Donnerstag, 22. Dezember 2011

Rita Falk : "Dampfnudelblues"

Rita Falk :
"Dampfnudelblues"
- Ein Provinzkrimi
2011, Deutscher Taschenbuch Verlag
Glossar 4 Seiten mit bayerischen Ausdrücken ins Schriftdeutsche erklärt
Rezepte der Großmutter 6 Seiten
Danksagung 2 Seiten
238 Seiten
ISBN 978-3-423-24850-1

In diesem humorvollen, aber auch verfressenen Krimi löst Franz Eberhofer, Polizist im Bereich Landshut, den Mord am Realschulinspektor Höpfl, der anerkanntermaßen ein ziemlich ungeliebter Zeitgenosse war.

Franz Eberhofer lernt den Lehrer Höpfl kennen, als dieser wegen Schmiererei auf seiner Hauswand Anzeige erstattet. Das Geschmiere fordert den raschen Tod des allseits ungeliebten Lehrers. Kurz darauf werden Teile von ihm auf den Bahngeleisen entdeckt.
Es dauert einige Zeit bis Homosexualität und Drogen entdeckt werden und die Lösung zum Täter freigeben.

Abwechslung bieten die Schilderungen der Familie von Franz Ebenhofer - sein Vater mit Cannabis und Tabak im Garten, die ausgezeichnet kochende Großmutter, und sein Bruder der sich für seine dritte Ehe in eine schöne zarte Thailänderin verliebt hat und mit ihr ein kleines Mädchen hat.
Schön handfest werden auch die Freunde des Polizisten wie der Fleischhauer (dt. Metzger), der Installateur, ehemalige Polizeikollege und jetziger Detektiv Birkenberger geschildert - ebenso seine (Langzeit- oder nicht)Freundin Susi und paar plaudersüchtige Damen.
Zusätzlich bahnt sich eine Liebesgeschichte zwischen der Schwester des Ermordeten und einem Mann der Spurensicherung an.
Mit leichter Bosheit beschreibt die Autorin die 'Landshuter Hochzeit' - eine Periode in der die Stadt Fasching feiert. Offenbar finden Männer in Strumpfhosen nicht überall Beifall.
Trocken wird das Mißtrauen zu Menschen aus anderen Ländern und Kulturen festgehalten indem markige Kommentare über den Fußballer aus Angola und die junge Frau aus Thailand volksnahe zitiert wirken.

Das Glossar mit bayrischen Worterklärungen und die deftigen Hausmannskost-rezepte machen großes Vergnügen zu Lesen.

Der rasch und gut lesbare Krimi macht Spaß zu lesen, unterhält gut mit seinen Personenbeschreibungen und hält die Spannung der Frage wer denn wirklich der Mörder ist. Das Buch ist jedem zum Empfehlen der sich auf die bodenständige bayerische Atmosphäre einlassen und mit Franz Eberhofer durch Wald und Mordfall spazieren möchte.

Das ist übrigens Band 2 mit Franz Ebenhofer - Band 1 und Band 3 dürften ebenso unterhaltsam sein.

Dienstag, 13. Dezember 2011

Ramón Díaz Eterovic : "Engel und Einsame"

Ramón Díaz Eterovic :
"Engel und Einsame"
original "Angeles y solitarios"
1995, Editorial Planeta Chilena
aus dem chilenischen Spanisch übersetzt von Maralde Mayer-Minnemann
2000, Diogenes Verlag Zürich
323 Seiten
ISBN 3-257-06246-x

Das Buch enthält einen starken, intensiven Roman in dem der Detektiv Heredia von der Liebe aus der Vergangenheit eingeholt wird, und aktuellen Waffenfirmen auf die Spur kommt. Die hier gemeinten Waffen sind hier eher die chemischen - wie Sarin.

Heredia erhält die Ansichtskarte einer vergangenen großen Liebe, die ihn in Santiago besuchen will. Leider wird nur noch ihre Leiche gefunden. Da Fernanda Journalistin gewesen war und sich vor einiger Zeit mit einem amerikanischen Journalisten über Waffen in Chile unterhalten hatte, und ein lebensfroher Mensch war, ist die Selbstmordtheorie hinfällig.
Sein alter Freund bei der Polizei Dagoberto Solis hilft ihm heimlich, denn offiziell wurde der Fall von oben als erledigt erklärt. Leider geraten Heredia und Solis zu nahe an geheim gewünschte Informationen - auch über zwei ältere Morde, die mit den Tod Fernandas zusammenhängen - und Solis wird zu Tode geprügelt.
Über einen mysteriösen blinden Nachbarn von Heredia, der ihm immer wieder aus emotionalen Gründen mit Informationen behilflich ist, kann er sich an dem Mörder von Solis rächen und eine Fabrik von chemischen Waffen in Feuer aufgehen lassen. Auf vielfachen Rat verschwindet er dann - mit Freundin und Kater.

Hilfe hat Heredia privat durch die Tochter eines Freundes Griseta (die seine Freundin wird) und seinen weißen Kater mit dem Namen Simenon, mit der er sich tw. unterhält und somit die Funktion des Alter Ego erhält und sympathische Dialoge abliefern.

Der Titel dürfte sich auf ihn / Heredia /den Einsamen und sie /Griseta/Engel beziehen.
Die Geschichte ist gut und spannend geschrieben. Santiago bzw. in den Teilen in deren sich Heredia mit Wodka und Mädchen herumtreibt gut vorstellbar. Der Drive zieht sich durchs Buch. Die Absätze über Waffenhandel, illegale Firmen und deren weltweite Rückendeckung lassen bei mir ein Gruseln zurück.

In Summe ein sehr gutes Buch, das ich jedem empfehlen kann der in die dunklen Teile Chiles abtauchen möchte, mit einem Detektiv der sich bei Mahler & Chet Baker erholt literarisch mitleben möchte und am Schluß wenigstens das Gefühl möchte, daß doch die Guten siegen werden.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Daniel Glattauer : "Der Weihnachtshund"

Daniel Glattauer :
"Der Weihnachtshund"
2004, Deutike im Paul Zsolnay Verlag
Goldmann; 12. Auflage
Taschenbuchausgabe November 2009
219 Seiten
ISBN: 978-3-442-46762-4

Der Roman ist eine entzückende Liebesgeschichte in Wien von zwei Menschen die eigentlich nur dem Weihnachsttrubel entfliehen wollen, und dem Hund Kurt (der eigentlich Kurt 2 ist).

Das Buch besteht aus 24 Kapiteln, beginnend mit Max und seinem Hund Kurt am 1. Dezember, gefolgt von Kapitel 2. Dezember in dem Katrin die am 24. Dezember 30 wird vorgestellt wird. Beide haben ihre Weihnachtsphobien, wobei Max ohne Hund Kurt auf eine Insel schnorcheln fliegen möchte und Katrin den liebevoll-despotischen Eltern mithilfe von Hund zu entfliehen trachtet.

Bis das happy End endlich in Kapitel 24, dem 24. Dezember gipfelt muß Max allerdings noch eine schlimme Kuß-Phobie, die er sich als Halbwüchsiger selber eingehandelt hat, auskurieren, was zu mehreren komischen, witzigen aber auch bösen Szenen führt.

Hund Kurt (der zweite), ist ein ziemlich verschlafener Drahthaardackel, der sein Herrchen, das journistisch-humorvolle Hundekolumnen schreiben soll, eigentlich inspirieren sollte. Die zweite Seele, die springt und Sakkos zerreißt und eine quietschende Plastikwurstsemmel traktiert, hat aber auch Platz.

In Summe ein liebevoller Roman der meist zum Schmunzeln bringt (die Kuß-übe-szenen sind mir persönlich zu lange). Ich kann das Buch jedem empfehlen, der etwas Unterhaltsames lesen möchte, oder den Nachbarn in den Öffis mit leisem Kichern zu irritieren trachtet.