Sonntag, 9. Februar 2014

Sam Parangi : "Mr. Majestic verbessert sein Karma"

Sam Parangi :
"Mr. Majestic verbessert sein Karma"
original "Mr. Majestic - the Tout of Bengaluru"
2012, Hachette, India
Aus dem Englischen von Nicole Seifert
2014, Rowohlt Polaris
437  Seiten
ISBN 978-3-499-22401-0

In diesem unterhaltsamen Kriminalroman erzählt Haree/Hari Majestic wie er es sich als Internetbetrüger, Anbieter von fiktiven Bollywoodkursen etc. und Detektiv in Südindien durchs Leben schlägt. Er möchte zwar im nächsten Leben besser leben, wofür er jetzt sein Karma verbessern möchte, muß aber in diesem Leben überleben was er mehr schlecht als recht hinkriegt.

Hari hat mehrere heiße Eisen zum Überleben im Feuer : über Internet erfindet er reiche Tote und ergaunert Geld von Angehörigen, er bietet aber auch Kurs für kommende Filmsternchen im Bollywood Business an (die Betriebe gibt es nicht, nur die Bankkonten), und er ist Detektiv.
Als letztes wird er beauftragt eine junge Frau zu finden, die verschwunden ist. Nach vielen Seiten findet er sie versteckt lebend, da sie es geschafft hatte einem Porno zu entfliehen (ihr war gesagt worden, daß sie einen echten Film drehen darf) und sich vor schlagfreudigen Geldgebern in Sicherheit bringen mußte. Geholfen hatte ihr ein alter Bekannter von Hari, der sich mit seichten und sehr schlüpfrigen Filmchens (je mehr x, desto gut) sein Leben verdient hatte.
Hari hat alle Hände zu tun seinen alten klapprigen aber früher juristisch denkenden Onkel zu versorgen, diversen Schlägertrupps zu entkommen, zuzusehen wie Menschen irrtümlich aufgeschlitzt werden und sich um seine Seele in der kommenden Inkarnation zu sorgen. Letztendlich sitzt die gesuchte junge Frau im Flugzeug in ihre Heimat.

Der Stil des Roman ist frech, auch etwas respektlos, sehr unterhaltsam, und hat mich öfters zum laut auflachen beim Lesen gebracht. Der Roman hat Drive und trotz der vielen Seiten nicht langweilig.

Die Geschichte wird aus Sicht von Hari beschrieben. Er ist 27 Jahre jung, ölt seine Haare mit Kokosfett ein und hat eine Haarlocke die er sehr pflegt. Die Menschen um ihn sind aus verschiedenen Gesellschaftsschichten, meist aber ums Überleben kämpfend. Witzig ist wenn er Menschen mit Tieren vergleicht : die Beschreibung eines Schlägerypen vor dem er sich in Acht nehmen muß als hungriger Tyrannosaurus ist schön griffig.

Essen - v.a. vegetarisches - ist wichtig; der Duft des Essens wird beschrieben, die Standln der Stadt mit diversem Frittierten genauso wie das mitgenommene Fleischlose derjenigen die ein halbwegs fixes Büro haben. Alkohol der unterschiedlichsten illegalen und gemischten Herkunftsstätten hat ebenfalls Platz - es wird frohgemut einheimischer mit renommierten Whiskey gemischt,

Ort der Handlung ist die Stadt Bangalore, die derzeit in Bengaluru umbenannt wird. Bei einer Reise mit Zug, Bus und Taxis schildert er den Süden, das Überleben dort und die Heldenverehrung eines Gurus.
Die Wohnungen, Zimmer, Büros, Hotelzimmer sind meist sehr abgewohnt und angesammelt mit Gegenständen geschildert. Gegenpol ist ein teurer Hotelkasten mit exklusiver Suite; aber hier sind nur wenige der vielen Szenerien.

Es gibt einige Zitate die mir sehr gut gefallen :
"Daß Menschen mit miserablem Karma häufig der Fernseher abhanden kam, war schließlich allgemein bekannt" (S. 5)

In Summe ein witziges Buch, das sehr unterhaltend ist. Viel Vergnügen !

Über den Autor ist zwar eine Vita abgedruckt; es tauchte die Idee auf, daß Sam Parangi eine erfundene Persönlichkeit wie die Internetmachenschaften seines "Hari Majestic" ist.


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