Pedro Badrán :
"Verbrechen in der Provinz" - Auch ein Kriminalroman
Kolumbien in der edition 8
original "Crimenes de providencia"
2022, Penguin Random House Grupo Editorial, Bogota
Aus dem kolumbianischen Spanisch übersetzt von Richard Gross
2024, edition 8
170 Seiten + 4 Seiten sehr umfangreiches Glossar + mauve-farbenes Lesebändchen
ISBN 978-3-85990-515-3
Rodolfo Cuesta beginnt sich mit dem Tod seines besten Freundes, Horacio, Sohn des Senators in einer fiktiven Stadt zu beschäftigen. Er war erschossen worden. Horacio war ein lebensfroher aber auch idealistischer Arzt gewesen, der sich mehr für die Armen engagiert hatte, als für die Karriere, wie es seinem mächtigen Vater besser gefallen hätte.
Rodolfo trifft sich mit Horacios Schwester Marielita und erzählt über die Zeit als er, als Kind einer Ladenbesitzerin und eines getöteten Aufständischen, im Haus des Senators immer willkommen war.
Sehr vorsichtig versucht er, selbst Arzt, das Geheimnis des eigenen Vaters, die vielen Geheimnisse um den Senator und gesellschaftliche Verstrickungen zu entwirren. Auch lernt er die letzten Freundin von Horacio kennen. Unterlagen werden versprochen und kommen nie an; Menschen sterben mit denen er sprechen möchte. Sehr langsam tastet er sich vor und fragt im Umfeld des Senators, den viele als Wohltäter der Stadt sehen.
Der Senator stirbt ebenfalls - aber einen natürlichen Todes. Ende gibt es keines.
Der Roman ist in Ich-Form aus Sicht von Rodolfo geschrieben.
Mich fasziniert die Langsamkeit in diesem Buch, in der sich einiges zäh entwickelt oder anderes nie entwirren wird.
Polizei, Gesellschaft, Politik und Überleben sind eng verkettet. Mord eines Sohnes wenn er gesellschaftlichen Normen widerhandelt wird in dieser Stadt nicht nur toleriert, sondern auch gut geheißen.
Die Rolle einer Tochter, oder Frau ist in dem Buch sehr unterschiedlich. Die Schwester ist Langzeitstudentin und hinterfragt alles. Ihre frühere beste Freundin war zuerst mit ihrem Bruder verheiratet, und nach dessen Ermordung mit ihrem früheren Schwiegervater und mit diesem glücklicher als zuvor. Rudolfos Mutter findet, daß der Senator ein Held ist und nicht kritisiert werden darf.
Mich hat der Roman in den Bann gezogen. Viel Freude beim langsamen Lesen.
Pedro Badrán wurde 1960 geboren in Magangué (Departamento Bolívar), im
Hinterland der karibischen Küste Kolumbiens. Er ist Nachkomme
palästinensisch-syrischer Einwanderer. Er wuchs in Cartagena auf und
studierte Linguistik in Bogotá, wo er heute als freier Schriftsteller
lebt. Mit je fünf Romanen und Erzählungsbänden gilt er in der
kolumbianischen Literatur als einer der herausragenden Vertreter der
Post-post-García-Márquez-Generation. Sein erster auf Deutsch
erschienener Roman "Der Mann mit der magischen Kamera" (edition 8, 2019)
schaffte es auf die Hotlist der zehn besten Bücher aus unabhängigen
Verlagen.
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