Montag, 11. März 2013

Claudia Pineiro : "Betibú"

Claudia Pineiro :
"Betibú"
Roman
original "Betibú"
2011, Alfaguara Argentia, Buenes Aires
aus dem Spanischen von Peter Kultzen
2013, Unionsverlag
333 Seiten
ISBN 978-3-293-00453-5

In diesem Kriminal-Roman wird in schöner Sprache mit schöner und dichter Stimmung eine Geschichte um Frauen um die 50, Schriftstellerei versus Journalismus und Morde die auf uraltes Unrecht zurückgehen geschildert. Die Schilderungen der Menschen und Umgebung ziehen in den Bann und in das Buch fast hinein.

Nurit Iscar, eine schöne 50-jährige Frau, geschieden, 2 Söhne, ehemals erfolgreiche Krimischriftstellerin, wird nach drei Jahren Mißerfolg wegen ihres gescheiterten Versuchs einen Liebesroman zu schreiben beauftragt über einen Mord in einer mehr als geschützten Wohnsiedlung, mit dem irreführenden Namen 'La Maravillosa' zu berichten. Ihr Ex-Liebhaber, Herausgeber einer wichtigen Zeitung, überredet sie dazu. Er gibt ihr einen jungen, noch unbedarften Journalisten zur Seite, der sich Jaime, einen Journalisten der alten Schule, der abserviert werden soll, als Hilfe mitnimmt. Das Team erkennt zunehmend, daß einige Menschen in den Mord verwickelt sind und bereits einige aus einer ehemaligen Männerfreundschaftsrunde Unfällen zum Opfer gefallen sind. Ihnen wird auch einiges klar, und sie haben Glück, daß sie nicht in sogenannte Unfälle produziert durch Mächtige verwickelt werden.

Es ist gespenstisch wie die Kontrollen an der Eingangspforte zu der geschützten Wohnsiedlung geschildert werden. Alles wird kontrolliert: nicht nur Ausweis, sondern auch Autoversicherung und Handy. Die, die dort arbeiten dürfen, werden noch mehr kontrolliert. Innen drin leben die Menschen in einer großzügigen Anlage mit viel Comfort. Daß auch Menschen in Buenos Aires leben, die viel weniger haben, wird aus dem Roman nicht ausgespart.

Schön sind die Personen geschildert, v.a. die Freundinnen um Nurit, die ebenfalls Anfang 50 sind. Die gruppendynamischen Aktionen und wie wer mit auftauchenden Männern umgeht ist humorvoll geschildert. Politik kommt ins Spiel wenn eine dieser Freundinnen, die Schauspielerin ist, meint, daß sie sich nicht mit einem Polizisten treffen (und in ihn verlieben) darf, weil sie vor 30 Jahren in revolutionärem sozialistischem Theater in Buenos Aires gespielt hat.

"Betibú" ist die Aussprache einer sehr weiblichen Comicfigur aus den 30-er Jahren : Betty Boop. Die Hauptfigur des Romans hat diesen Kosenamen erhalten, weil sie mit ihren schwarzen Locken und großen Augen und weiblicher Ausstrahlung dieser Figur entsprochen hat/noch entspricht. Der Exkurs im Buch auf die Weiblichkeit dieser Comic-figur, die Kontroversen um die gezeigte Fraulichkeit und auch Veränderungen mit steigendem Puritanismus sind faszinierend.

Schön fand ich in dem Buch den Bezug auf andere Bücher bzw. Autoren aus bekannter Literatur und mir bis dato unbekannten lateinamerikanischen Autoren. Eine kleine Lese-Liste für mich daraus entstanden.

Ich habe das Buch mit seinen Schilderungen und seinem Plot sehr genossen - auch wenn es kein Happy End im Sinne der Gerechtigkeit gibt, sondern 'nur' menschliches Zusammenfinden.

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