Dienstag, 12. November 2013

Fernando Vallejo : "Die Madonna der Mörder"

Fernando Vallejo :
"Die Madonna der Mörder"
original "La Virgen de los Sicarios"
1994, Verlag Santilla, Santafé de Bogotá
aus dem kolumbianischen Spanisch von Klaus Laabs
2000, Paul Zsolnay Verlag Wien
161 Seiten
ISBN 3-552-04988-6

Ein älterer Herr, ein Grammatikprofessor, erlebt eine Liebe mit ein jungen schönen Mann mit grünen Augen. Alexis ist Mörder, er kommt aus einer der vielen Mörderbanden in Medellín und kann nichts anderes als punktgenau schießen. Der ältere Herr - Fernando - schildert seine Liebe zu dem Jungen, die Banden in Medellín, die Drogenkriege, das erschießen Pablo Escobars, das Bereichern mancher katholischer Herren damit sie nach Rom kommen dürfen, und immer wieder Gewalt bei der es einfach nur ums Behaupten geht. Die Gewalt trifft alle : Taxifahrer die zu laut Musik hören, Taxifahrer die leider etwas gesehen haben, faule Serviererinnen, Schwangere die zufällig auf der Straße sind etc. Als Alexis erschossen wird, bringt er in noch rasch in ein Krankenhaus und vergräbt sich dann. Später trifft er Wilmar, auch ein schöner Junge mit grünen Augen, der Mörder ist. Ihm wird offenbart, daß er Alexis umgebracht hat. Er kann den Grund akzeptieren und möchte raus aus der Stadt - gemeinsam mit Wilmar. Leider ist eine Kugel rascher und trifft den jungen Mann. Jetzt geht er alleine aus der Stadt.

Das Buch ist in Ich-form aus der Sicht des älteren Herrn, dem die Musik zu laut, die Fernsehserien zu dumm, die Polizisten zu bestechlich und die katholischen Kirchenmänner zu raffgierig und zu wenig menschlich sind. Die Kirchen sind das einzig beständige. Dorthin geht er alleine oder gemeinsam. Manche Kirchen liebt er weil dort 'sein' Gott ist, andere sind so leblos, daß er 'seinen' Gott dort nicht vermutet.

Die Gewalt, die Drogenkriegen, die Bandenkriege, Beobachtungen über Viertel in Medellín die man besser nicht betritt werden klar, sachlich und ohne moralische Bewertung geschrieben. Kühl werden Gemetzel zwischen Banden vor Kirchen erzählt - inklusive Kollateralschaden, denn die Menschen die es zufällig auch erlegt, zählen nicht.
Für die Jungen, die Mörder, sind nur Markenwaren wie Jeans, Schuhe, Leiberln, Stereoanlage und Riesenfernseher wichtig; und Kühlschränke - die amerikanischen die Eis machen können.

Die Metaphern bringen mitunter zum Schmunzeln, wenn er z.B. einen lauten Fernseher tollwütig nennt.

Mich hat das Buch fasziniert. Ich habe dann wieder einiges über die Zeit der 90-er Jahr in Kolumbien nachgelesen. Der Stil ging mir unter die Haut. Ich kann den Roman nur empfehlen.

Fernando Vallejo wurde am 24. Oktober 1942 in Antioquia, einem Teilbezirk von Medellín geboren. Er studierte Biologie. Nachdem er einen Film über die Gewalt in Kolumbien in Mexico gedreht hatte, zog er 1971 wegen Schwierigkeiten in Kolumbien nach Mexico. 2007 wurde er mexikanischer Staatsbürger. Er hat Biographien geschrieben, Romane, über Grammatik und diverse hochdotierte renommierte Preise erhalten. Und er ist Filmemacher.

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