Samstag, 29. Juni 2013

Mary L. Longworth : "Mord in der Rue Dumas"

Mary L. Longworth :
"Mord in der Rue Dumas" - Ein Provence Krimi
original "Murder in the Rue Dumas"
2012, Penguin Books, New York
aus dem Amerikanischen von Helmut Ettinger
2013, Aufbau Taschenbuch Verlag GmbH & co KG
342 Seiten
ISBN 978-3-7466-2932-2


Dieser Kriminalroman erzählt eine vergnügliche Geschichte die viel in der Provence spielt, Ausflüge nach Italien macht und im Universitäts- und Stipendiatsmilieu spielt. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz, Essensgenuß noch weniger.

Untersuchungsrichter Antoine Verlaque, ein gutaussehender erfolgreicher Mann löst hier seinen zweiten Fall. Er wird gerufen um den Mord an einem Theologieprofessor in Aix-en-Provence aufzuklären. Dieser hatte genüßlich seine Macht ausgespielt als er seine Pensionierung zuerst angekündigt und dann widerrufen hatte, und als er die Anwärter auf das "Dumas"-Stipendium gegeneinander ausspielte. An Verdächtigen besteht bereits auf der Universität kein Mangel, als sich dann noch herausstellt, daß der ausgewiesene Gallé-Vasensammler auch eine Fälschung besessen hatte, wird das mögliche Täterfeld noch erweitert. Nach einem Kurzbesuch ins nahegelegene Italien werden Mord und Fälschungshintergrund aufgeklärt.

Die Geschichte ist schön geschrieben, und ist mit bißchen Muße schön zu genießen. Die Personenschilderungen sind vielfältig an Temperament, Interessen, Intellektualität, familiärem Background. Auf den Ebenen Liebe, Ehe, Beziehungen, Flirts sind auch alle vorhanden.

Die Orte der Handlung sind detailliert geschildert und gut vorstellbar. Auch die auftragen oder gekochten oder geplanten lukullischen Köstlichkeiten sind so plastisch, daß beim Lesen Gusto entstehen kann.

Die Welt der theologischen Fakultäten in 21. Jahrhundert, in Zeiten der Sparsamkeit, aber auch die geistigen Dispute zwischen den verschiedenen spirituellen 'Lagern' macht Vergnügen zu Verfolgen.

In Summe ein empfehlenswertes Buch, das ich mir als Geschenk in meinem Freundeskreis gut vorstellen kann.

Donnerstag, 27. Juni 2013

Howard L. Anderson : "Albert - Ein glorreiches Schnabeltier"

Howard L. Anderson :
"Albert - Ein glorreiches Schnabeltier"
Roman
original "Albert of Adelaide"
2012, Twelve, New York
aus dem Amerikanischen von Georg Deggerich
2013, Ullstein Buchverlage GmbH
260 Seiten
2 Seiten Vorwort und 1 Seite Mitwirkende
In den Buchinnenseiten Karte Australiens mit der Route von Albert
ISBN 978-3-550-08894-0

Als ich das Buchcover mit einer Zeichnung eines aufrecht sitzenden Schnabeltieres (Platypus) mit Hut und Flasche unter dem Arm sah, habe ich gedacht hier eine nette posierliche Geschichte lesen zu dürfen. Nett und posierlich ist der Roman nicht, sondern eine Geschichte von Tieren mit sehr menschlichem Verhalten, einigen Toten aber doch einem Sieg des "Guten".

Der Titelheld Albert ist aus dem Tiergarten in Adelaide ausgebrochen weil ihm das Leben dort, mit geplantem Essen, dummen Menschengesichtern und keiner Rückzugsmöglichkeit auf die Nerven ging. Leider hat er auf dem Weg ins "alte Australien" zu wenig Flüssigkeit in die Wüste mitgenommen. Jack, ein Wombat in Mantel, mit Pistole, Teeblättern und Sardinenbüchsen rettet ihn. In einem Schnapsladen in einer Stadt lernt Albert die beiden Bandicoots (Nasenbeutler, die Ratten ziemlich ähnlich sehen) Roger und Alvin kennen - zwei eher unverläßliche Zeitgenossen. Als Jack den Schnapsladen und irrtümlich die halbe Stadt niederbrennt, erklärt das Känguru, dem der Schnapsladen gehörte und der ausgewiesener Beuteltierfreund (also Schnabeltierfeind) ist, Albert zum Feind und läßt ihn steckbrieflich suchen. Albert und Jack trennen sich sicherheitshalber. Albert gerät in den Hinterhalt zweier Krimineller : des Possums Theodore und des Wallabys Bertram. Wallabys haben einen schlechten Ruf in Australien - auf Bertram trifft er zu. Albert wird von TJ gerettet. TJ ist ein kämpferischer, auf Sauberkeit bedachter Waschbär aus Chicago, der sich irrtümlich auf ein Schiff nach Australien gerettet hat. Daß er kämpfen kann, sichert ihm den Respekt der Dingos die sonst wenig Respekt vor anderen haben und Feinde auffressen. In einer Schlacht kämpfen der Schnapsladenbesitzer und die zwei Kriminellen mit Wallabys gegen Albert, TJ, Jack, die Dingos und Muldoon. Muldoon ist ein tasmanischer Teufel (was eh schon selten ist) und ein legendärer Kämpfer. Er ist ein ehemaliger Freund von Jack, der versucht hatte bei einem Kampf mit Feuer zu helfen und so sich und seinen Freund gefährdet und ziemlich verletzt hatte. Nach der Schlacht, bei der 'die guten' siegen, gibt es einige Tote zu betrauern, TJ sucht sich ein Schiff um wieder nach Chicago zu fahren und Albert sucht weiter das "alte Australien".

Die eher skurrile Geschichte ist gut zu lesen, bzw. lief bei mir als Zeichentrickfilm vor meinem geistigen Auge ab. Die Charaktäre sind tw. schön gezeichnet. Manche bleiben flach. Als Versuch kleine 'happy ends' zu schreiben sind in dem Roman wenn Jack und Muldoon an ihre frühere Freundschaft wieder anknüpfen, bzw. TJ nach einer ziemlichen Keilerei von seinen Freunden wieder geheilt wird. Auch Weichheit und Verrat haben Platz in den Beobachtungen.

Böse beobachtet ist wenn das Schild vor dem Schnapsladen beschrieben wird, in dem nur Beuteltiere Eintritt haben. Albert kann mit einem Trick hinein. Böse ist es auch wenn Albert entdeckt, daß die Kriminellen Possum & Wallaby das Wasser der Dingos vergiften und er als wasserliebendes Tier dieses nur abscheulich finden kann.

Es ist keine wirklich nette Geschichte, aber Menschen die Australien kennen und mögen durchaus zu empfehlen.

Samstag, 15. Juni 2013

Jordi Sierra i Fabra : "Tod in Havanna"

Jordi Sierra i Fabra :
"Tod in Havanna"
Distelkrimi
original "Cuba, la noche de la jinetera"
1996,
aus dem spanischen von Horst Rosenbauer
2000, Distel Verlag
270 Seiten
ISBN 3-923208-42-1

Der Journalist Daniel Ros wird nach Kuba geschickt, um die Story seines Kollegen und Freundes fertig zu schreiben. Dieser Freund Estanis war an einer Dosis Rauschgift gestorben, was bei seiner Umgebung Befremden auslöst. Daniel geht in Havanna auf die Suche nach einer Frau, von der er nur ein Photo und ein rotes Stückchen Unterwäsche gefunden hat. Daniel sieht viele attraktive kubanische Frauen, die versuchen mit Liebe aus dem Land zu kommen. Sie definieren sich als "Jinetera" - Sex ist Lebensfreude, Geld ist nett aber steht nicht an erster Stelle. Auch ihm geht die Nähe einer dieser schönen sinnlichen Frauen ziemlich unter die Haut.
Es ist Mitte der 90-jahre Jahre des 20. Jahrhunderts, und wieder versuchen viele Kubaner auf abenteuerlichen Instrumenten das Meer nach Miami zu ihren Familien zu erreichen. Die Armut auf der Insel ist vielen zu viel, was Flucht oder Attentatsversuche auf Castro nach sich zieht. Fast wird Daniel in so ein Attentat verwickelt.
Auf den letzten Seiten löst Daniel das Rätsel um das Rauschgift in seines Freundes Blut.

90-er Jahre des 20. Jahrhunderts heißt, daß Handy, Internet oder sonstige rasche Kommunikation noch nicht üblich sind. Daniel findet Nachrichten bei der Rezeption oder daheim im Barcelona auf dem Anrufbeantworter. Orientierung im Auto findet noch anhand von Straßenkarten statt.

Die Frauen sind als schön geschildert, Männer vorhanden aber deren Schilderung geht unter. Mir sind zuviele Sexszenen beschrieben.
Die Armut mancher Szenerien mit ausgemergelten, harten, brutalen Gestalten im Gegensatz zu den Hotellandschaften mit Pool, Drinks und anschmiegsamen jungen Frauen ist hart. Das Leben des Erotiktouristen mit seiner Dummheit und seinem abgeschottet-sein von der kargen Umgebung dürfte ziemlich den Punkt getroffen haben.

Die Geschichte geht leider in zuviel Erotik und wiederholtem Jinetera-erklären unter. Der Roman ist aber trotzdem unterhaltend, und mit seiner Art Kuba zu beschreiben auf diese Insel neugierig machend.

Jordi Sierra i Fabra wurde am 26. Juni 1947 in Barcelona geboren. Er ist ein spanischer Jugendbuchautor und Autor von Kriminalromanen und schreibt auf castillan und catalan.
Von 1972 bis 2006 hat er über 400 Bücher verfasst, wobei er mit 12 Jahren seinen ersten Roman veröffentlichte . Er hat viele Bücher für Kinder und Jugendliche veröffentlich und eine lange Liste an Romanen für Erwachsene. Für sein Engagement für Kinder- und Jugendliteratur hat er viele Preis erhalten. Im Jahr 2004 gründete er zur Nachwuchsförderung die Fundación Jordi Sierra i Fabra in Barcelona und die Fundación Taller de Letras Jordi Sierra i Fabra in Medellin (Kolumbien). Viele seiner Bücher wurden außer ins Deutsche auch ins Englische, Französische, Russische, Koreanische, Chinesische und in andere Sprachen übersetzt. Einzelne Werke wurden verfilmt oder für die Bühne bearbeitet.
auf deutsch gibt/gab es :

  • Ungebeten Gäste (Cambio de cerebro). Ravensburger Buchhandl. 1998.
  • Der letze Miwok-Indianer: (El último verano miwok). Signal 1989
  • Tod in Havanna (Cuba, la noche de la jinetera). Distel 2000
  • Gauditronix. Dressler 2009 ([978-3791519098]
  • 1970 hat er als Musikkommentator begonnen. Mittlerweiler ist er ist Gründer mehrerer Musikzeitschriften wie beispielsweise Disco Exprés, Extra, oder Súper Pop (ab 1977) und gilt als Experte für spanische Pop- und Rockmusik.