H(enry) R(eymond) F(itzwater) Keating:
"Inspector Ghote zerbricht ein Ei"
original "Inspector Ghote Breaks an Egg"
1970, Collins London
übersetzt von Marianne Lipcowitz
2004, Unionsverlag Zürich
216 Seiten
1 Seite Liste der Hauptpersonen
ISBN 9783293202993
In diesem Kriminalroman wird ein korrekter Polizist von einem hohen Politiker eingesetzt einen Mord von vor 15 Jahren zu lösen. Das ist eigentlich ein Vorwand, denn man will den mächtigsten Mann des Dorfes, in dem dieser Mord passiert sein soll, politisch untergraben.
Obwohl es Inspector Ghote nicht leicht gemacht wird - polizeiinterne Intrigen bis Demonstrationen gegen ihn und der Haß eines heiligen Mannes verfolgen ihn - schafft es beide 'Aufträge' zu erledigen.
Mich faszinierten in dem Buch wie die unterschiedlichen Kasten, und Lebensumstände der Menschen geschildert werden - die Vorsicht der Unberührbaren, bis zur Arroganz der Brahmanen. Jede Schicht weiß genau welche Rechte, aber auch welche Frechheiten erlaubt sind.
Zwischendrin blitzt immer wieder etwas skurriler Humor auf, etwa wenn ein "alkoholdurchtränkter" Zeuge beschrieben wird, oder die Tarnung des Inspectors als Vertreter für Hühnerfutter genutzt wird.
Mich hat das Buch gut unterhalten, auch wenn es konzentriert gelesen werden möchte. Viel Freude beim Mitverfolgen wie der Inspector letztendlich doch seine Beweise zusammenbringt.
Mittwoch, 15. Dezember 2010
Sonntag, 12. Dezember 2010
Thrity Umrigar : "Die Nähe zwischen uns"
Thrity Umrigar :
"Die Nähe zwischen uns"
amerikanische Originalausgabe "the space between us"
2005 William Morrow, New York
ins Deutsche übertragen von Svenja Geithner
2006 Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
358 Seiten
7 Seiten Glossar der verwendeten indischen Ausdrücke (und Speisen)
1 Seite Danksagung
ISBN-13: 978-3-550-08648-9
Dieser Roman erzählt die Geschichte zweier Frauen die in Bombay leben. Die eine ist eine wohlhabende Parsin, die andere ihre Haushälterin, die täglich aus den Slums zu ihr fährt um sich um sie und ihren Haushalt zu kümmern. Die Frauen haben lange Zeit ihres Lebens miteinander verbracht und wissen viel über einander ohne viele Worte zu verlieren.
Sera, die schöne Parsin, geht in eine wohlhabende Ehe und erlebt dort eine tyrannische Schwiegermutter, einen musikliebenden Schwiegervater, dessen Papagei, ihren jähzornigen Ehemann und ihre später ihre gemeinsame Tochter.
Bhima heiratet einen liebenswürdigen positiven fröhlichen Mann, hat 2 Kinder, und arbeitet bei Sera. Nach einem Arbeitsunfall ihres Mannes, bei der die Firma Bhima als Analphabetin dazu bringt auf alle Rechte zu verzichten, erhält Bhima die Familie, da ihr Mann sich in den Alkohol flüchtet. Schließlich flieht er mit dem gemeinsamen Sohn aufs Land zurück - von dem er kommt. Die gemeinsame Tochter bleibt, heiratet, bekommt wieder ein Mädchen und gemeinsam ziehen sie der Arbeit wegen nach Delhi. Tochter und Schwiegersohn sterben an Aids in Delhi - die Beschreibungen im Krankenhaus sind erschreckend -, und Bhima nimmt ihre Enkelin Maya zu sich.
Maya wird schwanger - und hier startet das Buch eigentlich. In Rückblenden werden die Geschichten der beiden Frauen aufgerollt. Auch die Tochter von Sera ist schwanger, aber verheiratet und offenbar in einer glücklichen, wohlhabenden Ehe.
Maya ersucht Sera um Begleitung ins Krankenhaus zur Abtreibung, und erst spät wird klar, daß der Schwiegersohn von Sera der Vater des Kindes aus einem Übergriff des Mannes an Maya war. Als er merkt, daß Bhima aus seinem Verhalten die Wahrheit entdeckt hat, behauptet er, daß sie Geld entwendet hat um sie aus seiner Familie loszuwerden. Der Plan geht auf.
Der Roman ist dicht beschrieben - auf der einen Seite die Elendsviertel mit Gemeinschaftstoilette und einem gemeinsamen Brunnen, Probleme mit der einfachsten Hygiene bis zu gutem wohlhabenden Leben in schöner Umgebung und schönen Kleidern. Die Seiten auf denen das Krankenhaus in der offenbar ersten Phase mit Aids, als niemand mit der Krankheit umgehen konnte, geschildert wird, sind erschreckend unmenschlich. Nachher werden die Toten rituell verbrannt.
Die Menschen sind schön und klar gezeichnet - die Sympathie der Autorin liegt klar bei den Frauen, denn fast kein Mann wird positiv oder gut beschrieben.
Schön finde ich wie sie auf die Unterschiede der Gesellschaften eingeht und sie beobachtet: die Parsen und deren Grundsätze, die Armen und wie sie leben, bis zum lebendigen Marktleben.
Das Buch ging mir unter die Haut. die Handlungsstränge sind stark erzählt. Es bleibt die Frage für mich ob Sera gegen die Anschuldigungen ihres Schwiegersohns etwas anderes hätte tun können, als Bhima entlassen. - und auch ob sie ernst nimmt, daß Bhima ihr gesagt hat, daß ihr wunderbarer Schwiegersohn der Vater des abgetriebenes Kindes war. Vor allem bleibt die Frage, was Menschen wie Bhima und Maya nach dem Jobverlust machen (werden/würden).
Schön fand ich den Glossar, der sowohl auf die offenbar üblichen Formulierungen und Begrüßungen einging, aber auch typische Gerichte in Bombay beschrieb. Im Text kamen immer wieder Worte vor die das Miteinander charakterisierte wie Sodabottleopenerwalla - die mir sehr gut gefielen.
Den Roman kann ich allen empfehlen, die sich gerne in eine andere Kultur - mit seinen schönen und dunklen Seiten - einlassen möchten, und von starken Frauen faszinieren läßt.
"Die Nähe zwischen uns"
amerikanische Originalausgabe "the space between us"
2005 William Morrow, New York
ins Deutsche übertragen von Svenja Geithner
2006 Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
358 Seiten
7 Seiten Glossar der verwendeten indischen Ausdrücke (und Speisen)
1 Seite Danksagung
ISBN-13: 978-3-550-08648-9
Dieser Roman erzählt die Geschichte zweier Frauen die in Bombay leben. Die eine ist eine wohlhabende Parsin, die andere ihre Haushälterin, die täglich aus den Slums zu ihr fährt um sich um sie und ihren Haushalt zu kümmern. Die Frauen haben lange Zeit ihres Lebens miteinander verbracht und wissen viel über einander ohne viele Worte zu verlieren.
Sera, die schöne Parsin, geht in eine wohlhabende Ehe und erlebt dort eine tyrannische Schwiegermutter, einen musikliebenden Schwiegervater, dessen Papagei, ihren jähzornigen Ehemann und ihre später ihre gemeinsame Tochter.
Bhima heiratet einen liebenswürdigen positiven fröhlichen Mann, hat 2 Kinder, und arbeitet bei Sera. Nach einem Arbeitsunfall ihres Mannes, bei der die Firma Bhima als Analphabetin dazu bringt auf alle Rechte zu verzichten, erhält Bhima die Familie, da ihr Mann sich in den Alkohol flüchtet. Schließlich flieht er mit dem gemeinsamen Sohn aufs Land zurück - von dem er kommt. Die gemeinsame Tochter bleibt, heiratet, bekommt wieder ein Mädchen und gemeinsam ziehen sie der Arbeit wegen nach Delhi. Tochter und Schwiegersohn sterben an Aids in Delhi - die Beschreibungen im Krankenhaus sind erschreckend -, und Bhima nimmt ihre Enkelin Maya zu sich.
Maya wird schwanger - und hier startet das Buch eigentlich. In Rückblenden werden die Geschichten der beiden Frauen aufgerollt. Auch die Tochter von Sera ist schwanger, aber verheiratet und offenbar in einer glücklichen, wohlhabenden Ehe.
Maya ersucht Sera um Begleitung ins Krankenhaus zur Abtreibung, und erst spät wird klar, daß der Schwiegersohn von Sera der Vater des Kindes aus einem Übergriff des Mannes an Maya war. Als er merkt, daß Bhima aus seinem Verhalten die Wahrheit entdeckt hat, behauptet er, daß sie Geld entwendet hat um sie aus seiner Familie loszuwerden. Der Plan geht auf.
Der Roman ist dicht beschrieben - auf der einen Seite die Elendsviertel mit Gemeinschaftstoilette und einem gemeinsamen Brunnen, Probleme mit der einfachsten Hygiene bis zu gutem wohlhabenden Leben in schöner Umgebung und schönen Kleidern. Die Seiten auf denen das Krankenhaus in der offenbar ersten Phase mit Aids, als niemand mit der Krankheit umgehen konnte, geschildert wird, sind erschreckend unmenschlich. Nachher werden die Toten rituell verbrannt.
Die Menschen sind schön und klar gezeichnet - die Sympathie der Autorin liegt klar bei den Frauen, denn fast kein Mann wird positiv oder gut beschrieben.
Schön finde ich wie sie auf die Unterschiede der Gesellschaften eingeht und sie beobachtet: die Parsen und deren Grundsätze, die Armen und wie sie leben, bis zum lebendigen Marktleben.
Das Buch ging mir unter die Haut. die Handlungsstränge sind stark erzählt. Es bleibt die Frage für mich ob Sera gegen die Anschuldigungen ihres Schwiegersohns etwas anderes hätte tun können, als Bhima entlassen. - und auch ob sie ernst nimmt, daß Bhima ihr gesagt hat, daß ihr wunderbarer Schwiegersohn der Vater des abgetriebenes Kindes war. Vor allem bleibt die Frage, was Menschen wie Bhima und Maya nach dem Jobverlust machen (werden/würden).
Schön fand ich den Glossar, der sowohl auf die offenbar üblichen Formulierungen und Begrüßungen einging, aber auch typische Gerichte in Bombay beschrieb. Im Text kamen immer wieder Worte vor die das Miteinander charakterisierte wie Sodabottleopenerwalla - die mir sehr gut gefielen.
Den Roman kann ich allen empfehlen, die sich gerne in eine andere Kultur - mit seinen schönen und dunklen Seiten - einlassen möchten, und von starken Frauen faszinieren läßt.
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