Samstag, 30. Januar 2021

Heide Schmidt : "Ich sehe das so"

 Heide Schmidt :
"Ich sehe das so" - "Warum Freiheit, Feminismus und Demokratie nicht verhandelbar sind"
2020, Christian Brandstätter Verlag Wien
167 Seiten
ISBN 978-3-7106-0485-0

Dr. Heide Schmidt beschreibt hier in fünf Kapiteln daß und wieso ihr das Engagement für Demokratie und demokratische Prozesse so wichtig ist. 

In einem starken Gemisch aus nüchternen Erklärung und doch starkem Engagement tritt sie für aktive demokratische Prozesse, offenen respektvollen Diskurs mit anders denkenden Menschen egal welchen Hintergrunds ein.
Sie geht auf ihre Zeit bei der FPÖ ein, beleuchtet die Arbeit gemeinsam mit Jörg Heider, dessen Weg zum BZÖ wird aber nicht genannt.

Sehr kritisch sieht sie die das Krisenmanagement durch den Virus in Österreich und vergleicht ihn mit Deutschland.

Sie tritt auch für gleiche Bezahlung gleichwertiger Arbeit von Männern und Frauen ein, und führt hier den Vergleich körperlicher Belastung von Schwerarbeitern und Pflegekräften an. Auch für sie sieht Frauenarbeit oft strukturell schlechter bezahlt, obwohl sie zugibt damit nicht konfrontiert gewesen zu sein. Mir fehlt der Bezug, daß Frauen aufgrund möglicher Schwangerschaft schlechtere Berufschancen haben.

Sie geht auch auf das Thema bedingungsloses Grundeinkommen ein, daß über dem Mindesteinkommen sein sollte, da sonst niemand mehr arbeiten geht.

Die Überlegungen sind sehr interessant und fordern Mitdenken heraus. Ich konnte das Buch nur seitenweise lesen - bei manchen Absätzen mußte ich länger verweilen um den Gedankengängen zu folgen.

In dem Buch fehlt mir ein kleiner Abschnitt über die Autorin, der sonst immer im kleinst-punkt-größe zu Lesen ist.

In Summe ein hochinteressantes Buch das Gedanken und Werte hinterfragt und zu aktiver Demokratie bzw zum Einfordern eines respektvollen Miteinanders in einer Demokratie aufruft. Fast ein Pflichtbuch in Zeiten von Corona und Beschränkungen !

Heide Schmidt, geb. Kollmann wurde am 27. November 1948 in Kempten im bayerischen Allgäu geboren. Als Kleinkind kam sie nach Wien, studiert hier Jus (Abschluß mit Dr juris ab) und später Wirtschaftswissenschaften. Sie arbeitete bei der Volksanwaltschaft, beim Österreichischen Rundfunk. Als Mitglied der FPÖ war sie im österreichische Parlament tätig. 1993 trat sie aus der FPÖ aus, und gründete gemeinsam mit vier anderen Abgeordneten das Liberale Forum. Das LIF war bis 1999 im österreichischen Parlament. Sie engagiert sich jetzt im sozialen und demokratie-politischen Bereich.

Freitag, 15. Januar 2021

Veit Heinichen : "Borderless"

 Veit Heinichen :
"Borderless" - Thriller
2020, Piper Verlag
458 Seiten
ISBN 978-3-492-31608-8

Xenia Ylenier Zannier ist eine eigenwillige Polizistin, Commissario, die in Grado versucht einer skrupellosen Politikerin endlich das Handwerk zu legen. Diese Politikerin ist mit ehemaligen Handlangern aus der yugoslawischen Zeit im Waffengeschäft, bereichert sich an Flüchtlingsdramen und Immobiliendeals. In Grado taucht auch ein deutscher hochrangiger - machtbesessener und intriganter - Beamter auf, der sich bereichert, und dessen Frau aus dem ehemaligen Bereich Yugoslawien stammte. Eine ehemalige DDR-Schwimmerin und jetzt Photographin taucht mit ihrem Freund, der aus Slowenien, ist, auf, und macht noch einiges mehr an Komplikationen, bevor Xenia endlich die Politikerin und ihren extremistischen Bruder, sowie einen lange gesuchten Verbrecher der ex-Yugoslawien-Zeit verhaften kann.

Die Personen des Buches sind sehr unterschiedlich, manchmal auch ambivalent gezeichnet.
Xenia ist eigenwillig, dünn-attraktiv, mit Kindheitstraumata und ehrgeizig, aber nicht immer sympathisch. Wichtig sind ihr Cousin-Bruder Floriano, der aufgrund der Machenschaften der Politikerin ums Leben kam, und Jordon S Becker, ein Journalist, der wie ein ex-68-er geschildert wird, und zäh an Politikern, die meinen sich alles richten zu können, dran bleibt.
Wichtig war ihr auch ein ehemaliger Vorgesetzter, der attraktive und unbestechliche Nicola Bonnani, der aus Rom versucht zu helfen, und mit dem sie eine schöne Zeit verband.
Als "Bösewichte" sind die Politikerin, deren Bruder, die Waffenschieber in Deutschland und ex-Yugoslawien, sowie deren Hanglanger geschildert.
Dann gibt es noch den charismatischen ehemaligen Broker und jetzt Gemüse- und sonstiges Händler Valerio Alfieri, der nicht ganz einschätzbar ist, aber zwischendurch doch hilft. Und Clarissa die als ehemalige DDR-Schwimmerin mit Atemtechnik grausliche Folter übersteht. Milos ist ihr Fahrer, und Freund der so lange zu ihr hält, wie er es aushält, um dann zurück nach Slowenien zu kehren.

Es gibt einige sehr grausliche und brutale Szenen, die im Krieg als Yugoslawien auseinanderfällt und Zivilbevölkerung schikaniert wird, sind. Die Art und Weise der Dialoge der machtgeilen Menschen untereinander, sind erschreckend und respektlos gegenüber vielen zwischenmenschlichen Werten.

Der Roman ist spannend erzählt. Manchmal ist es mühsam den Zeit- und Ortsprüngen innerhalb der Kapitel zu folgen, die bis zu 20 Jahre auseinander sind, und Italien, Deutschland, Salzburg und Slowenien. 

Der Widerwillen gegen Politiker wird nach diesen Buch nicht weniger. Viel Spaß beim Lesen und der Spannung folgen.