Samstag, 22. Juni 2024

Ahmet Ümit : "Das Derwischtor"

Ahmet Ümit :
"Das Derwischtor"
Kriminalroman
original "Bab-i-Esrar"
2012, Verlag Everest Yarinlari, Istanbul
Aus dem Türkischen von Sabine Adetepe
2020, btb verlag bei Verlagsgruppe Random House GmbH
499 Seiten + 2 Seiten Anmerkungen der Übersetzerin (betreffend Aussprache, Anrede und Begrifflichkeiten; Schreibweisen) + 1 Seite Danksagung + 3 Seiten Quellen
ISBN 97-3-442-71765-1

Karen Kimya Greenwood wird wegen einer Versicherungssache und weil sie Türkisch kann, nach Konya geschickt. Dort hat sie mehrere mystische Begegnungen mit einem geheimnisvollen charismatischen Mann und arbeitet das Verschwinden ihres Vaters auf.
Bei dem charismatischen Mann geht es um mystische Erlebnisse mit Shams-e Tabrizzi und den Sufi-Meister und Poeten Rumi, deren Freundschaft und wie diese anderen Menschen irritierte.
Ihr Vater hatte die Familie verlassen, weil der Ruf des Sufi-Ordens wieder stärker für ihn geworden war, wie ihr in Koya langsam vermittelt wird.
Parallel muß sich Karen Kimya entscheiden, ob sie ihre Schwangerschaft leben möchte oder nicht.

Konya ist faszinierend geschildert. In dem Roman ist geschildert wie schöne alte Häuser mit Innenhöfen neuen Hotel-bauten ohne Ausstrahlung weichen müssen; aber der Zauber der alten Häuser ist spürbar.
Für Touristen ist diese Stadt durch die "drehenden Derwische" bekannt.

Die Menschen sind für mich leider wenig spürbar, bis auf Karen Kimya selbst (mit den Problemen und Entscheidungen, die anstehen) und ihre flippige Mutter. 

Rumi und Sufi-Orden sind verzaubernd. Die Kapitel, in denen nach Spiritualität gesucht wird, finde ich gut geschrieben.

In Summe ein angenehmer Urlaubs-Roman mit etwas Krimi, bei dem ich mich gut entspannen konnte. Gutes Lesen !                                       

 Ahmet Ümit  wurde 1960 in Gaziantep (Südanatolien) geboren. Er studierte Verwaltungswissenschaften und begann zu schreiben. Seine erste Erzählung entstand 1983. Er veröffentlichte mehrere Kriminalromane, von denen einige auch ins Deutsche übersetzt wurden, außerdem Gedichte, zahlreiche Kurzgeschichten und ein Märchen. Außerdem schreibt er Drehbücher.   

Mittwoch, 12. Juni 2024

Martin Suter : "Lila, Lila"

Martin Suter :
"Lila, Lila"
2004, Diogenes Verlag
341 Seiten
ISBN 978-3-257-23469-5

David, der als Kellner arbeitet, findet in einer alten Kommode ein Manuskript mit einer unglücklichen endenden Liebesgeschichte aus den 50-er Jahren. Verliebt in die schöne Marie erzählt er ihr, daß das sein Werk ist. Sie sucht einen Verlag, und der Roman wird veröffentlicht mit leichter Abänderung des Frauennamens. Er muß durch kleine Orte tingeln und in halbleeren Buchhandlungen vorlesen, was er mehr schlecht als recht macht, bis plötzlich eine grandiose Kritik erscheint und der Roman die Bestsellerlisten stürmt und die Buchmessen. Bei einer der Buchlesungen wird er von einem charistmatischen Mann namens Jacky mit vielen humorvollen Geschichten angesprochen, der sich als Autor der Liebesgeschichte vorstellt, und seinen Anteil des Erfolgs unter der Hand möchte. David verschweigt Marie, warum Jacky ihn immer mehr begleitet. Am Höhepunkt streiten sich die Verlage um sein nächstes Werk, es gibt zwei Agenten. Am Schluß hat sich Marie einen anderen Weg gesucht, und David versucht einen Liebesroman zu schreiben.

Von Anfang an begleitet man David mit seinen Unsicherheiten und Zweifeln über seinen Selbstwert, seine Kreativität, seine Liebe zur schönen Marie. Allerdings wurde mir dieser inaktive Mann im Laufe des Lesens immer unsympathischer.
Marie ist eine schöne junge Frau die eine Ausbildung parallel zur Arbeit macht, mit der sich hofft mehr Freude zu haben. Sie findet leicht Anklang bei Menschen, auch wenn ihre Beziehungen und Kurzzeit-beziehungen sie meist doch nicht glücklich machen. Sie merkt, daß David ihr was vorspielt und hat sofort Mißtrauen gegenüber Jacky.

Die Orte der Handlung sind gut vorstellbar. Es ist unterhaltsam zu lesen wie David durch die ersten Buchhandlungen in kleinen Ortschaften tingeln muß und sich durch die Lesungen durchstottert. Ebenso unterhaltsam ist die große Frankfurter Buchmesse mit allem was Rang und Namen hat, und wie dort genetzwerkt wird.

In Summe ein Buch das mich einerseits gut unterhalten hat, andererseits ist mir die Hauptperson sehr auf die Nerven gegangen. Trotzdem viel Freude beim Lesen.