Montag, 27. Januar 2014

Roberto Ampuero : "Tod in der Atacama"

Roberto Ampuero :
"Tod in der Atacama" - Cayetano Brulé ermittelt
Roman
auf original "El Alemán de Atacama"
1996, Planeta, Santiago de Chile
Aus dem Spanischen von Carsten Regling
2012, Bloomsbury Berlin
338 Seiten
ISBN 978-3-8270-1034-6

Der unterhaltsame Krimi ist gut geschrieben und macht Freude zu lesen.

Detektiv Brulé und sein Helferlein Suzuki bekommen von einer rothaarigen attraktiven deutschen Journalistin den Auftrag dem Tod eines idealistischen Bekannten nachzugehen. Dieser ebenfalls Deutsche war mit zwei Kugeln im Körper in der Atacamawüste aufgefunden worden. Obwohl Brulé die regenfeuchte Karibik vorzieht, fährt er auftragsgemäß in die trockene, heiße und hochgelegene Ebene. Er trifft dort Atacamenos, Touristen, Barbesitzer, und Ingenieure die Schürfrechte haben. Es dauert seine Zeit, aber schlußendlich kommt er einem Umweltskandal auf die Spur, die dem Deutschen, einer Ingenieurin, und einem chilenischen Politiker das Leben gekostet hat.

Ort der Handlung ist die Atacamawüste, über die und deren Bewohner viel erzählt wird. Die Atacamenos hatten eine uralte Kultur (älter als 1500 Jahre), von der nur wenig erhalten blieb, da Räuber erfolgreicher waren als Archäologen. Mittlerweile ist das Land Schauplatz verschiedener Baustellen, weil mehrfach nach Rohstoffen gesucht wird.
Die Kargheit der Landschaft, die Weite bis zu den Kordilleren, die Magie der nächtlichen Beleuchtung des Mondes und der Sterne sind schön beschrieben.

Die Figur des Detektivs Cayetano Brulé ist vielfältig. Seine Familie war aus Frankreich ausgewandert, seine Eltern hatten im vorrevolutionären Kuba gelebt, ihr hatte als junger Mann die Lust an Revolution nach Chile verschlagen. Jetzt ist er ein rundlicher, dem Essen zugeneigter Mann mit dicken Brillengläsern, dicken Schnurrbart, der mit violetter Krawatte mit Guanakos vor dem geistigen Augen des Lesers gut vorstellbar ist.

Die anderen Menschen in dem Roman sind ebenfalls gut vorstellbar: die deutsche Journalistin Cornelia Katz, die ehemalige Freundin des Ermordeten Isabel Ayabire, der Touristenführer und leidenschaftliche Schatzsucher Pompeyo Jara mit seinem klapprigen Pick-up sowie der Unternehmensleiter Bodo Pankow.

Der Krimi ist drei Jahren nach dem Ende von Pinochets Diktatur entstanden. Innen-Politisches kommt nur auf wenn die Atacamenos über ihre Diskriminierung berichten - sie waren lange nur Durchzugsgebiet für Bolivien und Peru gewesen, und die Chilenen kommen nicht gut weg. Witzig liest sich der Vergleich von kommunistischem Regime und rechter Diktatur unter Pinochet - - die Entwicklung der Idealisten bei beiden Gruppen kann nach Auflösung der tyrannischen Strukturen vom Superkapitalisten bis zum Entwicklungshelfer gehen. Aber es bleiben die extremen Bereiche.

Ich habe es genossen das Buch zu lesen und empfehle es gerne weiter !

Roberto Ampuero wurde am 22. Februar 1953 in Valparaíso / Chile geboren. Er war zwischen 1973 bis 1993 im Exil - lange davon an der Universität in Leipzig/DDR. Seit 2012 ist er Botschafter für Chile in Mexiko.
 
Roberto Ampuero hat 1993 mit der Figur dieses Detektivs begonnen: "? Quién mató a Christián Kustermann" (1993), "Boleras en La Habana" (1994), "El alemán de Atacama" (1996; auf deutsch "Tod in der Atacama), "Cita en al Azul Profundo" (2001), "Halcones de la noche" (2005; ) und als derzeit letzter "El caso Neruda" (2008; auf deutsch "Der Fall Neruda" 2011)

Mittwoch, 22. Januar 2014

Preethi Nair : "Koriandergrün und Safranrot"

Preethi Nair :
"Koriandergrün und Safranrot"
Roman
original "One Hundred Shades of White"
HarperCollins Publishers, London
Aus dem Englischen von Karin Dufner
2007, Knaur Taschenbuch Verlag
374 Seiten
2 Seiten Glossar mit indischen Ausdrücken z.B. innerhalb der Familie und Gewürze & Essen betreffend
ISBN 978-3-426-63658-9

Das Buch birgt einen gut lesbaren, farbenfrohen, gut erzählten Frauen - Roman, den ich an einem Tag gelesen und genossen habe.

Die Geschichte erzählt von einer Familie die zuerst glücklich in Indien gelebt hat, dann dem Ehemann/Vater zu dessen beruflicher Entwicklung nach London folgte. Dort gab es denn Ernährer plötzlich nicht mehr und Nadili, die Mutter der beiden Kinder, war auf sich gestellt. Mithilfe von Freunden bekam sie ein Dach über den Kopf, Arbeit und auch dann die Ideen sich wieder dem indischen Kochen zu widmen. Mit ihren süß-scharfen Pickels kann sie sich und den Kindern endlich mehr zum Leben gönnen, und lernt Ravi, einen diesmal wirklich liebenswürdigen Mann, kennen. Saatchi, der Sohn, und Maya, die Tochter machen mehrmalige Übersiedlungen mit, und entwickeln sich kritisch mit. Am Schluß steht ein Happy End.

Der Roman ist aus Sicht von Nadili und Maya geschrieben. Nadili erzählt auch die Hintergründe des Lebens in Indien, und als ihr ihre Mutter das Kochen beibringt. Maya reist und sieht Spanien, USA und auch das aktuelle Indien, ebenso wie die Hütte in der ihre Großmutter gestorben ist.

Es ist eher ein Frauenroman, da Nadili, ihre Mutter, die Tochter Maya und Maggie, eine Irin, die es nach London verschlagen hat, beschrieben werden. Bei den Frauen werden die Entwicklungen genauer beschrieben. Bei den Männern sind nur Saatchi wichtig, und Ravi; der zwielichtige Vater von Maya und Saatchi, der nie Wort hält, kommt nicht gut weg.

In dem Buch werden Gewürze beschrieben, auch welche Mischungen die Pickels haben, aber richtig nachkochbare Rezepte fand ich nicht. Allerdings habe ich mir nach dem Fertiglesen ein Gericht mit Zimt und Koriander zubereitet, da es draußen kalt war.
Ob den Zutaten oder Gewürzen wirklich die Kräfte zukommen, die beschrieben werden, - Kräfte des Vergessens, Verzeihens, der Energie etc - ist mir nicht klar, aber es liest sich schön. Das Einzige das irritiert ist, daß von einem Gewürz namens Turmeric geschrieben wird - was Kurkuma ist.

In Summe ein einfach schöner Roman, der in der kalten Jahreszeit genau das Richtige zum Lesen war. Wer an kalten Abenden etwas unterhaltsames lesen möchte, ist bei diesem Roman durchaus gut aufgehoben. Viel Freude !

Preethi Nair wurde 1971 in Kerala/Indien geboren. Ihre Familie zog nach London wo sie auch jetzt lebt. Sie arbeitet als Unternehmensberaterin bevor sie ihren ersten Roman "Gypsy Masala" schrieb, den sie mangels Interesse der Verlage im Selbstverlag und Selbst-PR herausbrachte. 2008 veröffentliche sie ihren dritten Roman "The Colour of Love" (Duft der Farben), mittlerweile bei Harper Collins, London.

Dienstag, 21. Januar 2014

Jacqueline Gillespie : "Schade um die Lebenden"

Jacqueline Gillespie :
"Schade um die Lebenden" - Ein Schneeberg-Krimi
2013, Haymon-Verlag, Innsbruck-Wien
182 Seiten
4 Seiten Glossar mit umgangssprachlichen Ausdrücken
ISBN 978-3-85218-918-5

Der Kriminalroman am Schneeberg erzählt eine etwas krude Geschichte mit zwei Morden, einem Unfall, drei Kriminalbeamten aus der Sicht von zwei Erzählperspektiven.

Charlotte von Schwarz, 'die Schallott', wird nach einem Fest ermordet aufgefunden. Mögliche Täter sind die Familie oder ein ortsbekannter Besoffener, der die Gastgeberin zu einer Ohrfeige provoziert hatte. Sie war aus Deutschland als zweite Gattin mit Herrn von Schwarz gekommen, und hatte sich nie wirklich wohl gefühlt - trotz des gemeinsamen Sohnes, der ein genialer junger Violinist ist. Die Söhne aus der ersten Ehe sind unterschiedlichst - der eine ein Berg-& Natur-Fan, der andere der von der großen Politik träumt. Erst nach dem zweiten Mord und dem Unfall ist klar, wer den Mord warum begangen hatte.

Den Krimi erzählen eine ältere Frau aus Nieselbach, Frau Apollonia, aus Ich-Sicht mit ihren niederösterreischen Satzsstellungen und ostösterreichischen Dialekt-Vokabeln. Sie schaut sich die menschliche Seite an und denkt über deren Verhalten nach.
Auf der anderen Seite stehen Polizeijurist Dr. Patrick Sandor (er hat seinen Zweitwohnsitz in Neiselbach), Kriminalinspektor Müller (vornamenslos) und der Revierinspektor Simon Singer. Hier ist die klassische Krimibetrachtung, in der aus der Außensicht und in Schriftdeutsch beschrieben wird.

Nieselbach ist der fiktive Ort der Handlung. Kirche, Pfarrer, Gasthaus, Bauern, Wiener Gäste etc - alles ist vorhanden. Das soziale Leben wird genauer geschildert; wer mit wem redet oder gemeinsam trinkt ist wichtig. Zur Erzählerin kommen die diversen Menschen in ihren Nöten um einfach reden zu dürfen. Die Liebesgeschichte zwischen dem Kriminalinspektor Müller und seiner Lisi findet Platz, genauso wie der Wunsch geliebt zu werden von Thesi, einem unglücklich agierenden leider unhübschen sechszehnjährigen Mädchen des Dorfes, das noch dazu immer mit ihrer Mutter im Krach ist.

Der Titel wird im letzten Satz genannt, da die Lebenden mit den Scherben aus den Morden umzugehen haben.

Die Geschichte ist gut; leider berührt mich keine der Personen. Wer einen Krimi sucht, der in naßkalten Bergen und doch Sommerhitze spielt, ist bei diesem Roman sicher gut aufgehoben.

Jacqueline Gillespie wurde 1958 als Tochter einer Wienerin und eines Schotten in Wien geboren. Sie studierte Romanistik (Mag.Dr.phil) und war etliche Jahre im Managementbereich tätig. Sie absolvierte die Ausbildung zur Reittrainerin an der Wiener Neustädter Militärakademie. Seit 2001 schreibt sie hauptberuflich. 2004 erschien "Nimm dir was du willst" (Verlag Pro Mente), 2006 "Alles was Recht ist" ( Edition Innsalz) ihr zweiter Kriminalroman. "Schade um die Lebenden" ist ihr dritter Kriminalroman. Sie lebt in Miesenbach/Bezirk Wiener Neustadt in Niederösterereich .

Freitag, 17. Januar 2014

Jane Austen : "Sense and Sensibility"

Jane Austen :
"Sense and Sensibility"
um 1795 geschrieben
1811, bei Thomas Egerton veröffentlicht
e-book und
Penguin Books 1994
374 Seiten
ISBN 978-0-14062-327-7 parallel gelesen

Der erste Titel des Buches war "Elinor and Marianne", der bei Drucklegung 1811 auf "Sense and Sensibility" geändert wurde.

Der Roman spielt in SüdWestEngland und erzählt von den zwei Schwestern Elinor und Marianne. Die eine mehr aus der Vernunft und ruhigem Verstand agierend, die andere zutiefst emotional und offenherzig, ohne jegliche Begabung zu unehrlichem Benehmen.

John Dashwood stirbt und hinterläßt seiner zweiten Frau und den gemeinsamen drei Töchtern Elinor, Marianne und Margaret nichts, da Frauen damals nicht erben konnten. Sein Sohn aus erster Ehe sollte unterstützen, aber dank engen Geistes und seiner habgierigen Ehefrau tut er nichts. Sein Schwager Edward kommt zu Besuch und freundet sich in seiner sachlichen Art mit der verwitweten Familie an. Nach Monaten gemeinsamen Lebens auf dem Landsitz des verstorbenen, werden Witwe und Töchtern das Wohnen in einem Cottage angeboten - ein liebenswürdiger Verwandter der Witwe greift helfend ein, und freut sich auf mehr Familie.
Die Damen Dashwood leben sich bald in den engeren und bescheidenen Verhältnissen ein, unterstützt von oftmaligen Einladungen des Vetters. Bald treten neue Männer auf  - der ruhige besonnene Colonel Brandon - ein Freund des Vetters - und der junge attraktive charmante Gentlemen Willoughby. Beide sind sehr an Marianne interessiert. Marianne entflammt für Willoughby, der nach heftigem Werben unvermutet nach London beordert wird und verschwindet.
Des Vetters Schwiegermutter, ein herzlicher Mensch mit lautem Humor und viel Geld, lädt die beiden jungen Damen ein nach London zu kommen .... Nach einigen Zeitverlauf und viel Herzweh auch durch Intrigen gibt es spät aber doch ein happy end für Elinor und Marianne.

Das Umfeld ist bessere Gesellschaft in England. Ziel von jungen Damen ist es einen vermögenden Mann zu heiraten. Männer ohne Geld versuchen das Gleiche bei reichen Erbinnen. Gute Familie, Bildung und gutes Benehmen werden nicht immer geschätzt; eine junge hübsche Frau vom Land und ohne Geld schafft es hier mit Intrigen und - heute würde man sagen - Schleimen   in gute Gesellschaft zu gelangen und daß ihr alle Fehler im Benehmen und durch berechnendes Verhalten verziehen werden. Andere haben nicht das Glück, sondern erfreuen sich an inneren Werten, guter Ehe und liebevollem Ambiente auf dem Land.

Elinor Dashwood,  Marianne Dashwood, und auch Lucy Steele und Mrs. Jennings sind genau geschildert. Colonel Brandon, Willoughby und auch Edward Ferrars sind die Männer die genau gezeichnet werden - allerdings mit weniger Selbstreflexionen.

Das Buch ist schön geschrieben. Es beschreibt ohne Hektik wie sich Menschen entwickeln und ihre Werte hinterfragen. Manchmal wurden mir die Selbstreflexionen und Dialoge zu lange, und zu sehr in den seelischen Untiefen verhaftet.

Ich habe das Buch auf englisch gelesen, wobei den Großteil auf einem elektronischen Buch, bei dem ich es genossen habe die Schriftgröße adaptieren zu dürfen, und einige Kapitel in der 'Penguin Popular Classics' Ausgabe, deren Schriftgröße mich zur Brille greifen ließ.

Sprachlich habe ich das Buch genossen. Gewissen ältere oder gehobene Ausdrücke im englischen mußte ich nachschlagen/nach-interneten, der Genuß blieb.

In Summe eine schöne Erfahrung das Buch gelesen zu haben. Ich kann das Buch wärmstens empfehlen.

Jane Austen wurde am 16. Dezember 1785 in Steventen (Hampshire) geboren. Sie war das siebte Kind eines Pfarrers und begann früh zu schreiben. Sie heiratete nicht, sondern lebte in einen kleinen Haus auf dem Anwesen ihres Bruders. Ihre anderen berühmten Werke sind "Pride and Prejudice" (veröffentlicht 1813), "Mansfield Park" (1814), "Emma" (1816), "Persuasion" (veröffentlicht 1818),"Northhanger Abbey" (1818 veröffentlicht). Sie starb am 18. Juli 1817 in Winchester, wo sie in der Kathedrale begraben wurde.

Dienstag, 14. Januar 2014

Alina Bronsky : "Die schärfsten Gerichte der tartarischen Küche"

Alina Bronsky :
"Die schärfsten Gerichte der tartarischen Küche"
Roman
2010, Kiepenheuer &Witsch
310 Seiten
ISBN 978-3-462-04235-1

Das Buch ist kein Kochbuch sondern ein Roman in dem die attraktive Rosalind aus der Ich-Perspektive ihr Leben und das ihrer Lieben am Fuß des Ural im Kommunismus und später in Deutschland gestaltet und dirigiert.

1978 wird ihre (dumme) Tochter Sulfia schwanger. Vater unbekannt. Das Mädchen kommt auf die Welt und gewinnt sofort das Herz der Großmutter. Für Aminat macht Rosalind alles und mischt sich in alles ein - und versteht nicht, daß sie dafür keine Liebe erhält. Als Sulfia mit Aminat, dem jüdischen Ehemann, dem gemeinsamen Kind Lena nach Israel auswandern möchte, ist das der einzige Moment in dem Buch, in dem die starke egoistische Frau zusammenklappt.
Die Zeiten in Rußland werden schlechter und trotz stundenlangem Anstellen gibt es immer weniger Lebensmittel. Rosalind beauftragt ihr Tochter, sich als Krankenschwester einen Deutschen anzulächeln. Sie haben Glück - ein Deutscher taucht auf, dem das Kind Aminat gefällt. Er bringt die drei Generationen Frauen nach Deutschland. Rosalind setzt sich auch dort durch und erarbeitet als Putzfrau Geld, Anerkennung und lernt die Sprache, die sie in der Schule etwas gelernt hatte, perfekt. Am Schluß hat sie wieder einen Partner, aber Aminat lebt ganz woanders und will nichts mehr von ihr wissen.

Die Ich-Sicht von Rosalind ist faszinierend. Wie sie organisiert und dabei rücksichtslos ihren Willen lebt, ohne den von Tochter, Enkelinnen oder Ehemann zu berücksichten zu wollen, hat Energie. Kein Zweifel an Aussehen oder Tun trüben ihre Gedanken.
Sulfia ist anders - weich, lieb, liebevoll, sich um andere kümmernd. Sie stirbt an Krebs, mangels der richtigen Medikamente und weil sie sich um ihren Vater kümmert, der ihre Mutter wegen einer unauffälligen Frau verlassen hat.
Aminat wird als Kind mit tartarischem Aussehen geschildert, was das Herz der Großmutter gewinnt; und hat genauso starken Charakter. Sie wird zwischen den beiden unterschiedlichen Frauen zerrieben, hält aber immer wieder zur Mutter.
Die Männer sind belanglos. Der Ehemann von Rosalind ist ein russischer Gewerkschafter der alles tartarische verleugnet. Die drei Ehemänner von Sulfia keine Stütze für die liebe Frau, eher das Gegenteil.

Der geschichtliche Hintergrund liest sich interessant. Rosalind ist als Kind von Tartaren verwaist und wird in nach dem zweiten Weltkrieg ein Waisenhaus zur Russifizierung gesteckt. Ihr Bruder bringt sich als Erwachsener um. Alles tartarische soll abtrainiert werden - nur manche Gerichte können überleben.
Die Wirtschaftslage für die vielen normalen Menschen in Rußland wo lange mit Geschenken (Schokolade, Nylonstrümpfe) notwendiges plötzlich wieder möglich ist, wird erzählt. Der Absatz als die Lebensmittellage massiv schlechter wird, geht unter die Haut.

Obwohl das Buch kein Kochbuch ist, gibt es einige Absätze über das Kochen und welche Gerichte es gibt. Kochen ist immer wieder wichtig, da sich Rosalind Gerichte für Familienfeste ausdenken muß; Rezepte gibt es aber keine.

Ich habe das Buch in knapp fünf Stunden durchgelesen und mich dabei sehr gut unterhalten. Die Moral bleibt auf der Strecke. Trotzdem ein empfehlenswertes Buch. Viel Spaß !

Alina Bronsky ist ein Pseudonym. Die Autorin kam 1978 in Jekaterinenburg/Swerdlowsk auf die Welt und wuchs nahe des Urals und in Südhessen auf. Die Familie war Anfang der 90-er Jahre nach Deutschland ausgewandert. Sie studierte Medizin und arbeitete als Texterin in Frankfurt. Ihr erster Roman "Scherbengericht" erschien 2008 und war sofort ein Bestseller. Die Autorin lebt mit ihrer eigenen Familie in Berlin.


Sonntag, 12. Januar 2014

Jesús Carrasco : "Die Flucht"

Jesús Carrasco :
"Die Flucht"
original "Intemperie"
2013, Verlag Seix-Barral, Barcelona
Aus dem Spanischen von Petra Strien
2013, J.G.Cotta'sche Buchhandlung; Klett-Cotta
201 Seiten
ISBN 978-3-608-98001-1

Der spannende Roman erzählt wie ein Halbwüchsiger, der aus einem Dorf verschwunden ist, durch die karge Landschaft mit wenig Versteckmöglichkeiten flieht. Er hatte geplant, aber auch sich verplant. Hilfe bietet überraschenderweise ein Hirte mit seinen Ziegen, dem Hund, und dem Esel. Er zeigt ihm wie man überlebt. Und er steht ihm bei und erduldet des Jungen wegen gemeine Folter. Am Schluß ist der Junge wieder allein.

Keine der Personen hat einen Namen: es sind der Junge, der Hirte, der Polizist, der Scherge, der Krüppel. Den Vater gibt es nur im kurzen Rückblick.
Warum der Junge geflohen ist und dermassen Angst vor dem Polizisten und seinem Bluthund hat, läßt sich nur aus kurzen Sätzen erahnen.

Ort der Handlung ist eine ausgedorrte Landschaft mit wenig Gestrüpp. Die Ziegen finden hin und wieder Nahrung. Eine Ruine spendet einige Zeit Schatten vor Sonne und Hitze.

Der Hirte zeigt Tricks und Wege wie ein Mensch überleben kann, wie er einfachste Materialien zu seinem Nutzen verarbeiten kann z.B. ein Gatter für die Ziegen bastelt. Er weist den Halbwüchsigen auf Gefahren des Wassers aus Brunnen hin.

'Intemperie' heißt Unbillen, Wetterunbillen bis obdachlos- lt. Internetdictionaire.

Der Roman ist dicht geschrieben und geht unter die Haut. Die Beschreibung des Terrors an dem alten Hirten sind heftig. Viel Überleben, einiges an Gewalt, aber die Suche nach etwas Zuneigung und Vertrauen wechseln sich ungleich ab. Ein intensives starkes Buch, das lange nach dem Zuschlagen der letzten Seite nacharbeitet. Sehr empfehlenswert !

Jesus Carrasco wurde 1972 in Badajoz geboren. "Die Flucht" ist sein erster Roman. Er lebt seit 2005 in Sevilla und ist Herausgeber einer Zeitschrift.

Sonntag, 5. Januar 2014

Sabina Naber : "Marathon-duell"

Sabina Naber :
"Marathon-Duell" - Erster Fall für Mayer & Katz
2013, Gmeiner Verlag
358 Seiten + 4 Seiten Glossar Wiener Ausdrücke
ISBN 978-3-8392-1379-3

Während des Wiener Marathons wird eine unschöne, reiche Frau ermordet. Das neue Team Katz und Mayer ermittelt und untersucht wie der geschickte, brutal klare Mörder sein Alibi getrickst hat. ein Tip: es immer praktisch auch einen laufenden Zwillingsbruder zu haben.

In den Kapiteln wird gesprungen - es wird nicht chronologisch erzählt wie Katz, und unabhängig davon der Mörder den Marathon laufen und alte Kindheitstraumata Revue passieren lassen, und wie das Team Katz & Mayer ermittelt.
Daniela Mayer hat parallel eine zu Ende gehende Beziehung mit einer wunderschönen, aber dummen Frau zu verarbeiten. Und die Probleme dieses Privatleben vor dummen, chauvinistischen Kommentaren zu schützen.

Die Kapitel über das Marathonlaufen und wie man durchhält, und welche Tricks die Läufer und Läuferinnen anwenden, ist für jeden halbwegs sportlichen Menschen der bei Wettbewerben durchhalten möchte, interessant mitzulesen.

Die Geschichte ist gut geschrieben, und spannend. Leider ist die Sprache und die Art und Weise der Sprüche nicht so angenehm. Die Ansagen und tiefen Sprüche über Frauen, egal ob Lesben oder hetero-erotischer Frauen, sind herabwürdigend und nicht unterhaltend. Schade, denn der Plot macht neugierig und bringt zum Weiterlesen.

Sabine Naber wurde 1965 in Niederösterreich geboren. Sie studierte Theaterwissenschaft, Germanistik und Geschichte. Sie arbeitete als Journalistin, Regisseurin, Schauspielerin und startet 2002 mit dem Geschichten und Krimi schreiben.