Dienstag, 6. August 2013

Patricia Melo : "Leichenraub"

Patricia Melo :
"Leichenraub"
Original: "Ladrão de Caváderes"
2010, Editora Rocco
aus dem Brasilianischen von Barbara Mesquita
2012, Tropen bei Klett-Cotta
   Seiten
ISBN: 978-3-608-50118-6

Auf dem Cover dieses Buches steht Tropenthriller. Der Roman erzählt die Geschichte eines Mannes dem Drogen in die Hände fallen.

Der Erzähler, ein ehemaliger Unternehmer der Call-Center führte und die Leute dort schulte, mußte wegen einer Ohrfeige und darauf folgenden Selbstmord die Hauptstadt Sao Paolo verlassen. Jetzt lebt er mit der Polizistin Sulamita in Corumbá, einer kleiner Stadt nahe Bolivien und Paraguay. Er findet ein Flugzeug, einen sterbenden Piloten und Drogen. Die Drogen verkauft er heimlich. Bei der reichen Familie des Piloten findet er durch Zufall Arbeit. Durch die Zusammenarbeit mit einem Freund beginnt sich die Spirale zu drehen und es ist spannend zu lesen wie er, die ich-Person, aus dem Schlammassel findet.

Der Ich-Erzähler ist ein normaler egoistischer Zeitgenosse. Er hat zwar schlechtes Gewissen, aber daraus leitet er kein besseres Handeln ab, sondern sieht zu wie sich alles entwickelt. Erst als ihm die Pistole angesetzt wird, überlegt er wie was wer wie lösen kann. Nebenbei betrügt er seine Freundin mit der Freundin seinen Cousins, was ihm zwischendurch leid tut. Das einzig Nette das er tut, ist daß er sich um die alte Indio-mutter seines Freundes kümmert.

Seine Freundin Sulamita arbeitet zuerst bei der Polizei, dann auf der Gerichtsmedizin. Als er ihr endlich seine Probleme gesteht, entwickelt sie Plan B und zieht ihn durch. Sie träumt von Liebe, Familie, eigener Landwirtschaft und wird als konsequenter Mensch geschildert, dem Werte und Illusionen vor den Augen zerfallen. Ihr Wendepunkt ist als sie merkt, daß Polizistenkollegen die sie für integer gehalten hatte, genauso korrupt sind wie andere auch.

Die reiche Familie des Piloten wird als beruflicher Vater, emotionale liebevolle und daher todtraurige Mutter und einige Angestellte geschildert. Der Vater wirft ihn am Schluß hinaus - ob er Komplott und Betrug durchschaut hat ?

Eigen sind der Drogenmann den der Erzähler später kennen lernt und die Art wie zwischen Bolivien und spanisch-portugiesisch nicht verstanden wird. Macht ist wichtig, aber auch Nicht-Kommunikation.

Der Erzählstil ist eher in kurzen Sätzen. Es kommt selten Stimmung bei den Beschreibungen auf - und wenn dann sind es abgeblätterte Wände, dreckige Straßen, Alkoholiker und freundlose Beobachtungen. Es ist schwer in dieser Umgebung Hoffnung zu finden.

In Summe ein Buch das Eindruck macht und die Frage themasisiert wie leicht es ist vom korrekten Weg abzukommen. Ein empfehlenswertes Buch.

Patricia Melo ist am 2. Oktober 1962 in Sao Paolo auf die Welt gekommen. 1996 ist ihr erstes Buch erschienen. Mittlerweile wurden 11 Bücher von ihr veröffentlicht. Ihre Themen sind Politik, meist gemischt mit Kriminalität.

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