Freitag, 6. September 2024

Elif Shafak : "Das Flüstern der Feigenbäume"

Elif Shafak :
"Das Flüstern der Feigenbäume"
original "The Island of MissingTrees"
2021, Viking, London
Aus dem Englischen von Michaela Grabungen
2023, Kein & Aber Zürich - Berlin
481 Seiten inkl Prolog + 2 Seiten Einleitung + 5 Seiten Anmerkung der Autorin + 1 Seite Photo Feigenkaktus im Maschenzaun + 2 Seiten Danke + 1 Seite Zitatnachweise + 2 Seiten Glossar (türkisch - griechische Wörter)
ISBN 978-3-0369-6162-0

Ada 'mou' lebt in London. Ihre Mutter Define ist vor kurzem verstorben, und ihr Vater Kostas ist leidenschaftlicher Gärtner und vergäbt seine junge Feige über den Winter unter der Erde.
Die Schwester der Mutter, Meryem, kommt aus Zypern zu Weihnachten nach London - nachdem die Eltern gestorben sind und sie endlich ihre Nichte besuchen darf.
In zeitlichen Sprüngen wird die Geschichte der Aufsplittung Zyperns anhand der Liebe der Türkin Define und des Griechen Kostas, deren Familien sowie eines Männerpaares, die eine Taverne "zur glückliche Feige" führen.
Die Briten verlassen die Insel, und das frühere Zusammenleben weicht bewaffneten Konflikten, sowie mehr oder weniger offenen Morden auf der Straße, die auch zivile Personen Kollateralschäden sind.
Die junge Liebe muß heimlich bleiben, Kostas wird außer Landes geschickt, als er später zurückkommt findet er Delfine beim Aufarbeiten von Massengräbern, die Liebe ist stark, die beiden reisen nach London aus mit einem Zweig des Feigenbaums aus der alten verbrannten Taverne.

Einige Kapitel sind aus der Sicht des / der Feigenbäume geschrieben : einige aus der Sicht des Feigenbaums in der Taverne, einige aus der Sicht des Ablegers in London. Die Perspektive ist durchaus nicht uninteressant, nur wird es mir am Schluß etwas zu kitschig.

Stark fand ich die Kapitel in denen die Geschichte der Teilung der Insel erzählt wird, und was es mit den Menschen vor Ort hier fiktiv aber vermutlich nicht unrealistisch gemacht hat. Es stellt sich die Frage, wie Versöhnung möglich sein kann.

Es war interessant die unterschiedlichen Charaktäre Ada in ihrer verletzten Pubertät zu lesen und wie die Tante aus Zypern mit Buntheit, fröhlichem Essen aber auch Geschichte der Familie schafft an die junge Frau doch heranzukommen.

Stark fand ich die Nebengeschichte des freundlichen hilfsbereiten Männerpaares, die auch türkisch-griechisch sind, und die eigentlich nur eine Taverne führen möchten. In manchen Regimen ist nicht einmal das möglich.

Das Glossar ist gut - ich wünschte es nur gerne um die Kochrezepte ergänzt.

In Summe ein Roman der mich lange fasziniert hat, nur am Schluß zu sehr ins happy end abgebogen ist.

Elif Şafak wurde am 25. Okt 1971 in Straßbourg als Elif Bilgin geboren ; international meist Elif Shafak geschrieben. Nach der Trennung ihrer Eltern zog sie mit ihrer Mutter zur Großmutter nach Ankara.
Sie studierte "Internationale Beziehungen" und "Politikwissenschaft" in Ankara. Ab 2006 arbeitete sie als Gastdozentin an der Abteilung für Nahost-Studien in Tucson. Shafak hat an verschiedenen Universitäten in der Türkei, den USA und im Vereinigten Königreich gelehrt, darunter am St. Anne’s College der Universität Oxford, wo sie Ehrenmitglied ist.
Literarisch debütierte Elif Shafak mit der 1994 veröffentlichten Erzählung 'Kem Gözlere Anadolu'. Ihr erster Roman 'Pinhan' erschien 1997. Ein erster Durchbruch gelang ihr mit dem Roman 'Şehrin Aynaları' ('Spiegel der Stadt').

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen