die beiden werden abgeschoben, doch Sarema findet Geld mit dem sie wieder gehen kann. Hier bleibt Hoffnung.
Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen, sosehr hat es mich fasziniert. Ob ein anderes Ende drin gewesen wäre, wenn Emma früher ins Lager gegangen wäre ?
Ort der Handlung sind Wien (nicht genau festgelegt) mit U-Bahn, Bim, Markt, Supermarkt, Friseur ums Eck etc.; Groszny und Moskau, sind die bekannten Ort im fernen Tschetschenien und Rußland.
Die Menschen sind gut vorstellbar geschildert. Ehefrau Nummer zwei des Sohnes mit ihrem gesunden essen ist genauso gut vorstellbar, wie die junge Frau in die sich Hans nach ihr verliebt : eine temperamentvolle Architektin deren Eltern aus der Türkei nach Wien gekommen waren. Die türkische Großfamilie mit ihrer Herzlichkeit aber anderen Angewohnheiten und für Emma nicht schmeckenden Gerichten sind schön vorstellbar geschildert. Die junge Architektin sieht die Flüchtlingsfrau genauso skeptisch an wie umgekehrt. Die Sympathie zwischen den beiden Frauen kommt erst mit der Geburt des Kindes.
Die Frauen finde ich am stärksten geschildert : in Wien Emma, Enkelin Luzie, die türkischstämmige eben leider nicht Schwiegertocher; in Tschetschenien Sarema, die Schwester Lisa, Tante Sulima, Kräuterfrau Zalichan. Die Männer in Wien sind schwach gezeichnet - Exmann nach Schlaganfall, Hans der als Arzt im Labor seinen Dienst schiebt; Magomed und Lisas Mann werden in Tschetschenien als Männer mit Idealen und Einsatz geschildert - und im System brutal verrieben.
Ein dichtes, starkes Buch über das Leben von Frauen, und wie sie mit ihrem Leben tw. kraftvoll umgehen (lernen).
Susanne Scholl wurde am 19. September 1949 in Wien geboren. Sie studierte Slawistik in Rom und Rußland und arbeitet zuerst bei "le Monde" in Frankreich. Ab 1991 war sie für den Österreichischen Rundfunk in Rußland als Korrespondentin. Lt. Internetrecherche war sie kurzfristig von den russischen Behörden wegen ihrer Art der Berichterstattung über Tschetschenien festgenommen worden. Sie hat einige Bücher über Rußland geschrieben - realistisches und fiktives.
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Freitag, 21. März 2014
Martha Grimes : "Inspektor Jury kommt auf den Hund"
Martha Grimes :
"Inspektor Jury kommt auf den Hund"
Roman
Original "The Old Wine Shades"
2006, Viking, New York
Deutsch von Cornelia Winter
2009, Taschenbuch Goldmann Verlag, München
406 Seiten
ISBN 978-3-442-46992-5
Der Hund der quasi durch diesen Kriminalroman führt ist ein freundlicher brauner Hund, lautend auf den Namen Mungo. Sein Herrchen Harry ist begütert und beginnt Jury, der quasi freigestellt ist, eine Geschichte über eine verschwundenen Frau, mit autistischem Kind und Hund zu erzählen. Jury beginnt der Sache nachzugehen, und besucht den Mann der verschwundenen Frau, schickt Melrose nach Italien zwecks Recherche, lernt viel über hochgestochene Theorien in der Physik und kommt nicht wirklich weiter. Er kennt das Nachbarsmädchen Hilda kennen. Spät taucht eine Leiche auf - es ist nicht verschwundene Frau, sondern eine die die verschwundene Frau gespielt hat. Hilda verschwindet, und kann dann durch Hilfe des Hundes aus dem Weinkeller entkommen. Welcher Teil der Geschichte von Harry jemals wahr war oder ist, bleibt ungeklärt.
Während sich die Story an sich eher trocken und am Schluß emotional unbefriedigend liest - ist Harry ein 'Kinderverzerrer' und niemand kann es beweisen ? - sind die Nebenschauplätze mit Humor gezeichnet bzw. fordern durch Information und dann Witzchen über Wellentheorien bis zu Stringtheorie (alles Physik) die grauen Zellen des Lesers/der Leserin heraus.
Nebenschauplatz : Hund und Katzen.
Vom Hund war schon oben die Rede. Ihm sind kleine Kapitelchen gewidmet in denen er versucht den dummen Menschen zu helfen Harry auf die Schliche zu kommen. Letztendlich kann er nur den Kindern helfen, und Pfoten über die Augen legen.
Jurys Chef hat Kater Cyril, der sich hier als quasi Pilot und Kamikazeflieger in Racers Büro benimmt und durch Jurys taktisches Türenaufhalten auch immer sicher entkommen kann.
Schrödingers Katzen Theorem wird strapaziert (man wird den Eindruck nicht los, daß niemand in dem Buch es wirklich versteht) und es gibt eine verfressene Katze namens Schrödinger, die einen Wurf Kätzchen zu betreuen hat.
Nebenschauplatz : Physikalische Theorien.
Gödel, Niels Bohr, Einstein, Schrödinger etc. werden genannt, zitiert, diskutiert.
Wellentheorien bis zur Superstringtheorie mehrfach dilletantisch erklärt und einige nette Witzchens darüber gemacht. Daß Menschen die gerade ihre drei bis vier Dimensionen verstehen und vielleicht leben, bei der Vorstellung von zehn Dimensionen überfordert sind, ist nachvollziehbar.
Leider gibt es deshalb im Internet böse Kritiken über dieses Buch, die ich nicht nachvollziehen kann.
Die Wortblödeleien der Autorin oder Übersetzerin über Stringtangatheorie etc. haben mich gut unterhalten.
Ort der Handlung sind London mit Jury Büro, Melrose Plant der daheim im Schloß, in London im Club oder Florenz und San Gimignano ist, mehrere gute Restaurants und der kleine Ort an dem Mutter und Kind verschwunden sein sollen, und dann die Leiche auftaucht. Dieser Ort ist mit Pub und den gewohnt dörflicher Gemeinschaft zugerechneten Menschen gezeichnet - die alte Frau die alles sieht, der Pub Besitzer der entscheidet ob was weitergeben wird etc ...
In Summe ein Buch das ich gerne gelesen habe und mich gut unterhalten hat. Die Exkurse in physikalische theoretische Gefilde und das Wirrwarr spiel wer wem was gesagt hat (oder vielleicht auch nicht) war spannend. Leider läßt die Kindergeschichte einen schalen Nachgeschmack zurück.
Martha Grimes wurde am 2 Mai 1931 in Pittsburgh, Pennsylvania geboren. Sie studierte Anglistik und schrieb Gedichte. 1981 wurde ihr erster Roman veröffentlicht. In den Inspector Jury Romanen wird dieser von Melrose Place, einem reichen ehemals Adeligen unterstützt. Martha Grimes lebt jetzt in Santa Fe und in Washington D.C.
"Inspektor Jury kommt auf den Hund"
Roman
Original "The Old Wine Shades"
2006, Viking, New York
Deutsch von Cornelia Winter
2009, Taschenbuch Goldmann Verlag, München
406 Seiten
ISBN 978-3-442-46992-5
Der Hund der quasi durch diesen Kriminalroman führt ist ein freundlicher brauner Hund, lautend auf den Namen Mungo. Sein Herrchen Harry ist begütert und beginnt Jury, der quasi freigestellt ist, eine Geschichte über eine verschwundenen Frau, mit autistischem Kind und Hund zu erzählen. Jury beginnt der Sache nachzugehen, und besucht den Mann der verschwundenen Frau, schickt Melrose nach Italien zwecks Recherche, lernt viel über hochgestochene Theorien in der Physik und kommt nicht wirklich weiter. Er kennt das Nachbarsmädchen Hilda kennen. Spät taucht eine Leiche auf - es ist nicht verschwundene Frau, sondern eine die die verschwundene Frau gespielt hat. Hilda verschwindet, und kann dann durch Hilfe des Hundes aus dem Weinkeller entkommen. Welcher Teil der Geschichte von Harry jemals wahr war oder ist, bleibt ungeklärt.
Während sich die Story an sich eher trocken und am Schluß emotional unbefriedigend liest - ist Harry ein 'Kinderverzerrer' und niemand kann es beweisen ? - sind die Nebenschauplätze mit Humor gezeichnet bzw. fordern durch Information und dann Witzchen über Wellentheorien bis zu Stringtheorie (alles Physik) die grauen Zellen des Lesers/der Leserin heraus.
Nebenschauplatz : Hund und Katzen.
Vom Hund war schon oben die Rede. Ihm sind kleine Kapitelchen gewidmet in denen er versucht den dummen Menschen zu helfen Harry auf die Schliche zu kommen. Letztendlich kann er nur den Kindern helfen, und Pfoten über die Augen legen.
Jurys Chef hat Kater Cyril, der sich hier als quasi Pilot und Kamikazeflieger in Racers Büro benimmt und durch Jurys taktisches Türenaufhalten auch immer sicher entkommen kann.
Schrödingers Katzen Theorem wird strapaziert (man wird den Eindruck nicht los, daß niemand in dem Buch es wirklich versteht) und es gibt eine verfressene Katze namens Schrödinger, die einen Wurf Kätzchen zu betreuen hat.
Nebenschauplatz : Physikalische Theorien.
Gödel, Niels Bohr, Einstein, Schrödinger etc. werden genannt, zitiert, diskutiert.
Wellentheorien bis zur Superstringtheorie mehrfach dilletantisch erklärt und einige nette Witzchens darüber gemacht. Daß Menschen die gerade ihre drei bis vier Dimensionen verstehen und vielleicht leben, bei der Vorstellung von zehn Dimensionen überfordert sind, ist nachvollziehbar.
Leider gibt es deshalb im Internet böse Kritiken über dieses Buch, die ich nicht nachvollziehen kann.
Die Wortblödeleien der Autorin oder Übersetzerin über Stringtangatheorie etc. haben mich gut unterhalten.
Ort der Handlung sind London mit Jury Büro, Melrose Plant der daheim im Schloß, in London im Club oder Florenz und San Gimignano ist, mehrere gute Restaurants und der kleine Ort an dem Mutter und Kind verschwunden sein sollen, und dann die Leiche auftaucht. Dieser Ort ist mit Pub und den gewohnt dörflicher Gemeinschaft zugerechneten Menschen gezeichnet - die alte Frau die alles sieht, der Pub Besitzer der entscheidet ob was weitergeben wird etc ...
In Summe ein Buch das ich gerne gelesen habe und mich gut unterhalten hat. Die Exkurse in physikalische theoretische Gefilde und das Wirrwarr spiel wer wem was gesagt hat (oder vielleicht auch nicht) war spannend. Leider läßt die Kindergeschichte einen schalen Nachgeschmack zurück.
Martha Grimes wurde am 2 Mai 1931 in Pittsburgh, Pennsylvania geboren. Sie studierte Anglistik und schrieb Gedichte. 1981 wurde ihr erster Roman veröffentlicht. In den Inspector Jury Romanen wird dieser von Melrose Place, einem reichen ehemals Adeligen unterstützt. Martha Grimes lebt jetzt in Santa Fe und in Washington D.C.
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Dienstag, 18. März 2014
Cage John : "Empty Mind"
Cage John :
"Empty Mind"
Herausgegeben von Marie Kuise Knott und Walter Zimmermann
Deutsch von Klaus Reichert und anderen
2012, Suhrkamp Verlag Berlin
Band 1472 der Bibliothek Suhrkamp
219 Seiten
5 Seiten Nachwort von Walter Zimmermann
4 Seiten Nachwort von Luise Knott
ISBN 978-3-518-22472-4
Dieses faszinierende grüne Buch mit grünem Lesebändchen liegt seit fast 18 Monaten neben meinem Bett. Ich lese bzw. schmökere phasenweise darin und sind mittlerweile ziemlich viele Lesezeichen darin. Es ist kein Buch zum Durchlesen von A bis Z, sondern bringt mit seinen Gedanken(fetzen) und Mesosticha zum Denken.
Der Abriß in dem John Cage seine Biographie erzählt ist spannend. Wie er alte Werte manchmal ernst nimmt, manchmal hinterfragt und dann einfach zur Seite schiebt ist faszinierend.
In seinen Gedankenfetzen / 'Lectures' wimmelt es von berühmten Künsternamen wie Schönberg, Tudor, Cunnigham, Stockhausen, Boulez etc aber auch von Pilzen, dem Zufall, Kindersprüchen und Zen-Zitaten.
Faszinierend ist das fiktive Gespräch das Cage und Satie miteinander führten. Zitate des einen werden den Gedankenwelten des anderen gegenübergestellt.
Er machte Experimente, lernte Zen, setzte das I ging als Zufallsfaktor für Komposition ein und lehrte Komposition und Pilze.
Die Mesosticha * waren/sind für mich eine Herausforderung. Das Konzentrieren auf den reinen Text aber die Rücksichtnahme auf die Gestaltung des Gedichtes hatten es in sich. Faszinierend welche Text zum Mesostichon Imitation etc. gestaltet wurden. In einer der Einführungen stand, daß Cage elektronische Hilfe beim Erstellen der Gedichte hatte.
* Mesosticha sind Gedichte ähnliche wie Akrosticha, nur daß der Name in der Mitte und nicht am Rand hinunter zu lesen ist.
Stille : Cage lies sich in einen schalldichten Raum sperren um Stille zu hören. Er hörte das Rauschen des Blutkreislaufs und das Pumpen des Herzens.
Zwischenstand per 18. März : ein hochinteressantes bereicherndes Buch, zu dem ich vermutlich updates hinzufügen werde.
Ich bin es gewohnt in den öffentlichen Verkehrsmitteln Bücher zu lesen, aber es war das erste Mal, daß mich ein ca. 20 Jahre junger Mann gefragt hat, was ich das lese, denn das was er mitgelesen hatte, hat ihn angesprochen. Es war das Interview Satie-Cage gewesen.
John Milton Cage wurde am 5 September 1912 in Los Angeles geboren. Er starb am 12 August 1992 in New York.
"Empty Mind"
Herausgegeben von Marie Kuise Knott und Walter Zimmermann
Deutsch von Klaus Reichert und anderen
2012, Suhrkamp Verlag Berlin
Band 1472 der Bibliothek Suhrkamp
219 Seiten
5 Seiten Nachwort von Walter Zimmermann
4 Seiten Nachwort von Luise Knott
ISBN 978-3-518-22472-4
Dieses faszinierende grüne Buch mit grünem Lesebändchen liegt seit fast 18 Monaten neben meinem Bett. Ich lese bzw. schmökere phasenweise darin und sind mittlerweile ziemlich viele Lesezeichen darin. Es ist kein Buch zum Durchlesen von A bis Z, sondern bringt mit seinen Gedanken(fetzen) und Mesosticha zum Denken.
Der Abriß in dem John Cage seine Biographie erzählt ist spannend. Wie er alte Werte manchmal ernst nimmt, manchmal hinterfragt und dann einfach zur Seite schiebt ist faszinierend.
In seinen Gedankenfetzen / 'Lectures' wimmelt es von berühmten Künsternamen wie Schönberg, Tudor, Cunnigham, Stockhausen, Boulez etc aber auch von Pilzen, dem Zufall, Kindersprüchen und Zen-Zitaten.
Faszinierend ist das fiktive Gespräch das Cage und Satie miteinander führten. Zitate des einen werden den Gedankenwelten des anderen gegenübergestellt.
Er machte Experimente, lernte Zen, setzte das I ging als Zufallsfaktor für Komposition ein und lehrte Komposition und Pilze.
Die Mesosticha * waren/sind für mich eine Herausforderung. Das Konzentrieren auf den reinen Text aber die Rücksichtnahme auf die Gestaltung des Gedichtes hatten es in sich. Faszinierend welche Text zum Mesostichon Imitation etc. gestaltet wurden. In einer der Einführungen stand, daß Cage elektronische Hilfe beim Erstellen der Gedichte hatte.
* Mesosticha sind Gedichte ähnliche wie Akrosticha, nur daß der Name in der Mitte und nicht am Rand hinunter zu lesen ist.
Stille : Cage lies sich in einen schalldichten Raum sperren um Stille zu hören. Er hörte das Rauschen des Blutkreislaufs und das Pumpen des Herzens.
Zwischenstand per 18. März : ein hochinteressantes bereicherndes Buch, zu dem ich vermutlich updates hinzufügen werde.
Ich bin es gewohnt in den öffentlichen Verkehrsmitteln Bücher zu lesen, aber es war das erste Mal, daß mich ein ca. 20 Jahre junger Mann gefragt hat, was ich das lese, denn das was er mitgelesen hatte, hat ihn angesprochen. Es war das Interview Satie-Cage gewesen.
John Milton Cage wurde am 5 September 1912 in Los Angeles geboren. Er starb am 12 August 1992 in New York.
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Dienstag, 4. März 2014
Barbara Frischmuth : "Woher wir kommen"
Barbara Frischmuth :
"Woher wir kommen"
2013, Aufbau Verlag GbmH & Co KG Berlin
362 Seiten
ISBN 978-3-351-3508-2
In diesem beeindruckenden Buch beschreibt die Literatin und Orientkennerin mit wunderschöner Sprache das Leben dreier Generationen in zumindest zwei verschiedenen Welten.
Ada, Martha und Lilofee sind die drei Frauen deren Leben beschrieben wird. Ada wird 30 und steht knapp vor ihrem künstlerischen Durchbruch. Martha, ihre Mutter, hat sie und ihren Zwillingsbruder nach dem Bergtod ihres Mannes Robin am Ararat zurück zu ihrer Mutter ins Auseerland gebracht. Martha ist Nichte von Lilofee - die Tochter ihrer Schwester Pia die mit ihrem Ehemann bei einem Unfall ums Leben gekommen war. Lilofee ist/war die ältere gescheitere Tochter eines angesehenen Kunstprofessors, die in der Kriegszeit einem entflohenen Häftling geholfen hatte - was Probleme für die beiden nach sich gezogen hatte.
Orte des Geschehens sind das Salzkammergut mit den Bergen, den kleinlichen Strukturen des Dorfes, und den Seen. Hier taucht Adas Jugendliebe Jonas wieder auf - als Vater von drei Kindern.
Der städtische Gegenpol ist Istanbul. Hier hat Martha mit Ehemann und Zwillingen gelebt und das Leben in ihrem Viertel mit Läden, verschiedenen genossen. Zeitlich ist das die Jahrzehnt der 80-er Jahre. Martha hat noch eine gute Freundin aus der Zeit, deren Mann gemeinsam mit ihrem Mann auf dem Berg geblieben war. Da beide Journalisten in einer bewegten Zeit gewesen waren, sind die Gerüchte um politischen Tod nie ganz verstummt.
Die drei Frauen sind stark und gestalten ihr Leben. Lilofee arbeitet durch ihre Englischkenntnisse bei einem Anwalt und macht später in der ehemals elterlichen Villa eine Schank auf. Martha baut das Haus um und macht ein beliebtes Gasthaus daraus. Auch Ada geht ihren Weg.
Besonders gut haben mit die Schilderungen von Kunst und Kunstschaffen gefallen. Wie Ada ihre Kunstwerke entwickelt, überarbeitet, hinterfragt und überdenkt fand ich faszinierend. Ihr Zwillingsbruder lebt seine künstlerische Ader als Galerist aus.
Photographien von Blossfeldt haben die junge Frau als Kind inspiriert. Umgekehrt zeigt Martha ihrer Tante Lilofee als sie das einzige Mal nach Istanbul kommt Werke des mutmaßlichen Künstlers Mehmed Siyah Qualem (so geschrieben wie er im Buch steht; es dürfte viele Schreibweisen geben). Von seiner Vita ist wenig bis nichts bekannt, nur seine Werke faszinieren noch immer.
Geschichtlich wird die Nazizeit, Nachkriegszeit und die Jetztzeit in Österreich beschrieben. Sie läßt in Fragen Platz warum manches aufgearbeitet wurde, über manches rechtzeitig gesprochen wurde und es bei manchem zu spät ist darüber zu sprechen, weil manche die man noch hätte fragen können nicht mehr da sind, und dafür die Gerüchteküche blüht.
In Istanbul wird die Zeit der 80-er Jahre reflektiert - das Aufkommen der Kurdenthematik, der Zuzug in die Hauptstadt aus dem Land, der Verfall und die Enge einzelner beliebter Stadtviertel zugunsten von Reihenhäusern außerhalb der Stadt und die Unsicherheit durch Bomben und Terrormöglichkeit.
Zwei Phrasen haben mich irritiert, denn 'nach draußen gehen' und 'hoch gehen' sind für mich keine österreichischen Formulierungen, sondern eher deutsch. Ich laße mich aber gerne anders belehren.
Ich habe das Buch sehr genossen und sehr konzentriert die schöne Sprache, die Formulierungen und Gedankenwelten verfolgt. Dieses Vergnügen wünsche ich allen Leserinnen & Lesern !
Barbara Frischmuth wurde am 5 Juli 1941 in Altausee (Steiermark) geboren. Sie studierte Türkisch, Ungarisch und Orientalistik und ist jetzt freie Schriftstellerin. sie arbeitete einige Zeit als Übersetzerin. 1968 erschien ihr erstes Buch "Die Klosterschule". Sie schrieb Romane, Kinderbücher, Theaterstücke, Hörspiele und Filmdrehbücher und hat viele wichtige Preise erhalten.
"Woher wir kommen"
2013, Aufbau Verlag GbmH & Co KG Berlin
362 Seiten
ISBN 978-3-351-3508-2
In diesem beeindruckenden Buch beschreibt die Literatin und Orientkennerin mit wunderschöner Sprache das Leben dreier Generationen in zumindest zwei verschiedenen Welten.
Ada, Martha und Lilofee sind die drei Frauen deren Leben beschrieben wird. Ada wird 30 und steht knapp vor ihrem künstlerischen Durchbruch. Martha, ihre Mutter, hat sie und ihren Zwillingsbruder nach dem Bergtod ihres Mannes Robin am Ararat zurück zu ihrer Mutter ins Auseerland gebracht. Martha ist Nichte von Lilofee - die Tochter ihrer Schwester Pia die mit ihrem Ehemann bei einem Unfall ums Leben gekommen war. Lilofee ist/war die ältere gescheitere Tochter eines angesehenen Kunstprofessors, die in der Kriegszeit einem entflohenen Häftling geholfen hatte - was Probleme für die beiden nach sich gezogen hatte.
Orte des Geschehens sind das Salzkammergut mit den Bergen, den kleinlichen Strukturen des Dorfes, und den Seen. Hier taucht Adas Jugendliebe Jonas wieder auf - als Vater von drei Kindern.
Der städtische Gegenpol ist Istanbul. Hier hat Martha mit Ehemann und Zwillingen gelebt und das Leben in ihrem Viertel mit Läden, verschiedenen genossen. Zeitlich ist das die Jahrzehnt der 80-er Jahre. Martha hat noch eine gute Freundin aus der Zeit, deren Mann gemeinsam mit ihrem Mann auf dem Berg geblieben war. Da beide Journalisten in einer bewegten Zeit gewesen waren, sind die Gerüchte um politischen Tod nie ganz verstummt.
Die drei Frauen sind stark und gestalten ihr Leben. Lilofee arbeitet durch ihre Englischkenntnisse bei einem Anwalt und macht später in der ehemals elterlichen Villa eine Schank auf. Martha baut das Haus um und macht ein beliebtes Gasthaus daraus. Auch Ada geht ihren Weg.
Besonders gut haben mit die Schilderungen von Kunst und Kunstschaffen gefallen. Wie Ada ihre Kunstwerke entwickelt, überarbeitet, hinterfragt und überdenkt fand ich faszinierend. Ihr Zwillingsbruder lebt seine künstlerische Ader als Galerist aus.
Photographien von Blossfeldt haben die junge Frau als Kind inspiriert. Umgekehrt zeigt Martha ihrer Tante Lilofee als sie das einzige Mal nach Istanbul kommt Werke des mutmaßlichen Künstlers Mehmed Siyah Qualem (so geschrieben wie er im Buch steht; es dürfte viele Schreibweisen geben). Von seiner Vita ist wenig bis nichts bekannt, nur seine Werke faszinieren noch immer.
Geschichtlich wird die Nazizeit, Nachkriegszeit und die Jetztzeit in Österreich beschrieben. Sie läßt in Fragen Platz warum manches aufgearbeitet wurde, über manches rechtzeitig gesprochen wurde und es bei manchem zu spät ist darüber zu sprechen, weil manche die man noch hätte fragen können nicht mehr da sind, und dafür die Gerüchteküche blüht.
In Istanbul wird die Zeit der 80-er Jahre reflektiert - das Aufkommen der Kurdenthematik, der Zuzug in die Hauptstadt aus dem Land, der Verfall und die Enge einzelner beliebter Stadtviertel zugunsten von Reihenhäusern außerhalb der Stadt und die Unsicherheit durch Bomben und Terrormöglichkeit.
Zwei Phrasen haben mich irritiert, denn 'nach draußen gehen' und 'hoch gehen' sind für mich keine österreichischen Formulierungen, sondern eher deutsch. Ich laße mich aber gerne anders belehren.
Ich habe das Buch sehr genossen und sehr konzentriert die schöne Sprache, die Formulierungen und Gedankenwelten verfolgt. Dieses Vergnügen wünsche ich allen Leserinnen & Lesern !
Barbara Frischmuth wurde am 5 Juli 1941 in Altausee (Steiermark) geboren. Sie studierte Türkisch, Ungarisch und Orientalistik und ist jetzt freie Schriftstellerin. sie arbeitete einige Zeit als Übersetzerin. 1968 erschien ihr erstes Buch "Die Klosterschule". Sie schrieb Romane, Kinderbücher, Theaterstücke, Hörspiele und Filmdrehbücher und hat viele wichtige Preise erhalten.
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Frau,
Nachkriegszeit,
Österreich,
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