Samstag, 27. April 2024

Nick Bradley : " The Cat and the City"

Nick Bradley :
"The Cat and the City"
2020, Atlantik Books Ldt / Paperback 2021
287 Seiten + 1 Seite Inhaltsverzeichnis + 2 Seiten Gedicht "blue Cat" von Hagiwara Sakutaro inkl englische Übersetzung + 3 Seiten Danksagungen
Paperback ISBN: 978-1-78649-991-2

In fünfzehn Erzählungen geht es um Menschen, und meist um eine kleine zarte dreifarbige Katze, die den Weg kreuzt.
Ein bekannte Tattoo-künstler zeichnet die Skyline von Tokyo auf den Rücken einer zarten Frau, und eine kleine Katze ist dabei.
Ein obdachloser Geschichtenerzähler mit Katze besucht andere Obdachlose, und wird am Schluß von der Polizei erwischt; die Polizei bereinigt die Straßen vor den Olympischen Spielen von Obdachlosen und interniert sie.
Drei Angestellte müssen zum verpflichtenden Firmen Karaoke Abend, und sprechen über Videospiele.
Ein Taxi fahrer denkt über sein einsames Leben nach.
Ein Privatdetektiv hat meist mit Untreuefällen zu tun, und freut sich wenn er mit Vermisstenfällen betraut wird.
Flo aus Oregon ist in Japan als Übersetzerin geblieben; sie liebt das Land und die Varianten der Sprache mit ihren chinesischen Wurzeln und träumt davon eine bestimmte Erzählung zu übersetzen und veröffentlichen. Am Nachbartisch streitet sich ein Paar laut.
Eine japanische Karrierefrau zahlt das Leben ihres Freundes, eines Amerikaners weil diese derzeit als originell gelten. Bei einem Ausflug wird klar, daß sie heiraten möchte und er nicht, worauf die Beziehung zerbricht.
Ein Techniker will eine künstliche Katze anhand einer natürlichen dreifarbigen nachmachen, denn sein Kind ist allergisch auf Katzenhaare. Es gelingt ihm die mechanische Katze fast echt zu gestalten - auch das Kind ist glücklich; die natürliche Katze ist allerdings irritiert. Am Schluß ist die mechanische Katze kaputt, und die natürliche Katze fühlt sich merkwürdig allein.
Zwei Angestellte geben sich einen Abend mit viel Alkohol und Essen.
Eine junge Frau mit dominanter Mutter ist in einen jungen Mann verliebt, der andere Frauen liebt, und wird vom Postmann angehimmelt (sie kennt die japanische Karrierefrau).
Ein Automechaniker träumt von Sex (russische Prostituierte wie im Klischee) und Ameisen.
Ein einsamer Knabe hilft einer Katze was seine Eltern nicht wollen, und freundet sich mit einem einsamen Agoraphobiker an, und hilft ihm wieder ein normaleres Leben, indem er ihm ein Manga widmet.
Ein junge Frau kommt aus den USA zurück nach Japan (ihr Mann liest ein Buch in dem Flo die Geschichte des Technikers mit der Katze übersetzt hat) und trifft ihren Vater (den Taxifahrer) wieder und ihren Onkel (den Geschichtenerzähler); sie denkt an die dreifarbige Katze ihrer Kindheit.

Ich hatte mir das Buch gekauft in der Hoffnung auf einen poetisch freundlichen Roman oder Geschichten. Leider waren die meisten Geschichten traurig, weil die Menschen einsam waren, sie sich in den Beziehungen unglücklich machten und viel Einsamkeit zu merken war.

Interessant ist wie manche Menschen in einer Geschichte als Hauptpersonen sind, und dann irgendwo als Nebenperson auftauchen.

Manche Menschen bleiben stark mir in Erinnerung wie die Karrierefrau die ein Blättertagebuch führt (jeden Tag ein schönes Baum ? Blüten ? Blatt), der Geschichtenerzähler und auch der Detektiv. Andere Menschen bleiben blaß für mich.

Es gibt Beschreibungen von gewünschtem Sex der mir beim Lesen wenig Freude macht.

In Summe ein interessantes Buch mit einigen schönen Stellen und selten humorvoller Situationskomik, aber mir blieb vieles doch fremd.

Nick Bradley wurde in Deutschland 1982 geboren, und wuchs in Bath auf. Aus einem geplanten Aufenthalt in Japan für ein Jahr nach seinem Studium Englischer Literatur wurden zehn Jahre Leben und Lernen in Japan. Er spricht fließend Japanisch und hat sich während des Studiums in Japan auf die Figur der Katze in der Japanischen Literatur fokusiert. "The cat and the city" ist sein erstes Buch.
Im Nachwort bedankt er sich bei seinen zwei Katzen für deren Unterstützung.

Donnerstag, 18. April 2024

Thomas Bernhard : "Alte Meister"

Thomas Bernhard :
"Alte Meister"
Komödie
1988, Suhrkamp Taschenbuch 1553
304 Seiten
ISBN 3-518-38053-2

Die ich-person, Herr Atzbacher, wird von einem alten Freund ins Wiener Kunsthistorische Museum in den Bardenone saal vor Tizians "Mann mit dem weißen Bart" verabredet. Atzbacher kommt bereits eine Stunde früher, beobachtet diesen Freund Herrn Reger und einen langjährigen Aufpasser im Museum Herrn Irrsegler und räisoniert über alte Meister, schlechte Komponisten, russischen touristengruppen mit ukrainischen Reiseführerinnen, und viele andere was schlecht ist wie die Mode, die Politiker, und alte Meister, wenn man sie sich zu lange ansieht oder zu lange mit deren Werken beschäftigt.
Seitenweise wird räsoniert; am Schluß geht es dann kurz darum, daß eine zweite Opernkarte zu haben ist, für eine - wie zu erwarten - schlechte Vorstellung.

Die drei wichtigen Figuren in dem Roman sind : die Ich-Person Atzbacher die es sich leisten kann sowohl Philosoph als auch Schriftsteller zu sein ohne publizieren zu müssen.
Herr Reger wird breiter Platz gegeben - er hat Vermögen, publiziert über Kunst eine Kolumne in der New York Times und hatte das Glück eine Frau zu finden, die ähnlich wie er dachte und lebte. Herr Reger hat sehr bestimmte, meist ablehnende Meinungen über Tizian, Goethe, Gustav Mahler, v.a. Stifter. Interessant ist der Ansatz, daß alles auch wenn es genial sein mag, nach längerer Beschäftigung Fehler offenbart und nur wenige geniale Künstler dieser Auseinandersetzung stand halten.
Herr Irrsigler, der die Meinungen von Herrn Reger angenommen hat, und eine Familie im Burgenland hat, mit der Herr Reger möglichst nichts zu tun haben möchte.

Da ich den Stil von Thomas Bernhard mag, habe ich das Buch sehr genossen, auch wenn es mir mit der Vernichtung von Meistern manchmal zu negativ war. In Summe aber, halte ich dieses Buch für sehr gelungen und empfehlenswert. Viel Freude beim Sprache genießen !