Sonntag, 26. Juni 2011

Hanns P. Karr & Walter Wehner : "Rattensommer"

Hanns P. Karr & Walter Wehner :
"Rattensommer" - ein Gonzo-Krimi
1995, Haffmans Verlag AG Zürich
229 Seiten
1 Seite 'was noch zu sagen ist'
ISBN 3-251-30055-5

Das Autorenteam, das lt. Internet die Geschichten im Caféhaus oder sonst einem Lokal sitzend spinnt, erzählt als zweiten Teil einer Ruhrpot-Tetralogie, wie Herr Gonschakow, Spitzname Gonzo, mit seiner Kamera an einem heißen Sommer mit der üblichen Auftragsflaute um Aufträge kämpft und in ein Geschäft mit mörderischen Pornoaufnahmen verwickelt wird.

Gonzo fährt durch die Stadt den Polizeifunk illegal abhörend um irgendwo als erster Kameramann Aufnahmen zu machen, und diese dann so rasch wie möglich an Fernsehsender zu verkaufen. Er nimmt alles auf : verendende Tiere, Feuerausbruch inklusive. Zwischendurch verhilft er als Kameramann zu eher lustlosen Pornostreifen. Die Tierschützer beschäftigen ihn zur Dokumentation ihrer Aktionen.
Parallel ist die Polizei damit beschäftigt junge tote entstellte Frauen aus dem Fluß zu fischen.
Sie zwingen Gonzo zur Mitarbeit.
Letztendlich fliegt die Zusammenarbeit des Pornohändlers mit einem Polizisten auf, die miteinander sadistische Pornos gedreht haben. Die Mädchen waren aus Polen eingeschmuggelt worden. Der Fahrer dieser Mädchen hatte sich in eines davon verliebt - als er entdeckt wozu sie mißbraucht und getötet worden war, tötet er den Pornomann und der Polizist überlebt das danach angezündete Flammenmeer mühsam.

In dem Buch ist permanent irgendwo Actiooon. Die Menschen kämpfen alle mühsam ums Überleben - die Angestellten an der Würstchenbüde, Gonzo selber gegen diverse Inkassobüros. Zum Drüberstreuen gibt es Leutchens die behaupten Hitlers Schreibmaschine zu horten oder Goebbels Reden in Überlautstärke hören.

Wer ein Buch mit Drive, Spannung und viel 'Action' lesen möchte ist hier sicher gut aufgehoben. Liebesgeschichte findet keine statt, eher Hormonelles.

Montag, 20. Juni 2011

Juan Madrid : "Nichts zu machen"

Juan Madrid :
"Nichts zu machen"
1986, Original 'Nada que hacer'
(Hinweis unter der letzten Zeile : Madrid, November 1983)
übersetzt von Hans-Joachim Hartstein
1990, Elster Verlag Moos & Moos Baden-Baden
191 Seiten
2 Seiten Nachwort von Dietmut Roether
ISBN 3-89151-090-X


Das Buch ist ein schwarzer, für mich negativer Roman, der mich in den Bann gezogen hat. Es hat zwar eine Art positives Ende, da die Rache gelungen ist, aber positiven Ausblick spürte ich beim Lesen nicht.

Der Kriminelle Silverio Roca ist ein gefragter Fahrer - bei Überfällen, Banküberfällen und auch für Transport gefährlicher Ware. Eigentlich  w a r   er es, denn er ist einem ehemaligen Mitsträfling und einflußreichem Chefkriminellem in eine Falle getappt und wurde dabei lebensgefährlich verletzt. Als er aus dem Krankenhaus und dann Gefängnis entlassen wird, entdeckt er daß die einzigen die ihm eine quasi-Familie gebildet hatten nämlich die Pensionswirtin Amparito und ihre Tochter Conchita (die sich an einflußreiche Männer verkaufte) nicht mehr am Leben sind (Amparito starb an Krebs, ihre Tochter wurde ermordet). Silverio macht sich an die Arbeit und beseitigt diejenigen die er an dem Tod der beiden für schuldig hält, bei denen es sich um eine ungute Mischung aus Bankmanagern und Kriminellen handelt.

Die Geschichte wird nicht linear erzählt, sondern der Autor springt in der Vergangenheit und der aktuellen Suche nach dem/n Verursacher/n des Leids von Conchita und ihrer Mutter hin und her.

Die handelnden Personen sind meist hilflos, überfordert, oft unglücklich - weder die gut situierten Bankmenschen noch die Kriminellen auf den verschiedenen Hierarchiestufen. Es geht für die einen nur ums Überleben, für die anderen um rücksichtslos ihre Macht durchzusetzen.
Das Ambiente sind meist zwielichtige Lokale, viel Alkohol, käufliche Damen oder Bankräume/eine Villa/Friedhof. Nirgends ist auch nur ein Hauch von Geborgenheit zu spüren.

Trotz der negativen Atmosphäre hat mich die Geschichte fasziniert  und ich wollte wissen, ob die Rache gelingt. Ob das Buch die Atmosphäre anfang/Mitte der 80-er der Post-franco-ära authentisch einfängt, kann ich nicht beurteilen, aber das Buch durchaus empfehlen.

Dienstag, 14. Juni 2011

Ruth Rybarski (Herausgeberin) : "Katze liebt Frau liebt Katze"

"Katze liebt Frau liebt Katze"
Literarische Streicheleinheiten aufgelesen von Ruth Rybarski
226 Seiten
4 Seiten Überblick über die Autorinnen
2011, Residenz Verlag

23 Erzählungen und ein Gedicht zum Thema Katze hat Frau Rybarski bei Schriftstellerinnen und Journalistinnen erfragt und geliefert bekommen. Die Geschichten sind unterschiedlich lange (oder kurz), humorvoll - liebevoll - skeptisch - skurril - abenteuerlich - spannend (manche auch überraschend fad).

Meine Lieblingsgeschichte ist von Emmy Werner (ja ! der ehemaligen Volkstheaterdirektorin), in der die Katze der Geschichte allergisch auf den Menschen wird.
Skurril und humorvoll ist die kurze Geschichte in der Silke Hassler beschreibt wie sie dabei ist sich in eine Katze zu verwandeln, sich für Katzenfutter zu interessieren und zum Eigenschutz mit der Geschichte aufhört.
Fast gespenstisch ist die Geschichte von Linda Stift, in der sie eine mechanische Katze schildert.

Weitere Geschichten die mir sehr gut gefallen haben sind von Luisa Francia, Julia Franck, und Susanne Scholl.

Die Geschichten sind tw. von der Liebe zu Katzen geschrieben, in denen ich das Gefühl hatte die Autorin hat sich mit dem Wesen der Katzen beschäftigt und von ihrer Grazie und Arroganz um den Finger winkeln lassen. Andere Geschichten sind sehr skurrill und schildern Katzenkämpfe oder Katzenwelten.

Auf dem Cover ist eine sehr nette Katze gezeichnet, deren Körper ein Herz ist. Das Vorwort ist für mich fast eine Liebeserkärung an 'die Katze'. Wer Katzenfan ist wird das Buch sicher genießen - miau ;-)

Das Inhaltsverzeichnis:
Ruth Rybarski : Vorwort
Ingrid Noll : Alles für die Katz
Kathrin Schmidt : Heisser Brei
Christine Haiden : Katz oder Maus ?
Luisa Francia : Die Zauberin
Silke Hassler : Eine Absage
Andrea Maria Dusl : Die Katze des Wahnsinns
Julia Franck : Die Schöne aus Siam im kalten Norden
Ruth Klüger : Cats
Anna Mitgutsch : Wahlverwandtschaften und Todfeindschaften
Andrea Grill : Max
Polly Adler : Bei Doctor Mouse
Mieze Medusa : Miu Miu Miau Miau
Jutta Winklemann und Gisela Getty : Unter dem Cherrybaum
Christine Kaufmann : Kat Zen
Julia Kospach : Der ruhige Genuss des Dekorativen
Lilo Wanders : Onken
Eva Menasse : Ich hasse Katzen
Elisabeth Reichart : Minos von Kreta
Susanne Scholl : Das Familienoberhaupt
Clarissa Stadler : Ivans Rache
Linda Stift : Mary
Emmy Werner : Katzenallergie
Erika Wimmer : Katzen, keine Jammer
Petra Hartlieb : Das Lächeln der Siegerin