Freitag, 8. Juni 2012

Francisco González Ledesma : "Die Rache der Träumerin"

Francisco González Ledesma :
"Die Rache der Träumerin"
Kriminalroman
1986, original "La Dama de Cachamira"
Aus dem Spanischen von Sabine Giersberg
2012, Lübbe Ehrenwirth, Bastei Lübbe GmbH & Co KG
293 Seiten
ISBN 978-3-431-03850-7

Der Kriminalroman ist ein starker, dichter, eigentlich tieftrauriger Roman in dem Inspector Méndez durch die eher armseligen Viertel in Barcelona streift und den von der Presse sogenannten "Rollstuhlmörder" findet.

Paquito wird ermordet gefunden. Ein Rubinring, der nicht mehr abstreifbar war, führt zu seinem Freund Abel. Die Witwe Esther lebt in einem geordneten, aber armseligen Umfeld. Sie wird von einer Freundin besucht, die ihr von den Reisen spendiert von ihrem reichen aber unsichtbaren Liebhaber erzählt.
In einem alten charismatischen Haus mit Marmorkamin und Spiegel, das kurz vor dem Abriß steht, weil Spekulanten auf dem Terrain neues bauen wollen, gibt es noch Rest einer Familie. Die alten Besitzer haben längst den Bescheid zum wegsiedeln erhalten, versuchen aber so lange wie möglich zu bleiben. Die noch lebende Tochter Elvira der ehemaligen Schneiderin Ros wird Schikanen ausgesetzt, damit die Baulöwen um Ricardo rascher starten können.
Inspektor Méndez, hat ziemliche Fußschmerzen und in seinem Kommissariat wird gewünscht, daß er endlich seinen Dienst aufgibt. Er tingelt weiter durch die Lokale, trinkt mehr schlechten als guten Cognac, manchmal Anis und hört sich die kleinen und kleineren Probleme der Prostituierten, Freier, Wirtsleute und Kleinkriminellen an. Er stoßt hier auf den Namen einer Frau namens Tere.
Nach mehreren falschen Ideen findet den Rollstuhlfahrer, der die Morde begangen hatte, - es macht ihn aber nicht glücklich.

Das Buch hat eine kraftvolle Traurigkeit, die abgelebten Häuser, Lokale, Pensionen, Puffs, Wirtschaften, Wohnungen, Wohnhöhlen mit Wäschestricks mit ausrangierter löchriger Kleidung, Untergewand aus besseren Zeiten und andere Versatzstücke aus etwas besserem Leben.
Die Welt der Menschen die durch neue Immobilien reicher werden möchte und die deren Welt zehn Jahr nach Francos Tod noch mehr ins Elend abrutschen triftet noch mehr auseinander.

Deftige Sinnlichkeit ist ein weiteres starkes Element in dem Buch. Etwas skurril finde ich die Unterhaltung von zwei Polizisten über die Hinterfront von Kollegen. Homosexualität wird erst ein Thema - und ist zu dieser Zeit noch ein Grund, daß beide Männer festgenommen werden. Frauen werden oft sehr körperlich beschrieben - wobei gerade der Po oft sehr detailliert geschildert wird. Daß brutale Sexualität einer der Schlüssel zu den Morden ist, ist ein Detail. Das Leben der Prostituierten mit zahlenden / nicht zahlenden, freundlichen /brutalen Freiern wird immer wieder skizziert.

Ich empfand das Buch als dicht und stark geschrieben, die Menschen und Umgebung sind zwar düster aber vorstellbar geschildert. Leider gibt es kein positives Ende im Sinne von 'happy end'. Das Buch hat mich in den Sog hineingezogen, ich kann diesen spannenden Kriminalroman nur weiterempfehlen.



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