Donnerstag, 30. November 2023

Karl Rittner : "Die Toten von Wien"

Karl Rittner :
"Die Toten von Wien" - ein Fall für Alexander Baran
2023, Goldmann Verlag
13 Seiten Prolog + 400 Seiten + 3 Seiten Danksagung
ISBN 978-3-442-49090-5

Im Prolog wird von der kurzen aber glücklichen Ehe zwischen Szonja und Anton Graf von Waldstetten, die zeitgleich mit dem Jagdbesuch des Kronprinzen vor dem ersten Weltkrieg endet, und einem Fluch erzählt.

1922 in Wien, ist Alexander Baran, eigentlich Sandor von Barany, Kriminalbeamter, der immer noch nach seiner vermissten Schwester Szonja sucht; ihm zur Seite steht Bezirksinspector Florian Meisel.
Eine Balletttänzerin wird ermordet gefunden, ein pensionierter Hofrat vor die Straßenbahn gestossen, ein Student (der sich als Dieb entpuppt) verhaftet, eine weitere Balletttänzerin ermordet .
Eine junge Anwältin, Frau Eleonore Wertheim, vertritt zuerst den Studenten, hilft Baran dann weiter. Ein ehemaliger Graf, Otto Schöntan, hat ein Unterhaltungsetablissement mit Tänzerinnen. Pathologe Alfred Bernstein mit seiner Kartenspielrunde u.a. mit dem Schriftsteller Hugo Bettauer, den Herausgebern Robert Sticker und Arthur Freud, bringt Baran auf richtige und falsche Spuren; und wird ebenfalls als Wissender ermordet. Ein mysteriöser Mann mit blauen, sehr kalten Augen aber sonst wenig  Wiedererkennungsmerkmalen, entpuppt sich als Strippenzieher, da er als Kind nicht so umsorgt worden war wie sein Zwillingsbruder. 
Hintergrund war auch eine politische Verschwörung und ein Zusammenhang mit Geheimpolizei gewesen.
Letztendlich kann Baran auch die Sache mit seiner verschwundenen Schwester lösen, und einen unguten Vorgesetzten dank eines Fehlers loswerden.

Der Kriminalroman ist sehr gut geschrieben. Wien damals ist nachvollziehbar, mit seinen reichen Villen, aber auch armen Gegenden im zweiten Bezirk und elendsarmen, menschenunwürdigen Zuständen in Baracken. Der Ausdruck "Grabennymphen" für käufliche Frauen war mir bis dato nicht bekannt gewesen.

An Wiener Örtlichkeiten gibt es die Wiener Staatsoper, die American Bar (auch: Loos Bar genannt), den Wiener Wurschtl-prater mit Rotunde, Café Siller (wurde 1945 zerbombt), Martinkirche im 18. Bezirk, Villen in Dornbach, Sechs-Schimmel-hof im 8. Bezirk, Chatham-Bar in 1. Bezirk (jetzt Café Hawelka), ehemaliges Kriegsspital im 19 Bezirk aus dem Wohnbaracken gemacht wurden; Gasthaus "zur güldenen Waldschnepfe" in Dornbach, das es als Lokal allerdings mit anderem Namen immer noch gibt.

Die Persönlichkeiten sind greifbar geschildert, auch wie eigentlich alle sehr daran arbeiten müssen in diesen Zeiten über die Runden zu kommen und die Einsamkeit zu bewältigen.

In Summe ein sehr guter Kriminalroman, der spannend ist.

Karl Rittner ist das Pseudonym eines österreichischen Schriftstellers und Hochschulprofessors. Er wurde 1960 im Land Salzburg geboren, und lebt zur Zeitpunkt der Buchveröffentlichung in Wien.

                      

Freitag, 24. November 2023

Daisy Bird, Anna Pirolli : "Die kleine Eule und das Weihnachtswunder"

Daisy Bird :
"Die kleine Eule und das Weihnachtswunder"
Illustrationen Anna Pirolli
original "Once Upon a Christmas Owl"
2022
Aus dem Englischen von Berd Stratthaus
2023, Annette Betz Verlag
38 Seiten
ISBN 978-3-219-11994-7

Ein diesem Buch mit ungewöhnlich hohem Format wird die "wahre" Geschichte einer kleinen Eule erzählt, die in in ihrem Baum schläft, während der Baum gefällt wird. Der Baum wird als Christbaum in New York aufstellt; dort entdeckt glücklicherweise ein Feuerwehrmann die Höhle mit Eule, und die Eule wird wieder in den Wald gebracht.

Diese Geschichte ist 2020 wirklich passiert.

Die Illustratorin hat in diesem Buch hohe Bäume, die das hohe Format brauchen, gezeichnet. Für die Zeichnungen von New York muß man das Buch quer drehen, weil sie die ganze Länge für New York Sky line nutzt, und auch das Querformat um zu illustrieren wie der Baum gekippt wird.

Der böse Blick, mit dem die Eule den Feuerwehrmenschen ansieht, gefällt mir sehr.

Eine entzückende kleine Geschichte, die liebevoll gezeichnet wurde :)  

Freitag, 17. November 2023

Elena Ferrante : "Meine geniale Freundin"

Elena Ferrante :
"Meine geniale Freundin" -Band 1/ Kindheit, frühe Junged
Roman
original "L'amica geniale"
2011, Edizione e/o, Rom
Aus dem Italienischen von Karin Krieger
2016, Suhrkamp
406 Seiten - 5 Seiten mit handelnden Personen
ISBN 978-3-518-42553-4

Im Prolog erzählt die Ich-Person, Lenuccia genannt Lenù oder Elena Greco, daß der Sohn von Raffaela Cerullo, genannt Lina oder Elena, seine Mutter sucht, weil sich die beiden seit mehr als sechzig Jahren kennen. Hier startet die Rückblende in die Kindheit.

Kindheit heißt hier eines der Armenviertel Neapels - konkret Rione - , in denen die Familien eher unter sich bleiben und sehr vorsichtig sind, wenn es um Familien mit Machteinfluß geht. Manche Familien gehen leise mit Problemen um, andere sehr laut. Elena Greco ist das Kind eines Pförtners und wird in der Schule sehr gefödert, während Lila Cerullo keine Förderung bekommt aber durch viel Lesen viel Wissen und Logik kombiniert, und damit Elena damit für schulische Leistungen herausfordert. Die beiden Mädchen werden enge Freundinnen, wobei Lila Elena auch menschlich zu neuen Grenzen bringt.
Während Elena weiterhin in die Schule gehen darf und schönes Italienisch lernt, Latein und später auch Griechisch, muß Lila ihrem Vater und Bruder im Schuhladen helfen. Sie hat Ideen für neue schöne Schuhe, die ihr Bruder nach viel Mühen zusammenbringt.
Elena macht einen Kururlaub auf Ischia, und wird hübsch; Lila entwickelt sich zu einer interessanten Schönheit und verlobt sich mit Stefano Carracci, der ihr verspricht ihre Schuhideen umzusetzen und ihrer Familie zu helfen.
Bei der Hochzeit entdeckt sie, daß ihr Ehemann sie belogen hat, da das Geld von der verhaßten Familie Solara kommt, die mit der Mafia zusammenarbeitet, und alle anderen Familien unter Druck setzt.

In dem Buch sind 10 Familien aufgezählt, was viel hilft die Namen und Zusammenhänge halbwegs im Überblick zu halten. Ich habe mir schwer getan die vielen Familien- und Mädchennamen zu behalten.
Dieser Roman ist der erste von vier Teilen.

Die Menschen und ihre Leben sind spannend beschrieben. Die meisten Familien sind arm, Kleider werden lange gepflegt, und die meisten Menschen haben Arbeit die wenig Einkommen bringt.

Die Freundschaft der beiden Mädchen wird schön beschrieben, in ihrem Gegensatz von brav und blond zu hager und blitzenden Augen.

Der Roman ist dicht geschreiben, die Szenerien liefen vor meinem geistigen Auge. Viel Freude beim Lesen.

Elena Ferrante, geboren am 4. April 1943 in Neapel, ist  ein Pseudonym einer italienischen Schriftstellerin, die es geschafft hat seit den 1990-er Jahrn anonym zu bleiben. Die Interviews werden ausschließlich schriftlich geführt. 1992 erschien ihr erster Roman "L'amore molesto", der 1994 auf deutsch, und dann nochmals 2018 übersetzt wurde. "L'amica geniale" ist der erste Band einer Tetralogie.

Freitag, 10. November 2023

Fabcaro + Didier Conrad: "Die Weisse Iris" (Asterix Band 40 )

Fabcaro + Didier Conrad: "Die Weisse Iris" (Asterix Band 40 )
original "L'Iris Blanc"
2023, Hachette Livre / Goscinny-Uderzo
aus dem Französischen übersetzt von Klaus Jöken
2023, Egmont Comic Collection
46 Seiten
ISBN 978-3-7704-2440-5
 
Die Soldaten in den Lagern um das Gallische Dorf lassen sich nicht mehr zum Kämpfen motivieren. Der Motivator Visusversus bietet seine Methode der weißen Lilie mit positivem Denken und freundlichen Formulierungen als Idee das Dorf auszuschalten an. Im Dorf bringt er Ideen zu gesundem Essen an, und beeinflußt mit seinen freundlichen Formulierungen. Als nicht einmal mehr die Lieder von Troubadix zu einer Schlägerei führen, beginnt sich Asterix Sorgen zu machen. Bei Gutemine setzt sich der Wunsch nach dem Stadtleben durch, was Vicusversus auf eine Idee bringt, was die Gallier wie gewohnt zu unterbinden wissen.

Wie immer gibt es wunderbare Kleinigkeiten, wie die Wildschweine die sich furchtlos benehmen oder der Eilkarren nach Lutetia, in dem ein Zug vorweggenommen wird und Obelix' Konfrontation mit den den kleinen Portionen der Nouvelle Cuisine.

Es gibt auch Scooter in Lutetia, und Klebeaktionen zum Schutz des Waldes.

In Summe habe ich mich sehr gut beim ersten Lesen und Ansehen unterhalten, und werde vermutlich viele Feinheiten beim zweiten Durchgang entdecken. Viel Spaß !