Sonntag, 22. April 2012

Bettina Isabel Rocha : "Buenos Aires, mi amor"

Bettina Isabel Rocha :
"Buenos Aires, mi amor"
2011 Verlag Krug & Schadenberg, Berlin
Originalausgabe
336 Seiten
ISBN 978-3-930041-77-0

Der kraftvolle Roman mit einem dunkelroten Cover erzählt eine schöne starke Geschichte in der die Argentinierin Elena auf den Kanarischen Inseln dem - auch künstlerischen - Schicksal ihrer Tante Marí nachgeht.

Lt. Internetrecherche ist "Buenos Aires, mi amor" quasi Teil zwei einer Geschichte, deren erster Teil großteils auf den Kanarischen Inseln spielen dürfte (und den ich nicht gelesen habe).

Die zweiundvierzige Elena kommt nach Suche nach Gemälden und Lebensgeschichte ihrer Tante Marí auf Gran Canaria wieder nach Buenos Aires zurück. Hier geht ihre langjährige Beziehung mit Charidad, einer Künstlerin, in die Brüche - sie hat endlich ihren Ausdruck gefunden, um die Greueltaten der argentinischen Junta an ihrer Schwester zu verarbeiten und sich frei zuspielen.
Elena wäre nun frei für ihre Liebe zu Ines - einer Deutschen mit spanischen Wurzeln, die sie sehr bei der Suche nach Spuren der künstlerischen Tante unterstützt hat.
Esperanza, eine energische Galeristin auf  Gran Canaria, findet eine Spur dieser Künstlerin, die nach Buenos Aires führt. Wie die Kunstlandschaft in Buenos Aires geschildert wird, macht Spaß zu lesen.
Schließlich finden die Frauen heraus, daß Tante Marí eine Frau geliebt hatte, die mit einem homosexuellen Mann verheiratet war - beide hatten ihren (traurigerweise notwendigen) Deal daß der Schein für die Karriere und die v.a. die Gesellschaft gewahrt würde. Ein Erpresser hatte Marí gezwungen ihre Bilder abzutreten, die er als seine verkaufte. Unter dem Druck wechselte ihr Stil von farbenfrohen, fröhlichen Gemälden, zu dunkeln und düsteren, die nicht schlecht bis gar nicht verkaufbar waren.
Parallel zu der eher unglücklich verlaufenden Liebe zwischen Tante und verheirateter Frau des Diplomaten, trauen sich Elena und Ines mit Hindernissen ihrer Liebe zu trauen.

Der Roman ist auf deutsch geschrieben, hat aber jede Menge argentinischer/kastillanischer Floskeln, die sogleich übersetzt werden, im Text.

Obwohl es um viel Liebe (erfüllt oder unerfüllt, einfach oder kompliziert) geht, sind die Geschichten der Liebe mit viel Energie und erfreulicherweise ohne Kitsch erzählt. Die Erotikszenen zwischen den Frauen sind mit viel Drive geschrieben

Die Frauen, die Menschen, die Figuren stehen ziemlich lebendig vor mir. Alle haben schöne Kanten. Männer steigen als Figuren eher schlecht aus - als weich, als Erpresser, als un-kreativ. Die Szenerien wie einzelne Viertel der Stadt Buenos Aires sind mit viel Charisma geschildert, der Ausflug nach Montevideo lädt ein ihn nachzuvollziehen und die Beschreibungen des Deltas mit Fischerbooten gefiel mir sehr gut.

Daß die Verbrechen der Junta weder aufgeklärt noch gesühnt wurden, ist großes Thema. Aber auch der Seitenzweig indem die spanischen Eltern von Ines die Zeit von Franco nicht aufarbeiten können oder wollen, ist angerissen.
Die Nachbeben der Wirtschaftskrise 2001 in Argentinien werden beschrieben, mit dem Elend derer die damals viel verloren hatten, neben denen die niemals etwas besaßen - keinem von beiden wird viel Chance zum Neuaufbau gegeben.

Etwas Schwierigkeiten hatte ich mich den genauen Schilderungen des argentinischen (nicht europäischen) Tangos, da ich weder mit den Feinheiten der Drehungen noch Wechsel der Aufteilung der Tanzpartner vertraut bin.

Ich habe das Buch sehr genossen. Ich kann es jedem Leser / jeder Leserin empfehlen die schöne kreative Frauenenergie genießen kann und will.

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