Juan Gabriel Vazquez :
"Das Geräusch der Dinge beim Fallen"
Roman
original "El ruido de las cos al caer"
2011, Santillana Ediciones Generales, S.L. Madrid
Aus dem Spanischen von Susanne Lange
2014, Schöffling & Co
280 Seiten
ISBN 978-3-89561-008-0
In diesem schön geschriebenen Roman mit Lesebändchen geht es um Kolumbien und seine Drogenvergangenheit. Zwei Männerleben sind miteinander verwoben. Ricardo Laverde mit Drogenvergangenheit und Gefängnisgeschichte begegnet Antonio Yammara, einem Jus Professor Mitte zwanzig, in einem abgehalfterten Billardladen in Bogota. Als die beiden einige Zeit später auf der Straße miteinander plaudern, wird Laverde von einem Motorradfahrer erschossen und Antonio verletzt. Ab hier wird zurückgeblendet. Es wird Ricardo Laverdes Liebesgeschichte zu Elaine Fritts/Elena de Laverde erzählt und die Drogengeschichte Pablo Escobars mit seinen Attentaten erzählt. Zweiter Einschnitt ist der Absturz des Passagierflugzeugs American Airlines 965, geschehen durch menschliches Versagen an den Bergen von Calí, bei dem Ricardo seine Frau verliert.
Die Personen sind schön vorstellbar geschildert. Ricardo bleibt etwas distanziert, selbst wenn er von seinem Traum als Piloten erzählt und seine Geschichte vom Großvater der auch Pilot war zum Besten gibt. Die grünäugige Elaine mit hüftlangen dunklen Haaren kommt mit dem Friedenscorps aus den Staaten, hat Verbesserungsidee und bleibt hängen. Deren beider Tochter Maya geht in der engen Beziehung der Eltern irgendwie unter; sie behält das Grundstück der Eltern und hat Bienenstöcke. Antonio ist ziemlich auf sich konzentriert und mir durch seine egoistische Art fast unsympathisch; nach dem Attentat verschließt er sich und seine schöne charmante Frau Aura ist ausgeschlossen; nur die gemeinsame Tochter Leticia ist ihm wichtig, was nicht reicht um die Familie zusammenzuhalten. Wovon die kleine Familie lebt war mir nicht schlüssig erklärt.
Pablo Escobar ist zwar 1993 erschossen worden, sein Schatten bzw. der der Drogenkriege liegt weiterhin über den Menschen. Es ist bedrückend wie sehr der Krieg gegen die Drogenbarone, die Attentate mit Collateralschäden an Unschuldigen das Grundgefühl der Menschen beeinflußt haben. Der Zerfall der ursprünglich elitären Zoos von Escobar, ist eine sichtbare Metapher der Seele der Menschen - nichts bietet Halt. Am Anfang des Buches wird über die geheimnisvollen Nilpferde dort gesprochen - am Ende steht wieder eines da.
Die Beschreibungen haben mich fasziniert - 'Pfützen von Licht' (Seite 142) und 'Regen grauer als ein Eselsschwanz' (Seite 264) nur als Beispiel. Saint-Exupery wird zitiert. Das Buch ist in Ich-Form aus Sicht von Antonio geschrieben, bis auf die Zeitperioden in denen Ricardos und Elaines Geschichte erzählt wird die aus der Perspektive Dritter stattfindet.
Der Titel dürfte aus dem Bericht der Black Box des abgestürzten Flugzeuges sein. Hier sind die Pilotengespräche, das Merken daß etwas schief läuft und dann das Bersten und Stille der fallenden Flugzeugteile beschrieben.
Mich hat das Buch fasziniert und in seinen Bann gezogen. Sowohl die Geschichtsstränge als auch die Sprache und Metaphern haben es mir angetan. Viel Freude beim Lesen, auch wenn der Inhalt nicht immer einfach ist.
Juan Gabriel Vásquez wurde 1973 in Bogotá geboren und studierte lateinamerikanische Literatur an der Sorbonne. Seine preisgekrönten Romane, Erzählungen und Essays wurden bisher in 16 Sprachen übersetzt. 2011 wurde Vásquez mit einem der wichtigsten Literaturpreise der spanischsprachigen Welt ausgezeichnet - dem Alfaguara-Literaturpreis. Juan Gabriel Vásquez lebt mit seiner Familie in Bogotá.
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