Samstag, 14. Juli 2012

Tess Gerritsen : "Totengrund"

Tess Gerritsen :
"Totengrund"
Roman
original "Ice Cold"
2010, Ballantine Books by Random House Inc.,N.Y.
Deutsch von Andeas Jäger
2010, Limes Verlag München
407 Seiten
ISBN 978-3-8090-2576-4

Der Roman ist ein spannend geschriebener Thriller, indem der Tod einer Gerichtmedizinerin und ihrer Freunde vorgetäuscht wird. Freunde lassen nicht locker und am Schluß ein 30 Jahre alter Umweltskandal aufgedeckt.

Die Gerichtsmedizinerin Dr. Maura Isles fährt mit einem alten Studienfreund und dessen Freunden in die Berge. Sie kommen nicht am Ziel an, entdecken aber einer menschenleeres Dorf - in jedem Haus hängt das Photo eines charismatischen Mannes mit faszinierenden Augen.
In Boston wird sie von ihrer Freundin Jane Rizzoli und ihrem heimlichen Liebhaber dem Pfarrer vermißt. Auch das Auffinden von verbrannten Leichen stoppt Jane nicht weiter nachzuforschen. Sie findet Maura, die mithilfe eines 15-jährigen Jungen mit großem Hund in den Wäldern überlebt hat.
Sie entdecken, daß das Dorf leer ist, weil giftige Gase uralten vergrabenen Fässern entwichen war.

Der charismatische Mann ist Jeremiah, der eine große Schar Bewunderer mit seiner religiösen Vision hat. Sein Modell der Gemeinschaftsarbeit im Dorf wird als positiv empfunden, - aber männlichen Teenager ab 14waren  aus der Gemeinschaft zu verweisen (tw. brutal rauszuprügeln), und die 14 jährigen Mädchen älteren Männern zuzuführen hat bei den betroffenen Kindern große Schäden hinterlassen. Eine Ehemalige rechnet ab.

Die Story ist gut geschrieben. Manche Kleinigkeiten werden mir nicht logisch erklärt, aber die Geschichte hat Drive und ich wollte wissen wie es weitergeht. Mißbrauch in religiösen Umfeld aufzuzeigen ist vermutlich wichtiger denn je.

Die Landschaft, das Dorf, das Überleben im Wald sind gut beschrieben. Die Menschen haben Profil. Ich habe erst nach dem Lesen mitgekriegt, daß Maura und Jane bereits im achten Thriller zusammenarbeiten und Janes Ehemann und Mauras reicher Verehrer offenbar fixe Bestandteile sind.

Ich habe den Roman in einem Rutsch gelesen und mich hat die Geschichte angesprochen. Viel Vergnügen.

Dienstag, 10. Juli 2012

Lisa Haddock : "Falsche Korrektur"

Lisa Haddock :
"Falsche Korrektur"
original "Editited out"
1994, The Naiad Press, Inc
aus dem amerikanischen Englisch von Elisabeth Brock
1996, Verlag Frauenoffensive, München
1 Seite mit handelnden Personen inkl. 2 Kater der Protagonistin
181 Seiten
ISBN 3-88104-278-4

Der Krimi ist eine rasch lesbare Geschichte in der die Zeitungskorrektorin Carmen Ramirez in einem Kaff in Oklahoma eine alte Mordgeschichte auflöst.

Carmen Ramirez lebt mit 2 Kater bei ihrer Großmutter und wird beauftragt einem Chefjournalisten beim Beschreiben alter Morde behilflich zu sein. Eine Schülerin, die Tochter eines bekannten Kirchenmannes, sei von einer lesbischen Lehrerin vor Jahren ermordet worden. Die Lehrerin hatte eine Woche später Selbstmord begangen, was als Schuldgeständnis ausgelegt wird. Einseitige Berichterstattung bringen Carmen dazu in ihrer Freizeit zu recherchieren. Mithilfe ihrer neuen Liebe Julia stochert sie Fragen stellend herum, wird bedroht und nach einiger Aktion wird der alte Mordfall gelöst. Mißbrauch und Geldgier waren die Motive.

Schön sind die Beschreibungen wie in den 90-er Jahren in Akten recherchiert wird, es auch damals bereits Computerabstürze gab, im Zeitungswesen damals händisch Beistriche oder sonstiges Grammatikalisches korrigiert worden ist.

Die Personen sind unterschiedlich greifbar - Carmen und Julia sehr, die Großmutter als baptistisch verknöcherte Frau bereits weniger, die Redakteure teilweise gut. Die Orte sind klar - wie die kleinen Garagenwohnungen von Carmen, die besseren Häuschen mit Vorgarten und auch das Lesbencafe, wo mit einem Alibi für die damals beschuldigte Lehrerin aufgewartet wird (es aber damals niemanden interessiert hatte).

Der Krimi hat Drive und ich habe ihn in einem durch- und ausgelesen. Ich wünsche viel Krimivergnügen.

Montag, 9. Juli 2012

Günter Neuwirth : "Erdenkinder"

Günter Neuwirth :
"Erdenkinder"
Krimi
2012, Molden Verlag
Verlagsgruppe Styria GmbH & Co KG
256 Seiten
ISBN 978-3-85485-307-7

Der Krimi der in Oberösterreich, nahe der Stadt Steyr spielt, erzählt spannend eine Geschichte über Energieerzeuger, Manager, gutes Leben versus Aussteiger in einem Öködorf.

Christina Kayserling, attraktive Polizistin in Steyr löst binnen einer Woche einen Mord an einem reichen aber verrückt geltenden weil sehr ökologisch denkenden Bauer. Er hatte Teile seines Grundes an eine Gruppe von Menschen verliehen die sehr mit der Natur verbunden sind und hier versuchen neue Art der Landwirtschaft umzusetzen. Erbstreitereien und alte Familienzwiste kommen ans Tageslicht.
Parallel ist Robert Wieser, ein Projektmanager dessen Gabe es ist Kompromisse zu finden und Menschen zusammenzubringen. Er zweifelt an allem und kommt durch Zufall zu dieser Öko-Gruppe. Er hilft einem jungen Mann aus der Gruppe einen Freund zu suchen, der schon länger als gewohnt nicht mehr zurück in die Gruppe zurückgekommen ist.

Der Krimi ist spannend geschrieben und gut zu lesen. Die Menschen stehen plastisch vor dem Lesen - die Polizistin aus Steyr, der sympathische bodenständige Landpolizist Raimund, die Söhne des Ermordeten einerseits Spieler-Säufer und andererseits Schönling der sich reiche Erbin geangelt hat, die unterschiedlichen Charaktere der Ökogruppe. Bei den Beschreibungen der Gruppe ist nicht vernachläßigt, daß es für die Jungen die nur die Gruppe kennen und in der Gruppe ihre Grundschulausbildung erhalten, andere Fragen an die eigene Zukunft gibt, als für die Arrivierten die eine bewußte Entscheidung für diese Leben nach anderem Erlebten getroffen haben.

Die titelgebenden "Erdenkinder" ist der Name der Gruppe, die hier versucht anderes mit den Ressourcen der Erde umzugehen.

Die Absätze in denen der Autor auf die Art der Landwirtschaft der ökologischen Gruppe beschreibt ist selbst für nicht Landwirte verständlich und anschaulich und vorstellbar beschrieben.

Warum in einem Krimi der in Österreich spielt, von einem österreichischer Autor geschrieben wurde und von einem österreichischen Verlag gedruckt wird das deutsche Wort Rente, statt dem österreichischen Pension verwendet, verstehe ich nicht.

In Summe ein gutes Buch, ein gut geschriebener Krimi, dessen darunterliegendes Thema weiterarbeitet - und das ich guten Gewissens weiterempfehlen kann.

Freitag, 6. Juli 2012

Hernán Rivera Letelier : "Die Filmerzählerin"


Hernán Rivera Letelier :
"Die Filmerzählerin"
original "La cantadora de películas"
2009, Aguilar Chilena de Ediciones, Santiago de Chile
aus dem Spanischen von Svenja Becker
2012, Insel Verlag Berlin
96 Seiten
ISBN 978-3-458-35822-0

Diese Erzählung/Novelle/kleine Roman erzählt eine berührende Geschichte eines Mädchens, das mit viel Phantasie Filme nacherzählt und dann auf dem Boden der Wirklichkeit landet.

María Margarita ist das jüngste von fünf Kinder und einziges Mädchen. Die Familie lebt in einer löchrigen Wellblechhütte nahe den Salpeterabbaustätten in Chile. Den familieninternen Wettbewerb wer am besten einen Kinofilm nachherzählen kann - die Familie kann sich nur eine Kinokarte leisten - gewinnt sie. Mit etwas Material, viel Phantasie und Einfühlvermögen ergänzt durch ihre Singstimme holt sie die Filme in die Hütte der Familie. Sie geht auch auf Besuch zu Menschen die nicht mehr ins Kino gehen können und legt sich einen Künstlernamen zu.
Die Wirklichkeit holt sie aus ihren Filmträumen als männlicher Übergriff, der erste Fernseher im Dorf, der Tod des Vaters, Pinochets Machtergreifung und das Abwandern der Brüder bis zum Auflassen der Minensiedlung sie alleine im Dorf zurücklassen.

Die Personen sind spürbar, aber nicht detailgenau gezeichnet. María Margarita erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht - auch daß die Mutter die Familie nach dem Unfall verlassen hatte, was ihre Brüder so tun, wie das Kino aussieht, wie sie sich die Filme erarbeitet (sie sieht es als Aufgabe die gut zu lösen ist).
Die Armut in der Siedlung, das Leben der Familien, die Alkoholsucht der Mienenarbeiter, die Kälte des Wucherers, die alten Weibleins die sich kaum mehr bewegen können aber irgendwo noch einen Laden haben den Verwandte führen - diese Umgebung ist mit paar Strichen wie ein Aquarell angezeichnet und greifbar.

Die Geschichte habe ich langsam gelesen und genossen - sie läßt einen Zauber zurück. Ich empfehle das Buch gerne weiter.

Mittwoch, 4. Juli 2012

Annie Hruschka : "Schüsse in der Nacht"

Annie Hruschka :
"Schüsse in der Nacht"
erstmals 1914 erschienen
2007, Verlag Federfrei, Marchtrenk
Edition 'Alte österreichische Krimi-Meister'
216 Seiten
ISBN 978-3-9502370-4-7

Der unterhaltsame, gut geschriebene Rätselkrimi beinhaltet alle netten Inkredienzien eines etwas altmodischen Krimis - mit zeitlosem Mordmotiv.

Die Zwillingen Mara und Jolanthe sind wunderschöne junge Damen mit sehr unterschiedlichem Wesen und Charakter, leben daheim bei Vater, einem wissenschaftlich denken Ritter und ihrer hübschen jungen Stiefmutter, und deren Patenonkel der sich liebevoll um das Anwesen um das Schloß kümmert. Eine der Töchter hat einen Verehrer, was aber heimlich bleibt. Der Ritter wird erschossen aufgefunden. Polizei und Detektiv Silas Hempel machen sich auf die Suche nach Motiv und Mörder.
Während die einen Damen ihres Standes gemäß entweder vor der Wirklichkeit oder schal wirkender Verehrung davonreisen, findet die andere Trost darin den Gedanken des Vaters nahe zu sein. Während sich die Polizei auf einen Verdächtigen konzentriert, geht der Detektiv seinen Recherchen nach und löst am Schluß das Rätsel, indem auch so manche Existenz als sehr unehrenhaft und betrügerisch aufgedeckt wird.

Die Geschichte ist nett lesbar und vergnüglich geschrieben. Nur das sogenannte zarte Gemüt der Damen geht mir etwas auf die Nerven. Da sticht die klar kalkulierende Art einer der Schwestern ziemlich hervor.

Ort ist Kreuzstein bei Wien und es macht Spaß den Weingärten bei Wildgrube, Schreiberweg und Heiligenstadt gedanklich nachzugehen.

Die Personen sind anschaulich geschildert - sei es eine einfache Frau im Schloß, der treue Diener des Herrn, die liebevolle Tante des Verdächtigten, der herrlich kochende Hausdrachen des Detektivs. Mobiliar und Häuser ebenfalls. Der Film lief vor meinem geistigen Auge ab.

Im Summe ein sehr nettes Buch (nett ist österreichisch, nicht deutsch gemeint), das gut unterhält. Ich kann den Krimi und das gemütlich eintauchen in eine andere Zeit gut empfehlen.

Frau Annie Hruschka lebte in Östereich, und hat 15 Kriminalromane geschrieben - die meisten unter dem Pseudonym Erich Ebenstein. Leider habe ich nicht herausfinden können, ob das auch bei diesem Krimi der Fall war, und welcher der Erstverlag war.

Montag, 2. Juli 2012

Rita Mae Brown & Sneaky Pie Brown : "Die Geburtstagskatze"

Rita Mae Brown & Sneaky Pie Brown :
"Die Geburtstagskatze" - ein Fall für Mrs. Murphy
Roman
original "Cat of tthe Century"
2010, Bantam Boooks, New York
aus dem Englischen von Margarete Längsfeld
2011, Ullstein Buchverlage GmbH Berlin
6 Seiten Personen (und Tiere) der Handlung
253 Seiten
Danksagung der Autorin und der Autorenkatze
ISBN 978-3-550-08858-2

"Die Geburtstagskatze" ist der mittlerweile achtzehnte Band von Tigerkatze mit Autorin aus Virginia(USA). Da ich die ersten Krimis der beiden Autoren Anfang der 90-er Jahre teilweise auf deutsch, teilweise auf englisch gelesen hatte, habe ich mich über das Buchgeschenk sehr gefreut und bin neugierig ans Lesen gegangen.

Harry, Mrs. Murphy (Tigerkatze), Tucker (Corgi) und Pewter (dicke graue Katze) fahren zum 100. Geburtstag von Harrys Tante Tally an deren Universität in Fulton zu feiern. Daß Frauen damals studieren durften, war hart erkämpft und die noch lebenden Damen sind alle starke Persönlichkeiten - Tante Tally ebenso wie Inez (eine Tierärztin in Pension der Harrys Gatte Fair viel zu verdanken hat).
Ein Organisationskomitee wurde aufgestellt, denn anläßlich des runden Geburtstags sollen Spenden für die Universität lukriert werden. Eine der Damen verschwindet, schickt geheimnisvolle bedrohliche E-mails und wird dann ermordet aufgefunden. Ihr war der Mord an einer anderen Mitorganisatorin in die Schuhe geschoben worden. Der Showdown findet dann wieder in Harrys Heimstadt Crozet statt, indem die 3 Hunde und 2 Katzen die älteren Damen mutig verteidigen.

Anders als in den ersten Krimis in denen das Kleinstadtleben geschildert wurde  - manchmal unterbrochen von  Menschen aus New York oder Boston - ist diesmal die allgemeine Wirtschaftslage (2009), die Bankenkrise und die Unsicherheiten der Aktienmärkte starker Einflußfaktor. Pferde waren damals auch nicht so wichtig wie in diesem Krimi, bei dem man etwas Pferdefan sein sollte, um ihm genießen zu können.

Die Menschen sind leider nicht so präsent wie ich sie in Erinnerung hatte. Harrys alte Freundinnen und Harry selber als frisch geschiedene, ihren Weg suchende Frau waren mir damals dichter transportiert worden.

Der Krimi ist nett geschrieben, hat aktuelle Bezüge die durchaus interessieren können, weshalb ich den Krimilesern die bisher keinen anderen Krimi der Autorin gelesen haben, diese Geschichte durchaus empfehlen kann.