Dienstag, 21. Januar 2014

Jacqueline Gillespie : "Schade um die Lebenden"

Jacqueline Gillespie :
"Schade um die Lebenden" - Ein Schneeberg-Krimi
2013, Haymon-Verlag, Innsbruck-Wien
182 Seiten
4 Seiten Glossar mit umgangssprachlichen Ausdrücken
ISBN 978-3-85218-918-5

Der Kriminalroman am Schneeberg erzählt eine etwas krude Geschichte mit zwei Morden, einem Unfall, drei Kriminalbeamten aus der Sicht von zwei Erzählperspektiven.

Charlotte von Schwarz, 'die Schallott', wird nach einem Fest ermordet aufgefunden. Mögliche Täter sind die Familie oder ein ortsbekannter Besoffener, der die Gastgeberin zu einer Ohrfeige provoziert hatte. Sie war aus Deutschland als zweite Gattin mit Herrn von Schwarz gekommen, und hatte sich nie wirklich wohl gefühlt - trotz des gemeinsamen Sohnes, der ein genialer junger Violinist ist. Die Söhne aus der ersten Ehe sind unterschiedlichst - der eine ein Berg-& Natur-Fan, der andere der von der großen Politik träumt. Erst nach dem zweiten Mord und dem Unfall ist klar, wer den Mord warum begangen hatte.

Den Krimi erzählen eine ältere Frau aus Nieselbach, Frau Apollonia, aus Ich-Sicht mit ihren niederösterreischen Satzsstellungen und ostösterreichischen Dialekt-Vokabeln. Sie schaut sich die menschliche Seite an und denkt über deren Verhalten nach.
Auf der anderen Seite stehen Polizeijurist Dr. Patrick Sandor (er hat seinen Zweitwohnsitz in Neiselbach), Kriminalinspektor Müller (vornamenslos) und der Revierinspektor Simon Singer. Hier ist die klassische Krimibetrachtung, in der aus der Außensicht und in Schriftdeutsch beschrieben wird.

Nieselbach ist der fiktive Ort der Handlung. Kirche, Pfarrer, Gasthaus, Bauern, Wiener Gäste etc - alles ist vorhanden. Das soziale Leben wird genauer geschildert; wer mit wem redet oder gemeinsam trinkt ist wichtig. Zur Erzählerin kommen die diversen Menschen in ihren Nöten um einfach reden zu dürfen. Die Liebesgeschichte zwischen dem Kriminalinspektor Müller und seiner Lisi findet Platz, genauso wie der Wunsch geliebt zu werden von Thesi, einem unglücklich agierenden leider unhübschen sechszehnjährigen Mädchen des Dorfes, das noch dazu immer mit ihrer Mutter im Krach ist.

Der Titel wird im letzten Satz genannt, da die Lebenden mit den Scherben aus den Morden umzugehen haben.

Die Geschichte ist gut; leider berührt mich keine der Personen. Wer einen Krimi sucht, der in naßkalten Bergen und doch Sommerhitze spielt, ist bei diesem Roman sicher gut aufgehoben.

Jacqueline Gillespie wurde 1958 als Tochter einer Wienerin und eines Schotten in Wien geboren. Sie studierte Romanistik (Mag.Dr.phil) und war etliche Jahre im Managementbereich tätig. Sie absolvierte die Ausbildung zur Reittrainerin an der Wiener Neustädter Militärakademie. Seit 2001 schreibt sie hauptberuflich. 2004 erschien "Nimm dir was du willst" (Verlag Pro Mente), 2006 "Alles was Recht ist" ( Edition Innsalz) ihr zweiter Kriminalroman. "Schade um die Lebenden" ist ihr dritter Kriminalroman. Sie lebt in Miesenbach/Bezirk Wiener Neustadt in Niederösterereich .

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