Donnerstag, 5. Juli 2018

Helen MacDonald : "H wie Habicht"

Helen MacDonald :
"H wie Habicht"
original "H wie Hawk"
2014, Verlag Jonathan Cape, Random House
Aus dem Englischen von Ulrike Kretschmer
2015, Allagria, Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
372 Seiten + 1 Seite Inhaltsverzeichnis + 4 Seiten Postskriptum + 18 Seiten Anmerkungen  (Quellenangaben) + 2 Seiten Danksagung
mit Lesebändchen
ISBN 978-3-7934-2298-3

Das schöne Cover mit einem Linolschnitt eines Habichts hat mich zum Griff nach diesem Buch veranlaßt.

Die Geschichte wird aus Sicht der Autorin in Ich-Sicht erzählt. Man nimmt an ihren Gedanken, Sorgen, Trauer um den Vater und ihre Besessenheit um T.H.White und seinen Habicht Gos(hawk) und die Erziehung ihres wunderschönen Habichts teil.

In schöner Sprache aber ziemlicher Egozentrik erzählt sie von ihren Kindheitserinnerungen an Vater, und Tier/Falken-bücher, über Falknerei, und wie sie gemeinsam mit ihrem Habicht Mabel (liebevoll auch Mabes genannt) eine Einheit aufbaut. Diese Teile in denen sie die Aufzucht, das Training, das immer mehr loslassen, die Sorge, die Feinfühligkeit um diesen faszinierenden und auch geliebten Vogel erzählt zogen mich in den Bann.
Die Abschnitte in denen sie sich an T.H.White abarbeitet sind sehr eigen. Es wird von Whites brutaler Kindheit erzählt, und wie er diese im Erwachsenenleben an anderen Menschen und Tieren auslebt, dabei weder mit seinem Sadismus noch seiner Homoerotik fertig wird. Seine sogenannte Liebe zu Gos wird nur als besitzergreifend transportier und ist oft unachtsam und seine Verantwortung dem Habicht gegenüber falsch einschätzen. Kein Wunder daß Gos das Vertrauen verliert und verloren geht (wie es diesem Habicht weiter ergeht bleibt offen - leider).

Exkurs :  Terence Hanbury White lebte von 1906 bis 1964. Er veröffentlichte unter T.H. White oder dem Pseudonym James Aston. Am bekanntesten dürfte seine Version der Merlin-, und Arthussage sein.

Das Buch umfaßt gefühlt das Trauerjahr nach dem Tod des Vaters - die Autorin verwendet die Formulierung 'Archäologie der Trauer'.

Die Welt in der sich die Autorin bewegt ist eine der belesenen Professoren in Cambridge, die Wälder der Umgebung, und andere Menschen die Falken bis Habichte lieben und mit ihnen leben. Normales Leben ist wenig zu spüren; skurril ist es wenn sie beschreibt mit welchem Habichtsfutter die Tiefkühltruhe gefüllt ist.

Berührend ist es wenn sie von den Beobachtungen von Flugzeugen über England, die ihr Vater als Kind und Jugendlicher penibel aufgeschrieben hat, schreibt.
Schön finde ich die Beschreibungen wenn sie und Mabel durch das Land streifen, sie die Landschaft beschreibt und dann Mabels Verhalten mit der Natur genau schildert.

Das Buch ist nicht einfach zu lesen, da die Ich-zentriert der Autorin zeitweise strapaziös ist. Ich habe länger dazu gebraucht und es zwischendurch mit Lesezeichen liegen gelassen bis ich weiterlesen konnte.

Diese Buch ist für alle Menschen die sich für Greifvögel und schöne Sprache interessieren sehr empfehlenswert. Viel Freude dabei !

Helen MacDonald wurde 1970 geboren. Sie ist Lyrikerin und Autorin und unterrichtet in Cambridge. 1993 erschienen ihre erste Gedichte. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen