Sonntag, 24. Oktober 2010

Rudyard Kipling : "Kim"


Rudyard Kipling :
"Kim"
1901 auf englisch erschienen
deutsch von Hans Reisinger
1981, Deutscher Taschenbuchverlag
13. Auflage 2007
328 Seiten
ISBN 978-3-423-12602-1

Das ist für mich ein wunderbares vielschichtiges Buch, eine herrliche farbenfrohe aktive Geschichte voll mit verschiedenen Religionen, Menschen aus verschiedenen Schichten.

Kim O'Hara ist ein Bub, der sich geschickt und intelligent durchs Stadtleben von Lahore schlägt, und in Mahbub dem wichtigen Pferdehändler einen Freund hat. Ein Lama aus Tibet taucht auf und erzählt daß er auf der Suche nach einem Fluß ist, der alle Sünden abwäscht. Kim beschließt sein Chela zu werden, indem er für den alten weisen Mann sorgen wird, und gleichzeitig das Land sehen wird.
Da Kim ein gescheiter, gewitzer junger Mensch ist, der rasch aufnimmt welche Wünsche, Flüche oder Verhaltensweisen erfolgreich sind, und auch verschwiegen ist, vertraut ihm Mahbub ein Schreiben zur sicheren Weiterlieferung an. Später erst wird klar, daß damit ein größerer Krieg und viele Tote verhindert worden waren.
Auf der Reise durch das Land sehen der Lama und Kim viele unterschiedliche Menschen, Gesellschaftsschichten, Religionen und Teufelsglauben, und erfahren weil der Lama als heiliger Mann gilt meist günstige Aufnahme (im Tausch gegen Segen, Schutz oder Horoskoplesen).
Als sie zu nahe an einen Trupp englischer Soldaten kommen, enthüllt sich, daß Kim irischer Abstammung und kein Inder ist. Ein Pater und ein Oberst setzten ihren Einfluß, daß Kim die ihm zustehende westliche Ausbildung erhält. Der Lama setzt seine Kontakte in Gang und schafft es, daß Kim auf die beste dieser Schulen kommt. Kim ist drei Jahre dort und lernt lesen, schreiben und die Kunst Karten zu zeichnen. In den Ferien zieht er mit Mahbub, dem Pferdehändler und Spion durchs Land, oder sucht mit dem Lama den heiligen Fluß oder wird bei Lurgan, einem Mann der Magie und der Edelsteine und der Heilmedikamente in die Kunst der Heilung eingeführt.
Danach enthüllen Mahbub und Babu/Hakim Kim, daß sie dringend seine 'spionistische' Hilfe im Norden Indiens brauchen, und Kim und der Lama machen sich auf den Weg in die Kälte und Schnee der Berge. Während es dem Lama als geborener Mann der Berge immer besser geht, hat Kim als flachlandgewohnter Mensch einige Anpassungsprobleme. Die beiden treffen dort auf Männer und es gelingt ihnen in den Besitz geheimer Berichte zwischen Rußland und anderen Stämmen und abtrünnigen Königen zum kommen und diese zu übergeben.
Zurück im Flachland bei einer scharfzüngigen reichen Sahiba, wird Kim wieder gesund gepflegt und der Lama erreicht nach Fasten und Meditieren Reinigung im Fluß und damit Erlösung seiner Sünden und auch der Menschen die er liebt.

Kipling beschreibt sehr schön Menschen, Kleidung, Charakteristika unterschiedlicher Religionen, Häuser in der Stadt oder am Land; er geht schön auf die Hitze im Süden des Landes ein, genauso wie auf Schnee, kalten Wind, verkarstet Gebirgszüge und deren tierische Bewohner; es ist faszinierend wie er dem Süden die großen Wasserbüffel und dem bergigen Norden die Bergziegen, kleinen Wollschafe und kleinen Kühe zuschreibt.

Auch wenn Kim der Hauptprotagonist ist, finde ich das Heilsuchen des Lamas faszinierend. Die Art wie er mit Medition, Fasten aber auch "Verdienst erzielen" durch das Senden Kims in die beste Schule an sich arbeitet. Als er in Zorn gerät weil ihn ein Mensch in den Bergen schlägt, verzweifelt er fast an der Schuld weil der nicht das Rad des Lebens akzeptieren kann.

Einziges Manko in dem Buch ist für mich, daß ich gerne eine Karte Indiens mit den wichtigsten Punkten dieses Buches im Anhang gefunden hätte.

Ich habe den Roman genossen : die Spiritualität, die Menschen, die Ziele, die Beschreibung von Landschaften und hoffe andere Leser genießen ihn genauso wie ich.

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