Montag, 13. Juni 2016

Almudena Grandes : "Sieben Frauen"

Almudena Grandes :
"Sieben Frauen" - Stadtgeschichten
original "Modelos de mujer"
1996, Tusquetes Editores, Barcelona
aus dem Spanischen von Wanda S. Wild
1997, Scherz Verlag Bern - München - Wien / Fretz & Wasmuth
184 Seiten + 8 Seiten Nachwort (Erinnerungen eines Zigeunermädchens)
ISBN - keine im Buch abgedruckt

Sieben Geschichten über Frauen, über Töchter und Mütter, über Liebe und Leben sind in stringenten Bildern und immer aus der Ich-Form der Erzählerin geschildert. Das Ich ist unterschiedlich : mal unterdrückte Tochter, dann regierende Mutter, hungernde Liebende, gescheiterte Mutter ..

Die gute Tochter (1995) ist die jüngste am wenigsten geliebte Tochter Berta einer Familie. Um sie hatte sich ein warmherziges Kindermädchen gekümmert. Erwachsen wird ihr die Aufgabe sich um die demente unangenehme Mutter aufgetragen, die sie tyrannisiert, bis sie - sie liebt Mathematik - ganz logisch ihre Aktionen zur Befreiung plant und durchzieht.
Zwei Frauen (1995) sind die rundliche Dolmetscherin Lola fürs Russische sowie Englische und das bildschöne Mannequin Eva, das mit einem bekannten russischem Regisseur einen Film drehen soll. Daß der Regisseur für die rundliche Dolmetscherin entflammt, kann das schöne junge Modell gar nicht verstehen.
Balkongespräche (1994) schildert wie eine Liebesgeschichte seid der Kindheit erst langsam und spät über Balkon-Pantomime ins Laufen kommt.
Mutterliebe (1994) ist fast beängstigend, wie eine besitzergreifende Mutter ihre hübsche Tochter Marianne, die das Leben etwas genießen will, durch einen Unfall wieder unter ihre Kuratel bekommt, und auch einen braven Ehemann erzwingt; alles ohne einen Hauch von schlechtem Gewissen.
Barbara und der Tod (1991)  ein Mädchen das einen Regenwurm mit Brombeermarmelade ißt.
Malena, ein Leben auf Sparflamme (1990) - indem die Hauptperson lange auf Essen verzichtet, lernt sie über Schauen - Riechen - Fühlen die Sinnlichkeit des Essens anders aufzunehmen. Die Gedanken an ihre Jugendliebe lassen sie durchhalten, bis sie merkt, daß sie zwar blendend aussieht, aber der Vergötterte keiner ihrer Erwartungen entspricht. Zuerst überlegt sie noch Suizid, sie findet jedoch einen lebensbejahendere Antwort.
Blinde Augen (1989) räumt etwas mit Geschichte auf. Ausgehend von zwei verwirrt wirkenden Frauen im Irrenhaus werden die Gräueltaten der ersten Jahre unter Franco mit Denunzianten und Vergewaltigungen aufgeräumt. Hilfreich ist ein Geist, den nur diese beiden sehen können. Migue (Miguela) schafft es in unbeobachteten Momenten aus ihrem Down Syndrom durch ihre Erinnerung an ihre Liebe Orcencio vor der Franco-zeit, und Queti (Maria Enriqueta) die nach dem Tod ihres Lieblingssohnes Rafa gekippt war, helfen einander. Die herumschusselnde Krankenschwester ist Gregoria, die nicht nur der Direktorin des Haues den Nerv zieht. Die Geschichte kommt ins Laufen, als bei Gartenarbeiten Gebeine gefunden werden, Freund und Feind vereint, was nicht überall gut ankommt.

Nachwort : Erinnerungen eines Zigeunermädchens - hier erzählt die Autorin, daß ihre ersten Märchen immer eine Geschichte über ein Mädchen war, daß von Zigeuern im Zirkus mitgenommen wurde, aber später zur Mutter zurückkam. Hier reflektiert sie über die einzelnen Geschichten.

Die Orte sind meist eher skizziert. Wichtig sind die Menschen mit ihren Handlungen und Beweggründen. Manche Begründungen sind sehr eigen, manche einfach nur menschlich.

Obwohl mir Erzählungen oft einfach zu kurz sind um mich einzulesen, haben mich diese Geschichten sehr angesprochen und durch ihre Dichte, und schönen Metaphern ins Geschehen hineingezogen.
Die Frauen sind sehr gut vorstellbar. Ich hatte beim Lesen das Gefühl ich würde sie durch die Geschichten in die Szenerien - wie eine Freundin - begleiten; auch die nicht so liebenswerten Gestalten.

Viel Freude beim Lesen !!

Almudena Grandes Hernández wurde am 7. Mai 1960 in Madrid geboren. Sie studierte Geographie und Geschichte und arbeitet als freie Verlagsmitarbeiterin. 1989 erschien ihr ersten Roman 'Lulú' in Spanien, der sofort Auszeichnungen erhielt. (Lulú. Die Geschichte einer Frau. Aus dem Spanischen übersetzt von Christiane Rasche. Galgenberg, Hamburg 1990); diese Buch wurde verfilmt. Der zweite Roman der Bestsseller wurde ist 'Malena es un nombre de tango' eschien 1994 (Malena. Aus dem Spanischen übersetzt von Christian Rasche und Wanda S. Wild. Goldmann, München 1996). Weitere schöne Roman erschienen, in denen sie sich auch mit dem Franco-Regime, dem Exil vieler Spanier in Frankreich widmet - vor allem 'El corazón helado' 2007 (Das gefrorene Herz. Aus dem Spanischen übersetzt von Roberto de Hollanda. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2009), über das viel diskutiert wurde.

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