Gabriel Rolón :
"Der Psychologe"
original "Los padecientes"
2010, Editorial Planeta, Buenos Aires
Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
2017, btb Verlag
373 Seiten
ISBN 978-3-442-74456-5
Der renommierte Psychologe Pablo Rouviot wird ersucht, ein Gutachten über einen jungen verstörten Mann zu machen, damit er für den Mord an seinem Vater nicht verurteilt wird. Pablo versucht die Wahrheit herauszufinden, da ihm klar ist, daß dieser Mensch den Mord an seinem Vater nicht begangen haben kann. Er fragt des Patienten Arzt, die beiden Schwestern, die ehemalige Freundin des Vaters, und bei einem guten Freund nach und erfährt nur, daß der ermordete Vater ein mächtiger, brutaler, unsympathischer Mensch gewesen ist, der auch innerhalb seiner Familie grausam und übergriffig gewesen war. Schlußendlich gibt es das gewünschte Gutachten.
Der Roman wird vor dem Hintergrund sexueller Übergriffe mächtiger Männer gegenüber jungen Frauen bis Mädchen, die nicht einmal vor der eigenen Kindern zurückschrecken, erzählt. Als Gegenüber gibt es die Welt der Psychologen / Psychotherapeuten, die Respekt vor Kranken und Leidenden haben, oder einfach vor Menschen, die Angst vor dem Leben haben.
Die Menschen sind einfühlsam geschildert, wobei alle Frauen schön sind (was nervt). Seelisch sind alle interessant und wie sie um das Überleben ringen. Der ermordete Roberto wird als zwar charmanter, aber gewissenloser Mensch geschildert, seine verstorbene Ehefrau Victoria als künstlerisch feine aber menschlich nicht durchsetzungsfähige Frau (wobei sich kaum eine Frau gegen diesen Mann durchsezten könnte), die älteste Tochter Paula studiert Psychologie und malt und durchschaut vieles, Sohn Javier flüchtet sich in Krankheit und die jüngste Tochter Camilla ist mit ihrer Begabung und Flucht in die Musik faszinierend. Pablo, als Hautperson, seine Assistentin Helena als Pablos gute Seele und alte Freundin, sowie ein guter Freund José, der ebenfalls Psychologe ist, helfen einiges an den Problemen zu erklären. Es gibt auch zwei andere wichtige Frauen in Pablos Leben: seine letzte Freundin Alejandra und die neue Luciana. Auch der langjährige Arzt des kranken Javier sowie ein Polizeioberst werden als eigentlich Menschen geschildert, die das Gute tun wollen, es aber manchmal nicht dürfen.
Ort der Handlung ist Buenos Aires. Es werden einige Bezirke und Gegenden beschrieben, von reichen Villen, bis gemütlichen Wohngegenden.
Der original Titel heißt übersetzt in etwa 'die Erkrankten' oder 'die Leidenden'. Damit ist gemeint, daß dem Protagonisten Angst und das Leiden der Menschen die Antriebskraft für seine Arbeit und sein Engagement ist. Feinfühlig geht er auf Ängste der Kindheit, Angst vor dem Tod und Angst vor Einsamkeit ein.
Es gibt einige durchaus saftige Erotik-beschreibungen.
Die Sprache ist schön, reich und differenziert. Den Feinheiten der menschlichen Seele, der Gefühle, und wie Traumata verarbeitet werden können, wird Raum und feine, differenzierte Sprache gegeben.
Die Geschichte ist spannend und mit viel Einfühlungvermögen geschrieben (übersetzt). Der Sog der Spannung und die Frage, wer jetzt wirklich diesen übergriffigen Machtmann ermordet hat, haben mich nicht losgelassen.
Viel Freude beim Lesen !
Gabriel Rolón wurde am 1. Noember 1961 bei Buenos Aires geboren. er studierte Psychologie in Buenos Aires und spezialisierter sich dann auf Psychoanalyse. Mittlerweile ist er renommierter Psychologie, Künstler und tritt in Fernsehshows auf. 2007 erschien sein erster Roman. "Los padecientes" ist sein dritter Roman und weltweiter Bestseller.
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