Per J. Andersson :
"Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr, um dort seine große Liebe wiederzufinden" - eine wahre Geschichte
original "New Delhi - Bords"
2013
Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann
2015, Kiepenheuer & Witsch
312 Seiten + 12 Seiten Photos in sw
ISBN 978-3-462-04747-9
Pikay ist der jüngste Sohn einer Familie der Kaste der Dalait im indischen Bundesstat Orissa (seit 2011 Odisha). Er wächst geliebt und behütet auf; erst in der Schule lernt er was er als Kastenausgestossener alles nicht darf und muß brutale Zurückweisungen erfahren. Ihm wird die Schulausbildung ermöglicht, und ein Lehrer erkennt, wie grandios er zeichnet und daß er auf die Kunsthochschule in Delhi soll. Da die Stipendienzahlungen ausfallen, zeichnet er am Springbrunnen Porträits. Dadurch und durch Freunde kann er im wahrsten Sinne überleben. Es ist die Zeit der 70-er Jahre in denen Indira Ghandi erstmals regiert und europäische und amerikanische Jugendliche die Spiritualität Indiens bereisen und besuchen kommen. Hier kommt auch Lotta aus Schweden, die eine Parallelität zwischen einigen schwedischen und indischen Stoffmustern erkennt und den mittlerweile berühmten Zeichner am Brunnen kennenlernt.
Im zweiten Teil des Buches reist Pikay zuerst mit dem Fahrrad durch Pakistan, dann dem Iran, und mithilfe von Freunden weiter nach Istanbul, dort wieder mit Hilfe weiter nach Wien, und dann wieder mit Hilfe weiter nach Schweden. Dort bauen er und Lotta wirklich ein gemeinsames Leben inkl. Heirat und Kinder auf, wobei er beruflich wieder seine künstlerische Seite lebt.
Da Buch liest sich wie eine Art Märchen in dem zwar einige Menschen nicht angenehm sind, aber auch auch wieviele freundlich sind und weiterhelfen.
Von Indien wird der Bundesstaat Orissa geschildert mit seinem unterschiedlichen Kastenwesen, den Trennungen zwischen Waldmenschen die mit den Göttern und Geistern des Waldes vertraut sind aber von allen anderen mißtrauisch bis abwertend behandelt werden, und dann der großen Stadt Delhi mit den vielen unterschiedlichen Menschen aber einem gemütlichen Café mit offenherzigen Menschen die ihn einladen, seine Zeichnungen schätzen und weiterhelfen. Durch die Zeichnungen öffnen sich manche Pforte für ihn bis hinauf zu Indira Ghandi.
Ihm immer wieder seine Nicht-Kaste vorgehalten, auch wenn offiziell das Kastenwesen abgeschafft wurde. Für andere Menschen, v.a. in Künstlerkreisen, ist dieses Schachteldenken nicht vorhanden.
Durch seine Zeichenkenntnisse und gewinnende Art gelingt es ihm bei der Reise durch Pakistan, und Afghanistan auf dem Rad durchzuhalten und sich weiterhelfen zu lassen. Es ist faszinierend zu lesen wie Pikay damals Pakistan und Afghanistan Mitte der 70-ger Jahre schildert, vor allem wenn man sich die aktuellen polisch-verfeindeten Verhältnisse ansieht. Auch im damaligen Persien / heute Iran kam man ihm hilfreich und freundlich entgegen. Auch in Wien bekommt er Hilfe, Wohnung, Zugkarte und kann Zeichnungen verkaufen.
Die Situationen die ihm dann in Schweden Probleme machen sind eher als Kulturunterschied zu sehen ? Wenn er Floskeln über das Wetter für Small Talk, ernst nimmt, oder Worte so vermischt, daß sie als Beleidigungen verstanden werden. Aber er lernt die Sprache und wird so ernst genommen, daß er als Zeichenlehrer arbeiten kann. Spät lebt er dann die Spiritualität mit Yoga und Meditation, die eigentlich mit Indien assoziiert wird.
In Summe ein wunderbares Buch das ich sehr genossen habe, vor allem weil es positiv stimmt. Diese Freude wünsche ich auch anderen Leserinnen und Lesern !
Per J. Andersson wurde 1962 in Halstahammar (Provinz Västmanland/ Schweden) geboren. Er ist Mitbegründer von Schwedens bekanntestem Reisemagazin Vagabond und viel gereist.
Montag, 18. April 2016
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