Karl Rittner :
"Die Toten von Wien" - ein Fall für Alexander Baran
2023, Goldmann Verlag
13 Seiten Prolog + 400 Seiten + 3 Seiten Danksagung
ISBN 978-3-442-49090-5
Im Prolog wird von der kurzen aber glücklichen Ehe zwischen Szonja und Anton Graf von Waldstetten, die zeitgleich mit dem Jagdbesuch des Kronprinzen vor dem ersten Weltkrieg endet, und einem Fluch erzählt.
1922 in Wien, ist Alexander Baran, eigentlich Sandor von Barany, Kriminalbeamter, der immer noch nach seiner vermissten Schwester Szonja sucht; ihm zur Seite steht Bezirksinspector Florian Meisel.
Eine Balletttänzerin wird ermordet gefunden, ein pensionierter Hofrat vor die Straßenbahn gestossen, ein Student (der sich als Dieb entpuppt) verhaftet, eine weitere Balletttänzerin ermordet .
Eine junge Anwältin, Frau Eleonore Wertheim, vertritt zuerst den Studenten, hilft Baran dann weiter. Ein ehemaliger Graf, Otto Schöntan, hat ein Unterhaltungsetablissement mit Tänzerinnen. Pathologe Alfred Bernstein mit seiner Kartenspielrunde u.a. mit dem Schriftsteller Hugo Bettauer, den Herausgebern Robert Sticker und Arthur Freud, bringt Baran auf richtige und falsche Spuren; und wird ebenfalls als Wissender ermordet. Ein mysteriöser Mann mit blauen, sehr kalten Augen aber sonst wenig Wiedererkennungsmerkmalen, entpuppt sich als Strippenzieher, da er als Kind nicht so umsorgt worden war wie sein Zwillingsbruder.
Hintergrund war auch eine politische Verschwörung und ein Zusammenhang mit Geheimpolizei gewesen.
Letztendlich kann Baran auch die Sache mit seiner verschwundenen Schwester lösen, und einen unguten Vorgesetzten dank eines Fehlers loswerden.
Der Kriminalroman ist sehr gut geschrieben. Wien damals ist nachvollziehbar, mit seinen reichen Villen, aber auch armen Gegenden im zweiten Bezirk und elendsarmen, menschenunwürdigen Zuständen in Baracken. Der Ausdruck "Grabennymphen" für käufliche Frauen war mir bis dato nicht bekannt gewesen.
An Wiener Örtlichkeiten gibt es die Wiener Staatsoper, die American Bar (auch: Loos Bar genannt), den Wiener Wurschtl-prater mit Rotunde, Café Siller (wurde 1945 zerbombt), Martinkirche im 18. Bezirk, Villen in Dornbach, Sechs-Schimmel-hof im 8. Bezirk, Chatham-Bar in 1. Bezirk (jetzt Café Hawelka), ehemaliges Kriegsspital im 19 Bezirk aus dem Wohnbaracken gemacht wurden; Gasthaus "zur güldenen Waldschnepfe" in Dornbach, das es als Lokal allerdings mit anderem Namen immer noch gibt.
Die Persönlichkeiten sind greifbar geschildert, auch wie eigentlich alle sehr daran arbeiten müssen in diesen Zeiten über die Runden zu kommen und die Einsamkeit zu bewältigen.
In Summe ein sehr guter Kriminalroman, der spannend ist.
Karl Rittner ist das Pseudonym eines österreichischen Schriftstellers und Hochschulprofessors. Er wurde 1960 im Land Salzburg geboren, und lebt zur Zeitpunkt der Buchveröffentlichung in Wien.