Samstag, 30. November 2013

Franz Josef Weißenböck : "Mord im Parlament"

Franz Josef Weißenböck :
"Mord im Parlament" - ein konstruktivistischer Kriminalroman
'Eine Ungeheuerlichkeit'    
2011, Edition VA bENE, Klosterneuburg
255 Seiten
ISBN 978-3-85167-252-7

Thomas Thomas arbeitet im österreichischen Parlament. Einer seiner besten Freunde dort ist Franz Ferdinand Schwarzenberger, Pressechef und genauso wie er Freund und Verfechter guter schöner österreichischer Sprache. Ein Kriminologenkongreß ist geplant - genau an der Stelle an der Kriminologen aus Israel plaziert sein sollen, war ein Luster zerschellt. er Kongreß wird ins Parlament verfrachtet. Bevor die Mitglieder des Kongresses eintreffen wird ein Politiker ermordet im Keller aufgefunden. Dieser Politiker war gewieft im Anpassen an Politisches und hatte einen manifesten Ruf als Frauenheld. Polizist Hans Scherzer tritt auf - er hat auf Wunsch seiner Gattin deren Namen angenommen weswegen ihn Thomas nicht sofort als ehemaligen Klassenkollegen im humanistischen Gymnasium erkennt. Die Krimologen treffen ein - es sind die Protagonisten vieler Kriminalgeschichten von Commissarion Brunetti bis Mira Valevsyk, Benno Berghammer, Salvo Montalbano, Erlendur Sveinsson, Marga Zymsteyn und Kostas Charitos etc. Nach drei Tagen Diskussionen, Workshops und Theorien zu dem aktuellen Politikermord reisen die Herrschaften ab. Im Mord wird noch ermittelt.

In dem Buch das zwar ein Krimi ist, aber kein who-dunn-it ist werden viele unterschiedliche Themen und rote Fäden verfolgt.
Plot der zusammenhält sind der heruntergefallene Luster und der Mord. Den anderen Themen wird mehr Raum gewährt - bis auf die kurze Geschichte als der Mord inoffiziell geklärt wird.
Einigen Raum nehmen die Politiker, das sich zu wichtig fühlen der Mitglieder des Bundesrats, der Wankelmut in politischen Themen ein. Bösartig werden politische Diskussionen auf dieser Nebenbühne, dem Bundesrat, beschrieben, indem es einerseits um ein lächerliches Gesetz (Ausländer mit Linksbegabung und Linkshänderförderung mit grandioser Abkürzung) geht und andererseits nur inhaltlos, aber mit floskelgewaltig darum geht die eigene Existenz zu rechtfertigen.
Hobby von Thomas und Schwarzenberger ist Sprache. Beiden macht der Umgang Freude, bzw der Umgang in den Medien die der deutschen Sprache nicht mehr mächtig scheinen Kummer. Sie werfen sich lateinische und griechische Bibelübersetzungen an den Kopf und amüsieren sich dabei großartig.
Bei den Kriminologen ist es spannend und unterhaltsam wie diese hier geschildert werden: Der arme Brunnetti dem ein Philosoph den er nicht ausstehen kann angedichtet wurde, Laurenti der sich als Schöpfung mit italienischer Kunst wohlfühlen darf, Valevsyk die einen Spaghetti-disput vom Zaun bricht und eine Gruppe daheim bekocht. Thomas ist glücklich als er über Caravaggio reden darf. (ein ganzes Kapitel ist Caravaggio und Rembrandt gewidmet).

Das Buch ist nicht einfach zu lesen, da doch ein gerütteltes Maß an Allgemeinbildung und auch gelesenen & gemerkten Krimigestalten vorausgesetzt wird. Die lateinischen und griechischen Stellen sind netterweise fließend im folgenden Text zumindest ansatzhalber übersetzt, denn das Schullatein manches Lesers/mancher Leserin kann schon länger zurückliegen oder verschüttet sein.

Skurril sind Ansätze wenn zwei Disputanten nachfragen warum die griechischen Götter lächeln, und warum sie Trankopfer bringen. Sie sind doch unsterblich, warum bringen sie dann Opfer dar ? Oder wissen sie um die Totenwelt und es gibt keine Unsterblichkeit ?

Auf dem ersten Blatt des Buches verweist der Verlag darauf, "daß seine Bücher der alten Rechtschreibung folgen. Die Entscheidung bezieht sich auf die Sinnwidrigkeit der meisten neuen Regeln und darauf, daß sie sich gegen die deutsche Sprache selbst richten."
Im Absatz darunter der Hinweis, daß der Druck mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien, des Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur etc ... erfolgte. Wenn das nicht Humor hat :-)

Die Kapitel haben tw. witzige Bezeichnungen  abseits der Zeitstruktur die an einem Samstag morgen beginnt, und dann die Woche davor beginnend mit Samstag schildert: 'Nil nisi bene de Carlo Malfatti', 'Small talk und Caravaggio', 'Pasta mit Hypothesen', 'Caravaggio gegen Rembrandt 1:0', 'Odysseus auf Scheria' und 'Das Lächeln de Mona Lisa'.

In Summe ein Buch das mir sehr gut gefallen hat, aber keines ist das sich rasch diagonal Lesen läßt. Viele sehr interessanten Themen sind angeschnitten über die bei Bedarf noch diskutiert werden kann. Ich überlege derzeit wem ich das Buch schenken kann, um ebenfalls die grauen Zellen zu trainieren. Viel Spaß !

PS: Poirot ist natürlich nicht bei dem Kriminologenkongreß; auch Miss Marple fehlt.


Franz Josef Weißenböck wurde 1949 in Neunkirchen (Niederösterreich) geboren. Er ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern: und  lebt in Wien und Niederösterreich. Eintritt ins Wiener Priesterseminar und Studium der Theologie an der Universität Wien, wo er 1979 mit einer praktisch-theologischen Arbeit über „Katholische Kirche und Öffentlichkeit“ zum Doktor der Theologie promoviert wurde. 1999 Abschluß einer Ausbildung zum systemischen Supervisor und Coach.
Parallel zum Studium zuerst frei-, später hauptberufliche Tätigkeit als Redakteur der katholischen Presseagentur Kathpress, dazwischen als Religionslehrer an einer Wiener Volksschule. Mitarbeit bei verschiedenen in- und ausländischen Print- und elektronischen Medien. Seit 1980 Arbeit in verschiedenen Ministerien (Gesundheit und Umweltschutz, Finanzen, Soziales), seit 1999 Chefredakteur des parlamentarischen Pressedienstes - bis 2011.

Buchveröffentlichungen bisher: „Übrigens. Gespräche mit großen Geistern aus sechs Jahrhunderten. Mit einem Vorwort von Adolf Holl.“ (Innsbruck 2005). „Coaching für Platon, Caesar, Ovid, Pilatus, Paulus, Konstantin. Mit einem Vorwort von Franz Fischler.“ (EDITION VA bENE 2008).  „
Handbuch der Kirchenspaltung.  Mit einem Vorwort von Weihbischof Helmut Krätzl und einem Gastkommentar von Dr. Walter Weiss" (EDITION VA bENE  ISBN 978-3-85167-231-2)

Donnerstag, 14. November 2013

James Bowen : "Bob, der Streuner"

James Bowen :
"Bob, der Streuner"
2012, Hodder & Stoughton Ltd
original "A Street Cat Named Bob"
Aus dem Englischen von Ursula Mensah
2013, Bastei Lübbe
245 Seiten + 2 Seiten Dank
ISBN 978-3-404-60693-1

Das Cover zeigt einen wunderschönen roten Kater mit blauem Schal. Dieser Kater ist Angelpunkt dieser wahren Katzengeschichte aus London.

James, Ex-junkie und Straßenmusiker findet im Frühjahr 2007 diesen verwahrlosten, halbverhungerten, verletzten roten Kater. Er kümmert sich um ihn, und möchte ihn wieder der gewohnten Freiheit zurückgeben. Der Kater will bleiben, und setzt sich durch (nona - sagt der Katzenliebhaber, der Katzen kennt). Und er bringt Struktur und Stabilität in das Leben des Menschen der sich schon aufgegeben hatte.

James ernährt sich und Bob zuerst als Straßenmusiker, dann als Zeitungsverkäufer. Die Einblicke in die Hintergründe der Abläufe und internen menschlichen Schwierigkeiten beim Verkauf einer Obdachlosenzeitung sind faszinierend. Beobachtungen wie sich die Menschen in der Wirtschaftskrise zwischen 2007 und 2009 ändern, ergänzen das Umfeld.
Stark ist, daß der Katzenmitbewohner durch die positive Reaktion der Umwelt auf den Kater wieder nette, hilfsbereite, freundliche Menschen kennen lernt; und damit lernt daß es doch Menschen gibt, denen er vertrauen kann.
Das Thema Rauschgift, seine Folgen für den Junkie aber auch für die Umwelt kommt oft vor. Die Ohnmacht der Familie nichts tun zu können und daß alles auseinandergleitet, wird genauso beschrieben, wie der systhematische Entzug, den James mithilfe seines sensiblen Katers auch schafft.
Witzig ist der Zeitbezug, daß schon längst Photos und Filmchens des Zeitungsverkäufers und seines Katers in den sozialen Medien sind, und erst Spanier ihn auf diese Bekanntheit aufmerksam machen.

Das Buch ist eine Geschichte für Advent oder Weihnachten, auch wenn nur ein Weihnachten beschrieben wird, und der rote Kater Bob anders als der weiße "Polar Bear" in "The Cat who came for Christmas" von Cleveland Armory, der wirklich zu Weihnachten ins Leben seines Autors tritt.

Die Geschichte ist einfach und unpretentiös geschrieben. Ohne viele Schnörkel, sondern die Geschichte wie sie abgelaufen war. Menschen die mit Katze & Kater leben / gelebt haben, werden durch Bobs Beschreibungen einiges wieder erkennen. Ein schönes Buch zum Verschenken - nicht nur an Katzenfans.

James Bowen wurde am 15. Jänner in Surrey (UK) geboren, lebte nach Scheidung der Eltern in Australien, zog 1997 nach London zurück, wo er seitdem lebt.
Co-Autor des Buches ist der Journalist Garry Jenkins, der ihn interviewt hatte und gemeinsam James' Geschichte aufschrieb.

Dienstag, 12. November 2013

Fernando Vallejo : "Die Madonna der Mörder"

Fernando Vallejo :
"Die Madonna der Mörder"
original "La Virgen de los Sicarios"
1994, Verlag Santilla, Santafé de Bogotá
aus dem kolumbianischen Spanisch von Klaus Laabs
2000, Paul Zsolnay Verlag Wien
161 Seiten
ISBN 3-552-04988-6

Ein älterer Herr, ein Grammatikprofessor, erlebt eine Liebe mit ein jungen schönen Mann mit grünen Augen. Alexis ist Mörder, er kommt aus einer der vielen Mörderbanden in Medellín und kann nichts anderes als punktgenau schießen. Der ältere Herr - Fernando - schildert seine Liebe zu dem Jungen, die Banden in Medellín, die Drogenkriege, das erschießen Pablo Escobars, das Bereichern mancher katholischer Herren damit sie nach Rom kommen dürfen, und immer wieder Gewalt bei der es einfach nur ums Behaupten geht. Die Gewalt trifft alle : Taxifahrer die zu laut Musik hören, Taxifahrer die leider etwas gesehen haben, faule Serviererinnen, Schwangere die zufällig auf der Straße sind etc. Als Alexis erschossen wird, bringt er in noch rasch in ein Krankenhaus und vergräbt sich dann. Später trifft er Wilmar, auch ein schöner Junge mit grünen Augen, der Mörder ist. Ihm wird offenbart, daß er Alexis umgebracht hat. Er kann den Grund akzeptieren und möchte raus aus der Stadt - gemeinsam mit Wilmar. Leider ist eine Kugel rascher und trifft den jungen Mann. Jetzt geht er alleine aus der Stadt.

Das Buch ist in Ich-form aus der Sicht des älteren Herrn, dem die Musik zu laut, die Fernsehserien zu dumm, die Polizisten zu bestechlich und die katholischen Kirchenmänner zu raffgierig und zu wenig menschlich sind. Die Kirchen sind das einzig beständige. Dorthin geht er alleine oder gemeinsam. Manche Kirchen liebt er weil dort 'sein' Gott ist, andere sind so leblos, daß er 'seinen' Gott dort nicht vermutet.

Die Gewalt, die Drogenkriegen, die Bandenkriege, Beobachtungen über Viertel in Medellín die man besser nicht betritt werden klar, sachlich und ohne moralische Bewertung geschrieben. Kühl werden Gemetzel zwischen Banden vor Kirchen erzählt - inklusive Kollateralschaden, denn die Menschen die es zufällig auch erlegt, zählen nicht.
Für die Jungen, die Mörder, sind nur Markenwaren wie Jeans, Schuhe, Leiberln, Stereoanlage und Riesenfernseher wichtig; und Kühlschränke - die amerikanischen die Eis machen können.

Die Metaphern bringen mitunter zum Schmunzeln, wenn er z.B. einen lauten Fernseher tollwütig nennt.

Mich hat das Buch fasziniert. Ich habe dann wieder einiges über die Zeit der 90-er Jahr in Kolumbien nachgelesen. Der Stil ging mir unter die Haut. Ich kann den Roman nur empfehlen.

Fernando Vallejo wurde am 24. Oktober 1942 in Antioquia, einem Teilbezirk von Medellín geboren. Er studierte Biologie. Nachdem er einen Film über die Gewalt in Kolumbien in Mexico gedreht hatte, zog er 1971 wegen Schwierigkeiten in Kolumbien nach Mexico. 2007 wurde er mexikanischer Staatsbürger. Er hat Biographien geschrieben, Romane, über Grammatik und diverse hochdotierte renommierte Preise erhalten. Und er ist Filmemacher.

Mittwoch, 6. November 2013

Jean-Yves Ferri + Didier Conrad: Asterix bei den Pikten (Band 35)

Jean-Yves Ferri + Didier Conrad: Asterix bei den Pikten (Band 35)
original "Astérix chez les Pictes"
2013, Editions Albert René
aus dem Französischen übersetzt von Klaus Jöken
2013, Egmont Comic Collection
46 Seiten
ISBN 978-3770436354

Endlich gibt es wieder einen - einen neuen Asterix Band ! Dieser, der 35. Band, gestaltet und geschrieben von einem neuen französischen Team, das von Albert Uderzo wohlwollend unterstützt wurde.

Die Geschichte ist unterhaltsam. Asterix und Obelix helfen einem gestrandeten Pikten (Schotten/Kaledonier) wieder nach Hause zu kommen - zu seiner großen Liebe, gegen einen bösen anderen Piktenclan und - nona - die Römer.

Das Dorf in Gallien ist intakt mit allen seit Jahrzehnten lieb gewonnenen Gestalten. Caesar weiterhin siegeswillig. Die verschiedenen Clane der Pikten ein Vergnügen zu lesen - inkl. dem Patchworkclan. Bei der Vorstellung der Familienangehörigen könnte so manche Whiskeymarke Pate gestanden haben (?).

Idefix bellt weiterhin alles an. Die Wollschafe der Schotten sind entzückend gezeichnet. Das bekannte schottische Seemysterium liebevoll mit Mustern versehen.

Seitenhiebe auf die Soldaten (stille Post), Volkszählungen, Manipulation in der Politik durch Malzwasser unterhalten bestens. Obelix genießt die fischreiche Ernährung.

Viel Spaß bei Kichern / Schmunzeln / Lachen und dann Weitererzählen :-)

Jean-Yves Ferri lebt seit seinem vierten Lebensjahr in Südwestfrankreich, im Départment Ariège. Er lernte mit Comics das Lesen und zeichnete bereits im zarten Alter von 11 Jahren seinen ersten Comic-Strip. 1995 begann seine Zusammenarbeit mit dem in Frankreich sehr bekannten Zeichner Manu Larcenet, als dessen Co-Autor und Szenarist er bis heute wirkt.
Didier Conrad wurde 1959 in der Mittelmetropole Marseille geboren. Seine ersten Cartoons veröffentlichte er 1973 im Magazin „Spirou“. Seitdem hat sich Conrad zahlreicher Comic-Serien angenommen und gilt als einer der erfahrensten Comic-Zeichner aus französischen Landen, der unter anderem für Disney und Dreamworks arbeitete. Unter Pseudonym zeichnete er die Abenteuer des jungen Lucky Luke („Lucky Kid“) und ab 2011 den „Marsupilami“-Ableger „Marsu Kids“.