Montag, 20. Februar 2012

Jô Soares : "Sherlock Holmes in Rio"

Jô Soares :
"Sherlock Holmes in Rio"
1995, Companhia das Letras, Sao Paulo
"O Xangô de Baker Street"
Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Karin von Schweder-Schreiner
1997, Insel Verlag
307 Seite
auf den U2 und U3 ein alter Stadtplan von Rio
sorry - in der alten Ausgabe (hardcover, rot) fand ich nirgends eine ISBN
(aber aus dem Internet fand ich: ISBN-10: 3458168400 ; ISBN-13: 978-3458168409)

Der humorvolle, und leicht respektlose Kriminalroman ist gut zu lesen und macht Spaß.

Der Geliebten des Königs wird eines seiner Geschenke gestohlen - eine Stradivari. Junge Frauen werden ermordet - es ist kein Schema bei den Frauen zu erkennen. Sarah Bernhardt, die große Umschwärmte + Bewunderte, gastiert in Rio und empfiehlt den größten Detektiv, der ihr einmal geholfen hat, zu Hilfe zu rufen. Sherlock Holmes und Dr. Watson kommen wirklich.
Kommissar Mello Pimenta freut sich über die Unterstützung. Leider werden noch 2 Frauen ermordet, aber die verschwundene Geige taucht - allerdings ohne Saiten - wieder auf. Da je eine Saite in den ermordeten Frauen gesteckt war, schließen alle, daß der Serienkiller damit seinen persönlichen Zweck erfüllt hat und nicht mehr morden wird. Die gefeierte Schauspielerin und die beiden Briten fahren wieder nach Europa.

Der Begriff des Serienkiller wird diesmal von Holmes geprägt, der sein portugiesische vor Ort testet. Alle sind fasziniert. Witzigerweise sind seine - uns durch Doyle - gewohnten Schlußfolgerungen jedesmal grottesk falsch, und auch sonst ist der berühmte Detektiv eher als Mensch der die Schönheit v.a. einer Frau entdeckt und v.a. Cannabis zu schätzen lernt gezeichnet. Er läuft in weißem Anzug herum und befremdet damit alle Brasilianer, die lieber in europäisch zu warmer Kleidung schwitzen.

Watson hat noch weniger als sonst zu lachen - aber : ihm wird die Erfindung des Caipirinha in die Schuhe geschoben, da er tw. wie ein Hirt angezogen ist, um die brasilianischen Temperaturen besser zu ertragen.

Mit viel Witz ist beschrieben, wie sich Kaiser, Hofstaat, die schleimenden Hofschratzen benehmen - Gegenpol sind einige Bohemiens wie die Operetten schreibende und rauchende Chinqhinha, der Buchhändler Miguel Solera de Lara und paar andere Marques von verschiedenen Intelligenzgraden und passenden oder eben nicht passenden Bemerkungen.
Eine andere Welt ist die der schwarzen Sklaven, die als Sache gehandhabt werden, sich aber tw. ihre eigene Sprache und Magie bewahrt haben. Sie haben das Gespür für den Serienkiller, nehmen das Bösartige wahr und lenken Holmes auch auf die richtige Spur - wo sie dann versandet.

Ich habe den Krimi als Entspannung zwischen einem anspruchsvollen, aber großartigen Buch gelesen und mich sehr gut dabei unterhalten und entspannt. Wer kein bierernster Sherlock-Holmes-Fan ist und ihm seine Amour in Brasilien zu gönnen bereit ist, wird den Roman hoffentlich genießen. Wer einen who-dunn-it-Krimi sucht, kann auch hier mitraten wer der Mörder ist - die Lösung ist beschrieben.
Viel Lesevergnügen im rauschhaften Rio.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen