Mittwoch, 13. Februar 2019

Sara Paretsky : "Kritische Masse"

Sara Paretsky :
"Kritische Masse"
original "Critical Mass"
2013,
übersetzt von Else Laudan und B. Szelinski
herausgegeben von Else Laudan
2018, Argument Verlag mit Ariadne
Lesebändchen
526 Seiten + 4 Seiten der Autorin
ISBN 978-3-86754-236-4

In diesem spannenden Kriminalroman wird sprunghaft die Gegenwart Chicagos mit Umland, mit Forschung einer genialen aber jüdischen Frau in Wien, Flucht ihrer Familie, und dann Machtgebahren in den 50-Jahren großartig gemischt.
Chronologisch geht es um Martina Saginor, und eine geniale Erfindung in Wien. Sie hatte allerdings im Gegensatz zu den Männern im und nach dem zweiten Weltkrieg in den USA keine Chance. Ihr ebenfalls begabter Urenkel begibt sich auf die Suche, Detektiv Warshawski soll seine drogensüchtige Mutter finden, ein mächtiger Wirtschaftsmann schickt seine starken Männer aus, es gibt einige mehr oder minder brutale Scharmützel und am Schluß Klarheiten.

Das Buch wird meist aus der Sicht von V(ictoria) I(phigenia) Warshawski in Ich-form erzählt. Die 'Action' ist vergnüglich, der ältere Nachbar sehr nett, der Cello spielende Freund auf Tournee, während sie im Dreck wühlt, Bibliotheken besucht, die Tochter des Wirtschaftsmannes informiert, einer Forscherfamilie auf die Zehen steigt und ihrer guten Freundin, einer Ärztin, Informationen beschafft. Besuche von Polizei, Security und Übergriffe des Heimatschutzes machen ungutes Kribbeln, wobei wenigstens bei der Polizei paar 'Gute' dabei sind.
Einige Kapitel beschreiben das Leben von Frau Sanginor - wenn sie als Kind zum ersten Mal die Farben durch Lichtbrechung sieht, wie sie sich später zurückhält und eisern beherrscht um nicht anzuecken, bis zum für sie großen Glück in die Sterne (auch nur Licht) sehen zu können.

Spannend sind die zwei Hintergründe in diesem Buch:
Auf der menschlichen Seite ist dies eine jüdische Wissenschaftlerin in Wien - Frau Marietta Blau - , die immer schlecht bezahlt ihre Neugier zur Forschung weitertrieb, deren fundamentale Erkenntnis in der Physik aber nie zu ihren Lebzeiten anerkannt wurde. Sie hat die Autorin zu Figur der Frau Saginor inspiriert.
Institutionell ist es die Forschung nach der Atombombe die offenbar in vielen Ländern gleichzeitig lief, in der die USA die männlichen Wissenschaftler versammelte egal welcher Geisteshaltung, um den wissenschaftlichen Erfolg zu erringen.
Es wird in dem Buch einiges an wissenschaftlichem Wissen für die Atombombe, und später Energie zusammengetragen.

Es wimmelt zwar von Namen und Familiengenerationen, aber ich tat mir nicht einmal schwer damit zu merken wer zu wem wie und warum gehört.
Die Menschenbeschreibungen haben mir sehr gut gefallen: es ist das Querbeet aus allen Generationen, mit Temperamenten von pragmatisch-sachlich bis emotional-ausfallen, vielen hochgehaltenen Werten bis komplettem Wertezusammenbruch.

Ich habe das Buch sehr genossen, da es spannend, emotional und voll mit Wissen ist. Viel Freude beim Lesen !



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