Sonntag, 25. Mai 2014

Jonas Jonasson : "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand"

Jonas Jonasson :
"Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand"
2009, Piratförlaget, Stockholm
original "Hundraaringen som klev ut genom fönstret och försvann" 
2011, Carl´s Books, München
übersetzt von Wibke Kuhn
   Seiten
ISBN 978-3-570-58501-6

Allan Karlsson ist der 100-jährige der aus dem Fenster eines Altersheims steigt und einfach weggeht. Damit beginnt einer der unterhaltsamsten Romane die ich in letzter Zeit gelesen habe.

Der alte Mann macht sich auf die Reise durch Schweden, lernt netten und böse Menschen kennen, einen Hund und einen Elephanten. Und erzählt parallel die Teile der Weltgeschichte bei denen er zufällig anwesend war.
Das gedankliche Roadmovie führt in den spanischen Bürgerkrieg (Tequila trinken mit Franco), Ziegenmilchschnaps im Himalaya entwickelt, Churchill im Iran vor eine Autobombe rettet, in Amerika die maßgebliche Ideen zur Atombombe hat (Kaffee mit Truman), sich mit den Russen verplaudert (Wodka mit Stalin und ab in den Gulag), den kleinen heulenden Koreaner Kim Il-sung  am Schoß hat und mit Mao in China speist. Leben auf Bali, modellhaftes Beschreiben von Korruption, Aufenthalt in Paris (Abendessen mit De Gaulle) und später gemütliches Spion zwischen USA - UDSSR sein runden sein humorvoll beschriebenes Leben ab.
In diese zeitliche Chronologie sind Kapitel in Schweden nach dem Verschwinden das alten Mannes beschrieben - wie Presse (intelligent) und Polizei (intelligent) und Staatsanwalt (dumm) versuchen das 'Geheimnis' zu lüften und vielen verrückten Geschichten auf den Leim geht.
Letztendlich reisen ein frisch verliebtes Paar, ein ex-Gauner, ein wiedergefundener Bruder, ein ex-Kommisar, der alte Mann, eine sehr intelligente Elephantendame und ein hübscher Rüde ab. Die zwei Leichen werden unlogisch erklärt und kümmern niemanden mehr.

Die Geschichte ist mit viel Humor beschrieben. Ob die Vorlage bereits so witzig war, oder die Übersetzung so gut ist, läßt sich von mir nicht feststellen. Es ist ein Buch auf der ich öfters laut auflachen durfte.

Bei den Figuren waren der Alte Mann die Hauptperson, aber "die Schöne Frau" (Gunilla), die herzhaft fluchen konnte, hat es mir auch angetan.

In Summe ein wunderbares Buch, das ich nur empfehlen kann - v.a. Leser und Leserinnen die ein bißchen in der Schule bei Geschichte aufgepaßt haben, wird dieses Buch unterhalten. Viel Vergnügen !

Jonas Jonasson wurde am 6 Juli 1961 in Vaxjö (Smaland /Schweden) geboren. Er ist Journalist, lebte in Schweden, dann im Tessin und jetzt wieder in Schweden. Der "100-jährige .." ist sein Debüt als Schriftsteller.

Sonntag, 4. Mai 2014

Luiz Alfredo Garcia-Roza : "Die Tote von Ipanema"

Luiz Alfredo Garcia-Roza :
"Die Tote von Ipanema" - ein Fall für Kommissar Espinosa
original "Achados e perdidos"
1998, Companhia das Letras, Sao Paulo
aus dem brasilianischen Portugiesisch von Karin von Schweder-Schreiner
2003, Berliner Taschenbuch Verlag
305 Seiten
ISBN 3-442-76166-22

Kommissar Espinosa wird ein Fall zugeteilt, bei dem eine Prostituierte ermordet aufgefunden worden war. Ihr Freund und Begleiter des Abends zuvor ist der pensionierte Polizist Vieira, der genau an dem Abend seine Geldbörse mit Dokumenten verloren hatte und durch Alkohol ein Loch in der Erinnerung hat. Die Ermordete nannte sich als Prostituierte Magali, privat war sie Lacimar und umsorgte den Pensionierten. Ihre Freundin Flor - ebenfalls Prostituierte übernimmt den Mann und Pflege. Eine andere Freundin Berufsname Vanessa ist sachlich distanziert.
Nicht nur Espinosa ist auf der Suche nach der Geldbörse, auch ein Straßenjunge geht den Dokumenten nach, was ihm, einen anderen Straßenjungen und einer Ansprechperson für diese Buben das Leben kostet. Auf den letzten Seiten erledigen die beiden Männer den Mörder der unschuldigen Straßenjungen und lösen den Mord an Magali.

Liebe, Erotik und Sehnsucht sind für die beiden Männer auf unterschiedlichen Ebenen wichtig. Vieira, verwitwet, den Magali umsorgt hatte, wird von Flor 'übernommen', die ihre Ausstrahlung und schönen Körper tw. sehr bewußt einsetzt. Sie möchte aus der billigen Absteige heraus.
Espinosa lernt bei seinen Ermittlungen die Kunststudentin Kika kennen. Zwischen ihr und dem Kommissar beginnt es zu flirren; daß er die junge attraktive Frau vor einem kalt berechnenden Menschen beschützen muß verstärkt die sich entwickelnde Beziehung.

Die Menschen sind schön beschrieben. Viera und Espinosa als die letzten aufrechten Polizisten. Prostitierte in der Doppelmoral, in der schöne Frauen sich mit Glück etwas hinaufarbeiten können, das triste bis vertrackte Leben der Straßenbuben und deren Ansprechperson Clodoaldo.

Die Szenen sind auf den großen Straßen von Rio de Janeiro mit Bettlern, Straßenjungen, Künstlern, netten Bistros und guten Lokalen; Espinosa denkt mit Vorliebe am Strand über seine Fälle nach.

Der Originaltitel heißt "Achados e perdidos" was auf deutsch "Fundbüro" heißt - "achado" ist das Aufgefundene, "perdido" das Verlorene.

Mir war das Ende fast zu abrupt. Der Handlungsstrang mit der verlorenen Geldbörse und sich daraus entstehenden Drogengerüchten und Morden war mir zu unklar - und zu rasch zu Ende.

Sonst habe ich das Buch genossen und kann es gut weiterempfehlen.

Luiz Alfredo Garcia-Roza wurde 1936 in Rio de Janeiro geboren. Er unterrichtete 35 Jahre Psychoanalyse und begann danach als Schriftsteller zu arbeiten. Bereits mit seinem ersten Roman hatte er 1996 seinen literarischen Durchbruch. Bis jetzt sind zehn Bücher von ihm erschienen - einige in mehreren Sprachen. Kommissar Espinosa spielt oft die zentrale Rolle.