Montag, 23. August 2010

Daniel Múgica : "Die Stadt von unten"

Daniel Múgica :
"Die Stadt von unten"
1996 Plaza & Janés Editores, Barcelona
"La ciudad de abajo"
aus dem Spanischen von Ulrich Kunzmann
1998, Ullstein Taschenbuch
140 Seiten
ISBN3-548-24342-8

1. Krankheit
2. Die Schulen
3. Die Freunde
4. Der Alkohol
5. Die Reise
6. Die Frauen
7. Die Trauer
8. Der Unfall
9. Die Kinder
10. Die Gegenwart

Ein faszinierendes Buch, das - chronologisch gesehen - die Geschichte eines Buben erzählt, der als Kind eine Hüftkrankheit hat, dann gesund wird, die Adolezenz erlebt, als Jüngling immer wieder in die verschiedenen Suchtmittelräusche abstürzt .... und am Schluß 'Sicherheit' im klassischen Rahmen der Familie mit Frau und Kindern findet.

Die Chronologie der 10 Kapitel wird in Erzählform gesprengt - der Jugendliche ist einmal der kranke Bub und zwei Sätze später der erwachsene Mensch, der Familienvater und Ehemann ist, und genau dort ankert.

Die Stadt von unten ist einerseits ein Bild für die Schmerzen, die ihn immer wieder abstürzen lassen oder in die er sich immer wieder geistig rettet, um mit den Schmerzen und den Behinderungen fertig zu werden.
Später ist die Stadt von unten die Welt der Räusche, die er entweder alleine oder mit wechselnden Partnerinnen und Freunden hat. Im Detail schildert der Autor die verschiedenen 'Aufnahmearten' der unterschiedlichen Drogen. Preisgelder, die mit 22 Jahren für Schriftstellerarbeit genommen werden, werden mit Drogen verheizt.
Schilderungen sind auch das idylle Familienleben mit Frau und Zwillingen, die wie ein Happy End am Ende des Romans stehen.

Kurz, aber intensiv schreibt der Autor über terroristische Angriffe auf Menschen mit Idealen, die familiär aus dem dritten Reich und später das Baskenland und dortigen Terror betreffen.

Mich hat die Dichtheit und das Rauschhafte in dem Beschreiben des Drogenkonsums, des Wegtretens, des Alkoholkonsums, das Absacken wenn Drogen wichtiger werden als Miete zahlen oder sich um die Wäsche kümmern fasziniert; das Familiengetue und Happy End war mir zu kitschig.

Mich faszinieren die sprachlichen Bilder des Autors/ vielen Dank an den Übersetzer :
.. daß man immer allein ist, wenn das auch gegen den Willen derjeniger geschieht, die dich lieben (S.12)
.. das Schwimmbecken .. ein flüssiger Planet ..
.. impulsive spontane Verabredungen mit der Traurigkeit (S.23)
Ich ging in den Klängen auf und schlich mich wie ein heimlicher Untermieter in ihre Seele ein (2.35)
.. der Mond ... warf seine Messerklingen in die Wellen (2.49/50)
.. eine riesige Schlingpflanze aus blauem und orangerotem Feuer rankte sich an einem Firmament aus Alkohol empor (S.52)
S. 81 ... daß ich Illusionen sammelte und mir keine mehr blieben.
S. 84 .. Garten, in dem der Herbst, ..., Laubwirbel umherstreute.
S. 123 Die Bücher überziehen die Wände wie Schlingpflanzen und klettern die Treppe empor, überfluten die Schlafzimmer und finden Ruhe.

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