Nagib Machfus :
"Karnak-Café"
original "Al Karnak in Kairo"
1974, American University in Cairo Press
Aus dem Arabischen von Doris Kilias
2009, Unionsverlag
114 Seiten + 2 Seiten Worterklärungen / Die Übersetzerin + 6 Seiten : Roger Allen : Das Bild einer aufgewühlten Welt
ISBN 978-3-293-00400-9
Der Erzähler geht in ein Café abseits der Hauptstraße und sieht am Eingang, am Kassenplatz, eine wunderschöne Frau, in der er eine ehemalige Tänzerin Kurunfula entdeckt. Sie führt jetzt das Café, und einige ehemalige Verehrer arbeiten jetzt ebenfalls dort.Regelmäßige Besucher sind vier junge Studenten, 3 junge Männer und eine junge Frau; einer der jungen Männer, Hilmi Hamada, wird der Freund von Kurunfula, was sie strahlen läßt. Zwischen der jungen Frau und einem der jungen Männer beginnt sich eine Romanze anzubahnen, als Polizeirepresalien zuschlagen. Insgesamt drei mal werden dei jungen Leute verhaftet; nach dem dritten Mal kommen nur drei zurück und etwas ist in ihnen zerbrochen. Auch für die anderen Menschen hat sich das Leben nach dem Sechs-Tage-Krieg (1967) einiges geändert; einige träumen der Revolution von 1952 nach, andere sprechen gar nicht mehr über Politik.
Ismail Asch-Scheich, einer der jungen Studenten, ist aus armer Familie und darf studieren. Bei dem ersten Gefängnisaufenthalt wird ihm ein Naheverhältnis zur muslemischen Bruderschaft vorgeworfen, bei dem zweiten daß er Kommunist sei, beim dritten wird seine Vertrautheit mit Zainab zerstört und er sieht den zerstörten Hilmi.
Mir bleibt bei ihm seine Einsamkeit am Schluß, eigentlich Orientierungslosigkeit im Gedächtnis
Zainab Dijab, ist das die junge Frau, die seit ihrer Jugend mit Ismail befreundet und vertraut ist. Auch sie studiert. Wie Ismail werden ihr unterschiedliche politische Gruppenzugehörigkeiten angedichtet, und am Schluß ihr die Würde als Frau genommen.
Mir bleibt ihre Wut am Schluß am meisten im Gedächtnis.
Chalid Safwan, kommt erst am Schluß ins Café. Er ist der Chef der Polizei im Gefängnis und damit der Albtraum der Jugendlichen gewesen. Mit freundlichen Sätzen schafft er es, daß ihm eine zweite Chance gegeben wird und er in die Gemeinschaft der Cafébesucher aufgenommen wird.
In diesen vier Kapiteln erzählt der Autor wie Hoffnung und Engagement zerstört werden, und sich die Menschen ändern und anpassen müssen.
Sympathisch ist mir Kurunfula, die immer noch an die Liebe glaubt und für die Altersgrenzen nicht vorhanden sind. Wie der Autor sie beschrieben hat, mir ihrem Charme und Ausstrahlung ist faszinierend.
Der Autor hat mich mit seinen Menschenschilderungen wieder in den Bann gezogen; ein wunderbares, aber auch verstörendes kleines feines Buch.
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